Das Schweigen der Transsexuellen

Transsexualität in Medien, Kunst und Kultur.

Das Schweigen der Transsexuellen

Beitragvon Lotty » 19. Dez 2015, 19:20

Habe heute bei facebook einen Link zu einem Artikel des Heise Verlags aus 2011 gefunden. Er ist schon etwas älter aber er beschreibt sehr treffend unsere Situation. Es geht dort um Fremdbestimmung, die Sicht von außen auf unsere Situation.

Hier einige kurze Passagen die Lust machen sollen den ganzen Artikel zu lesen.

Das Schweigen der Transsexuellen

Das Europäische Parlament hat die andauernde Pathologisierung transsexueller Menschen auch in der EU scharf verurteilt, aber darüber spricht man nicht
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Stellen Sie sich bitte vor, dass eine Gruppe von Menschen, der Sie angehören, ständig von anderen – zum Beispiel den Medien - definiert und charakterisiert wird, Sie nicht einmal zu Wort kommen,
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Es ist die Grundlage und das zentrale Element eines unaufhörlichen öffentlichen Diskurses über "Geschlechtsumwandlungen", "Männer, die Frauen sein wollen", eben die "Transsexuellen", wie die deutsche Öffentlichkeit sie wieder und wieder gleichförmig konstruiert. Es ist die "wissenschaftliche" Basis des Transsexuellengesetzes und jeglicher Rechtsprechung hinsichtlich dieser konstruierten "Transsexuellen". Es ist ihre Pathologisierung.
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1851 entdeckte der Psychiater Cartwright in den Südstaaten eine Geisteskrankheit, die nur unter Menschen mit schwarzer Hautfarbe auftrat, die Drapetomanie. Diese Geisteskrankheit – entsprechend zur Epoche eine Manie – bestand aus dem irrationalen Wunsch, frei zu sein, und der Tendenz, davonlaufen zu wollen.
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Aber selbst dort, wo sie (...) die rassistische Einvernahme abgeschüttelt oder gar nicht wirklich vorangetrieben hat, selbst dort noch hat die Psychiatrie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im wesentlichen immer als Mechanismus und Instanz zur Verteidigung der Gesellschaft funktioniert (...) oder, um die Ausdrucksweise des 19. Jahrhunderts aufzugreifen, als "Jagd nach Entarteten".
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Spuren sowohl personeller als auch inhaltlicher Natur, die von der Psychiatrie im Dritten Reich zur Pathologisierung von Transsexuellen im heutigen Deutschland führen, sind auffindbar. Dies dürfte einer der Gründe für das Schweigen inmitten des Geschwätzes sein.
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2009 erklärte Prof. Silvia Pimentel, Angehörige des CEDAW-Komitees der UNO (Convention on the Elimination of all Forms of Discrimination against Women) anlässlich der Anhörung Deutschlands, es sei ein Paradoxon, dass transsexuelle Frauen zu geistesgestörten Männern erklärt werden, um als Frauen akzeptiert zu werden.
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"Weitgehend sichere Diagnose", aber durch wen? Nicht etwa seitens der Betroffenen selbst, denen man keinesfalls zugestehen kann, sie wüssten selbst am besten über sich Bescheid.

Ich hoffe ich habe das Interesse geweckt den Artikel mal im Ganzen zu lesen. Gerne könnt ihr hier auch eure Meinungen zu dem Thema posten.

Liebe Grüße
Lotty
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Re: Das Schweigen der Transsexuellen

Beitragvon Gast » 24. Feb 2016, 22:55

Liebe Lotty,

ein sehr empfehlenswerter Artikel, den Du da ausschnittweise zitierst, und bei dem es sich lohnt, den Gesamttext zu lesen. Das darauf bislang noch niemand im Forum eingegangen ist, kann ich mir nur mit dem Erscheinungstermin des von Dir gesetzten Themas (kurz vor Weihnachten) erklären.
Der Artikel bringt unsere Betroffenen-Situation sehr zutreffend "auf den Punkt", sowohl in Bezug auf Öffentlichkeit im Allgemeinen und Entscheidungsträger im Besonderen.
Er könnte vielleicht gewissermaßen als "Gallionsfigur" und Diskussionsgrundlage hilfreich sein, wenn es darum geht, in einen Dialog außerhalb des Forums einzutreten, mit "Organen der Öffentlichkeit" (Presse und sonstige Medien) und Entscheidungsträger (Politik, Justiz, Medizin).

Lieben Gruß
Seerose
Gast
 

Re: Das Schweigen der Transsexuellen

Beitragvon Gast » 25. Feb 2016, 17:43

wenn man sich dann aber die Kommentare anschaut, packt einen schier das Entsetzen über so viel vernagelte Ignoranz, und man fragt sich, was viele der Kommentatoren eigentlich von dem Artikel verstanden haben. Wenn das ein "repräsentatives Ergebnis" der potentiellen Reaktionen der Öffentlichkeit darstellt, könnte man geradezu verzweifeln.
Aber es hilft nichts, sich zu verkriechen. Nur der gesuchte Dialog in und mit der Öffentlichkeit kann dauerhaft etwas an diesem miserablen Wissens- und Kenntnisstand und unserem Image ändern.
Dies bestärkt mich aber wieder einmal mehr darin, mein unauffälliges Leben "stealth" weiterzuführen, ganz abgesehen davon, daß ich diesbezüglich auch auf meinen Ehemann Rücksicht nehmen muß. Wahrscheinlich geht es Vielen so, und insoweit können sich einseitige Zerrbilder von uns in der Öffentlichkeit gut weiter perpetuieren... :( :( :(
Gast
 


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