Selbsthilfe Forum - Frau! Mann! - oder was bin ich sonst?

- Für Menschen deren Geschlecht nicht den Körpermerkmalen entspricht -
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BeitragVerfasst: 4. Jul 2018, 14:56 
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Beiträge: 1232
Wenn ich mit meinen inzwischen 64 Lebensjahren zurückblicke und mich frage, was der Grund dafür war, daß ich mich "erst" mit 21 Jahren "geoutet" habe, dann gibt es dafür zunächst einmal eine (allzu) einfache Erklärung: Erst mit 21 Jahren war man seinerzeit "volljährig"!
Wenn man aber bedenkt, daß ich mich bewußt zurückerinnern kann an mein Leben im Alter von deutlich unter zwei Jahren, und zudem auch seither kindgemäß eindeutig und unwiderruflich wußte, daß ich ein Mädchen war, das mit zunehmender kognitiver Reifung und mit der damit einhergehenden selbstkritischen Reflexion eine kontinuierliche Verstetigung und Verfestigung dieses Selbst-Bewußtseins erlangte, dann sind zwei weitgehend sinnlos vergeudete für mich weitgehend harte und bittere Lebens-Jahrzehnte zu beklagen, in denen ich weitestgehend an meinen eigenen Bedürfnissen vorbeileben mußte, und eine Geschlechts-ROLLE zu spielen hatte, die ich mehr schlecht als recht ausfüllen konnte.

Wenn ich mich nun frage, was mich daran gehindert hat, mich vorher zu outen, so fallen mir dabei insbesondere folgende Aspekte ein:

[*] ein bereits als Kleinkind vorhandenes Gespür dafür, mit dieser "Merkwürdigkeit" als "Irre" abgestempelt und in lebenslang in eine geschlossene "Irrenanstalt" (so hieß das damals!) eingesperrt zu werden, ohne jegliche Hoffnung auf wirkliche Hilfe für mich, hinsichtlich der von mir zunehmend dringend benötigten medizinisch-somatischen Maßnahmen, von deren Existenz ich damals natürlich ehedem nichts wußte...

[*] Dabei bekam ich bereits im Alter von 12/13 Jahren einen Zeitungs-Artikel zu lesen, über den seinerzeit wohl ersten GaOP-Chirurgen, Georges Burou, und seine Klinik in Casablanca (Marokko). Die dort geschilderten Aspekte erschienen mir aber in meiner persönlichen Lebenssituation derart (realisierungs-)fern, daß ich lange Zeit sehr ambivalente Erinnerungen wirkmächtig für mein "nicht-Handeln" (vorerst!) mit diesen Schilderungen verband. Zu dieser Ambivalenz beigetragen haben aber insbesondere auch zwei Aspekte. Zum einen mußte man sich seinerzeit, bei den durchaus noch sehr risikoreichen Operationen in "exotischer Umgebung" noch schriftlich damit Einverstanden erklären, daß im Falle des nicht-Überlebens, sämtliche Ausweisdokumente vernichtet, und die Leiche im Meer "entsorgt" würde...
Zum anderen bewegte mich seither das Zitat von Burou: "Ich kreiere keine Monster!" Einerseits wußte ich damals im Alter von 12/13 Jahren noch nichts von Hormonwirkungen oder gar von der Möglichkeit einer Hormon-Ersatz-Therapie, und zum anderen bereitete es mir panische Angst, vielleicht dann dauerhaft mein Leben als "Monster" leben zu müssen. Welcher Mediziner hätte mir seinerzeit die Angst nehmen können? Gäbe es denn heute kompetente medizinische Anlaufstellen, die jemandem wie mir im Vorfeld dazu Auskunft geben könnte, ob und inwieweit diese Angst berechtigt ist?!
Diese Angst bewegte mich also mehr oder weniger letztlich sogar bis zu meinem Outing und meiner damit einhergehenden Transition, wie wohl ich mir selbst darüber zwischenzeitlich, rechtzeitig vor der Transition, einige Klarheit verschaffen konnte, welche meine panische Befürchtung als völlig unangebracht herausstellte.

