Queerpride.de
Statt zu trauern, wurden sofort Nebenkriegsschauplätze aufgemacht: »Schwulenclub« ginge gar nicht, weil auch Frauen zu Tode kamen. Das sei sexistisch. »Homosexuellenclub« ginge gar nicht, weil da die Ts, Is, Qs und Sternchen fehlen. Wie wichtig ist denn die Buchstabensuppe? Offensichtlich wichtiger als alles andere. Damit niemand zurückbleibt, muss jeder erwähnt werden. Und wehe, im Kontext fällt der Raum für einen Buchstaben geringer aus als für einen anderen!
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»Community« ist gut als Stütze, als Guideline, als Gefühl, Wissen und die Sicherheit, nicht alleine zu sein. Wenn sie funktioniert. »Community« ist aber schlecht, wenn sie sich mit Grabenkämpfen oder Deutungshoheiten auseinanderdividiert.
Ich fühle mich nicht mehr als Mitglied der »Community«, wenn die Nomenklatur über den Inhalt gewinnt. Ich bin auch kein LGBT-Mensch, wie mir das jüngst jemand erklären wollte. Ich bin ein schwuler Mann, der in den letzten Jahrzehnten in seiner Bedeutung für die »Community« immer weiter nach hinten gerutscht ist. Aus Gründen des Proporz’ oder falsch verstandener Solidarität. Dass aus der schwulen Community eine schwul-lesbische, eine LGB-, eine LGBT-, eine LGBTI-, eine LGBTIQ- und eine LGBTIQ*-Community wurde, hätte ihr dienlich sein können. Leider habe ich den Eindruck, dass die Unterschiede wichtiger sind und vermisse die Gemeinsamkeiten. Im politischen, im gesellschaftlichen und auch im Kontext der sexuellen Anerkennung.
Ja, auch ich bin keine Trans*Frau, auch ich bin kein Trans*Mensch. Ganz ehrlich, ich würde einer Community, die meine Realität verleugnet und eine Transsexualität als Lebensweise deklariert, nicht eine Träne nach weinen. Ja, die Gruppe der Menschen mit geschlechtliche und sexueller Varianz ist sehr vielfältig. Bisher hatten wir das Buchstabenkürzel LSBTTIQ dort sind zumindest die Hauptgruppen im Bereich der geschlechtlichen Varianz benannt worden. T für Transsexuell, T für Transgender, I für Intersexuell und Q für queere Lebensweisen.
Nun ist es aber neuerdings zur Mode der Community geworden, die Gruppe derer, für die das Problem die Inkongruenz zwischen angeborenem Geschlecht und Körper ist, zu verleugnen. Dabei geht es nun nicht darum auch immer genannt zu werden, es geht vielmehr darum das es diese Community geradezu mit Genugtuung hinnimmt, dass selbst in der Medizin und auch sonst nur noch vom Gender (psychosozialen Geschlechtsmerkmalen) die Rede ist. Der Sexus, der für Menschen mit Transsexualität entscheidend ist, wird selbst von dieser Community ignoriert und verleugnet.
Uns darf es allen Anschein nach nicht geben. Transsexualität ist angeboren aber das darf nicht sein. Denn wenn es das gäbe würde das ganze Kartenhaus einiger Gender-Aktivisten, dass das Geschlecht ein soziales Konstrukt sei, zusammen fallen. Eine Theorie die ohnehin auf äußerst wackligen Füßen steht, kann und darf Transsexualität nicht als das akzeptieren was es ist.
Da wird uns dann lieber Reaktionismus unterstellt und ein "Gefangensein im heteronormativem Weltbild". Es wird uns unterstellt, wir würden uns aus genau diesem Grunde einer Genitalangleichung unterziehen. Mal ganz ehrlich, wie würdet ihr über einen Menschen denken, der sich "verstümmeln" lässt um einen sozialen Rollenwechsel zu vollziehen.
Vielen Dank einer solchen Community!
Eine Trans*Community die rücksichtslos ein derart reaktionäres Gedankengut verbreitet, nur um zu rechtfertigen das Geschlecht sozial konstruiert sei und man daher ja beliebig das Geschlecht wählen kann, brauchen wir wirklich nicht. Die Community muss im Bereich der geschlechtlichen Varianten lernen, das bei Menschen mit dem Verlangen nach Genital angleichnder OP ein eigenständiges Phänomen vorliegt (Transsexualität), dass es sich nicht um die Überspitzung des Wunsches nach einer transgeschlechtlichen Lebensweise handelt.
Lotty