Bei mir ging es in erster Linie darum, ob ich mich selbst fühlen kann. Das ging mit männlich ausgeprägten Geschlechtsmerkmalen absolut gar nicht.
Mit 16 etwa war mir klar, dass ich eine Frau bin. Aber wie konnte das sein? Masturbiert habe ich mit Beginn der Pubertät wie ein Mädchen/wie eine Frau. Das wurde mir erst später bewusst. Wie konnte ich wissen wie das geht und warum sollte ich das überhaupt tun?
Mit Beginn meiner Pubertät fühlte sich mein Körper verstärkt falsch an - bzw. nicht der Körper an sich, sondern die männlichen Geschlechtsmerkmale, die sich mehr und mehr ausprägten. Ich habe versucht das zu ignorieren, weil wie konnte so etwas überhaupt sein?
Aus meine Traumatherapie weiß ich, dass mich diese Thematik schon mit 2 1/2 eingeschränkt hat. Und ich war nicht so gepolt, dass ich unbedingt Kleidchen tragen wollte oder so. Das war nicht meine Thematik. Ich ziehe heute auch einen Blaumann an, wenn es Sinn macht.
Erst hab ich nicht begriffen was abgeht und ich habe wohl auch massiv verdrängt, bis ich irgendwann zusammengebrochen bin und nichts mehr ging. Da war ich dann gezwungen mich damit auseinander zu setzen.
Dann sag mir mal bitte, welche andere Lösung es geben soll?
Vielleicht seinen Körper und Gehirn harmonisieren, wie es Rheinhessen einmal vorgeschlagen hat? Und wie dann bitte? Die Fehlempfindungen, die man seit Jahrzehnten hat einfach versuchen auszublenden?
Und wenn es dann gar nicht mehr geht sich mit Antidepressiva vollstopfen, sich zum Zombie machen oder sich mit Drogen zuschütten, bis man fett und aufgequollen ist und der Körper so kaputt ist, dass sowieso nichts mehr zu retten ist und man sich sowieso nicht mehr fühlen kann? Bis dann alles zu spät ist?
Ich habe echt viel gemacht. Viele Jahre Psychotherapie, (teil-)stationär Psychosomatik, Traumatherapie mit EMDR und Hypnose.
Was erwartest du denn noch? Was tun? Was besser tun, damit man diese Fehlempfindungen nicht mehr fühlen muss, das Verlangen nach dem eigenen Körper nicht mehr ertragen braucht? Vielleicht einen operativen Eingriff ins Gehirn, damit man "nicht den gesunden Körper zerschnippeln" muss?
Du willst also wirklich an das Gehirn dran, an dein Wesen, es ggf. so manipulieren, dass du mit deinem männlichen Körper klar kommst, wobei es auch dabei keine Erfolgsgarantie gibt und du dann vielleicht in hohem Alter massive Probleme bekommst und dann in die Transition gehst und es in höherem Alter natürlich immer schwieriger wird, Testosteronschäden auszubügeln, so es überhaupt geht?
Das einzige, was ich damals noch weg harmonisiert hätte, hätte ich keine entspr. Hilfe bekommen, um wenigstens soweit meinen Körper zu bekommen, wäre mein Leben. Ich hätte Schluss gemacht - definitiv. Selbst wenn ich nach so vielen Jahren darüber nachdenke, dass ich meinen Körper von damals plötzlich hätte, wobei ich nicht mehr weiß wie sich das im Detail anfühlt... - mir geht es schlagartig saumäßig schlecht.
Ich will das niemals wieder so fühlen müssen.
Und ich bin keine 30 oder 40 mehr, hab also auch schon einiges an Lebenserfahrung und mir waren weder das Gender (entspr. mit Kleidchen tragen dürfen, sich schminken dürfen usw.), noch das A-Kartenspiel etc. primär wichtig. Was bringt mir das auch alles wenn ich mich sowieso nicht fühlen kann?
Man kann das vielleicht eine Weile als Krücke verwenden, aber am Ende ist es was es ist: eine Krücke und für mich wenig hilfreich.
Wer ein Genderproblem hat, soll anziehen was er/sie will, soll sich verhalten wie er/sie will und gut. Wer sich auf das A-Kartenspiel nicht mehr einlassen will, soll das kommunizieren. Sonst ändert sich nie was, sonst fangen die Leute nie an darüber nachzudenken.
Wer das Glück hat sich harmonisieren zu können, soll das tun. Herzlichen Glückwunsch. Allerdings darf ich dann doch davon ausgehen, dass das wahre Problem, dass die wahren Motivationen dann auch woanders liegen.
Ach ja, da fällt mir ein, der Leib... - da zählen dann auch Kleidung und Highheels mit in die Körperdiskrepanz mit rein. Auch nicht mein Thema.
Es kann ja jeder gerne machen wie er will, aber dann bitte keine Fremdbestimmung und Vereinnahmung.
_________________ "Am meisten fühlt man sich von Wahrheiten getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte." F. Beutelrock (1889 -1958)
"Die Selbsttäuschung beherrscht der Mensch noch sicherer als die Lüge." F. Dostojewskij (1821 - 1881)
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