[*] Diese gravierend-diffusen Ängste wurden aber auch seit jeher in mir ausgelöst, bei Auftreten von tuntigen Heteitei-Frauen-Darstellern, wobei diese Art in mir stets Ekel, Abscheu und Verletzung ausgelöst hat, und ich damit in keinster Weise je irgendeine Verbindung empfunden habe, und damit auch niemals in Verbindung gebracht werden wollte und möchte!

[*] Hinderlich waren aber auch sicher die Perspektiven, auf die sich seinerzeit Menschen einließen, die ihre GaOP durchführen ließen, obwohl auch nicht im entferntesten damit zu rechnen war, jemals offiziell den geschlechtsrichtigen Vornamen und den geschlechts-richtigen Personenstand führen zu können.

Alle diese Hintergründe begleiteten mich, als ich mich heute, vor genau 41 Jahren Jahren, voller Euphorie auf den Weg zu meiner GaOP begab zu meinem Chirurgen, Dr. Bernard Thibault in Brüssel, und im Reisegepäch zudem den ungeklärten Rechtsstreit über die Finanzierung meiner OP durch die gesetzliche Krankenkassen, ein Verfahren, das sich noch weitere zweieinhalb Jahre hinziehen sollte, bevor das LSG Niedersachsen erstmals in Deutschland die kassenmäßig zu erbringende Leistung für rechtmäßig entschied, auch für eine in meinem Fall im Ausland durchgeführte GaOP, wegen vorheriger prinzipieller Verweigerung der KK zur Kooperation...


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BeitragVerfasst: 4. Jul 2018, 16:25 
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Beiträge: 142
Geschlecht: Mann
Da ich wahrscheinlich hier der jüngste bin, will ich mal erklären, warum stealth wichtig für mich ist.

1. Ich bin konservativ. Ich fühle mich nicht als Minderheit. Ich bin ein weißer Mann - einer von „den Bösen“. Ich habe keine Verbindung zu LGBT. Außerdem will ich mit den miesen Repräsentanten nichts zu tun haben.

2. Gesellschaftliche Nachteile oder Vorteile: Entweder die Wunschkarriere ist am Arsch oder es kommt eine Bande linker Vollpfosten an und will mir armem Opfer helfen. Ich bin kein Opfer, wir haben nichts miteinander zu tun. Ihre Teddybären sollen sie bei anderen Leuten loswerden :lol:

3. Andere Leute drucken sich ihre Krankengeschichte auch nicht aufs T-Shirt. Warum sollte dann ich?


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BeitragVerfasst: 5. Jul 2018, 10:25 
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Registriert: 21. Feb 2016, 19:06
Beiträge: 1232
Es freut mich sehr, wenn ich lese, was Du als altersmäßig Jüngster hierzu schreibst, und wie sehr ich das alles nachempfinden kann, wie Du es für die heutige Situation und die sich daraus ergebenden Überlegungen ausdrückst!
Bei allen neuen Herausforderungen, die neue gesellschaftliche Gesamtumständen im Laufe der Zeit mit sich bringen, sehe ich doch eine grundlegende Kontinuität, die uns NGS-Menschen damals und heute verbindet!

Hauptmann Toxic hat geschrieben:
Ich bin konservativ. Ich fühle mich nicht als Minderheit. Ich bin ein weißer Mann - einer von „den Bösen“. Ich habe keine Verbindung zu LGBT. Außerdem will ich mit den miesen Repräsentanten nichts zu tun haben.

Schön, daß Du es trotz der teilweise bitteren Realität doch noch so schön humorvoll ausdrücken kannst, wobei ich Dir in Deiner Bewertung nur voll und ganz zustimmen kann! Es zeigt aber auch etwas ganz Wesentliches, was charakteristisch ist, für uns als NGS-Menschen:
Im Gegensatz zu manch unbestimmten Zeitgenossen suchen wir uns unser "Geschlecht" nicht im Sinne des Rosinenpickens aus, und verbleiben wie Viele von denen stets unverbindlich flexibel. Wir sind klar und eindeutig und dauerhaft entweder Männer oder Frauen, unabhängig von gesellschaftlicher und zeitlicher Begünstigung oder Benachteiligung des einen oder des anderen Geschlechts!
Unser Gerechtigkeitsempfinden bewegt(e) aber viele von uns damals, und Viele für mich unverständlicher Weise bis heute, mit Sympathie viele Anliegen der seinerzeitigen Feministinnen zu begleiten, wie wohl viele von uns , egal ob Männer oder Frauen, heute in vielerlei Hinsicht eher auch die Notwendigkeit gesellschaftlicher Geschlechter-Gerechtigkeit für Jungen und Männer sehen; ich gehöre jedenfalls dazu!
Hauptmann Toxic hat geschrieben:
2. Gesellschaftliche Nachteile oder Vorteile: Entweder die Wunschkarriere ist am Arsch oder es kommt eine Bande linker Vollpfosten an und will mir armem Opfer helfen. Ich bin kein Opfer, wir haben nichts miteinander zu tun. Ihre Teddybären sollen sie bei anderen Leuten loswerden :lol:

Ja, das sehe ich auch so! Wenn ich von "Outen" sprach, so meinte ich damit die unerläßliche Eröffnung und konsequente Umsetzung dessen, was für uns an Veränderungen unumgänglich ist, und infolge dessen wir uns so viel wie nur unbedingt nötig, aber so wenig wie irgendwie möglich "outen" über das, was wir seit mehr oder weniger Zeit über uns selbst wissen (inning); dieses "outen" hat natürlich absolut nichts zu tun mit einem höchst-übergriffigen "Zwangsouten" durch Vollpfosten, und ist auch nicht grundlegend unvereinbar mit einem auch von mir so empfundenen und so umgesetzten, erstrebenswerten dauerhaften Stealth-Leben!
Ich lebe seit 42 Jahren so weit als möglich "stealth", und bin dankbar dafür, so meinen ganz normalen Alltag leben zu können, ohne ständig meine frühere "Krankenakte" lebensbestimmend vor Augen zu haben, und mich im Zusammenwirken mit Menschen im sozialen Alltag darüber explizit oder implizit "auseinandersetzen" zu müssen...
Um für sich selbst zur Ruhe kommen zu können, ist es auch ganz wichtig, handlungsfähig zu werden, und sich weder in eine Opferrolle zu begeben, noch sich von anderen in diese vermeintlich bequeme Rolle drängen zu lassen; das macht nur unmündig und dauerhaft unfrei!
Hauptmann Toxic hat geschrieben:
3. Andere Leute drucken sich ihre Krankengeschichte auch nicht aufs T-Shirt. Warum sollte dann ich?

Das spricht für sich, kann aber gar nicht oft genug wiederholt werden; deshalb hier noch einmal in Fettdruck!


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BeitragVerfasst: 5. Jul 2018, 16:48 
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Psychisch kranke Menschen sind stolz auf ihre Krankheit. So manche geben dies sogar offen zu. :o Ich habe einen an der Klatsche und das ist gut so. - Da kann ich nur sagen, schnell die Beine in die Hand nehmen und nichts wie weg! Ich habe keine Lust auf solche Psychofälle, sie nerven mich und gehen mir an die Substanz. Richtige Energievampire sind das!

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V.T. pen phis! Tok narok.


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BeitragVerfasst: 5. Jul 2018, 19:21 
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Geschlecht: Mann
Selfmademan hat geschrieben:
Psychisch kranke Menschen sind stolz auf ihre Krankheit. So manche geben dies sogar offen zu. :o Ich habe einen an der Klatsche und das ist gut so. - Da kann ich nur sagen, schnell die Beine in die Hand nehmen und nichts wie weg! Ich habe keine Lust auf solche Psychofälle, sie nerven mich und gehen mir an die Substanz. Richtige Energievampire sind das!

Also ich bin auch psyschich krank aber weder stolz drauf noch ein Energievampir. Solche Pauschalisierungen kann ich auf den Tod nicht ab.
Das wäre so als würde ich sagen " alle Transsexuellen sind Transen/ Tunten"

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Das Leid brachte die stärksten Seelen hervor. Die allerstärksten Charaktere sind mit Narben übersät


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BeitragVerfasst: 5. Jul 2018, 21:33 
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Das war auf die jammernden Transgender gemünzt. Kann jemand mein Posting diesbezüglich editieren und einen Zusatzhinweis reinschreiben?

An dich Thorin habe ich beim schreiben des Postings gar nicht gedacht, ich hatte nur diese jammernden Genderistas vor meinem geistigen Auge.

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