Der lange Weg zum Mann

Transsexualität in Medien, Kunst und Kultur.

Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Ätztussi » 30. Jul 2015, 07:38

Hier ein gelungener Artikel aus dem Tagesspiegel vom 30.7.2015 zur Transition.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/transidentitaet-der-lange-weg-zum-mann/12096618.html
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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Rosi » 30. Jul 2015, 14:02

"Äußerlich unterscheidet er sich kaum von einem biologischen Mann..."


Aha, Paul ist also kein "biologischer Mann" sondern ein "?Trans?" Mann - also was anderes als
ein "normaler" Mann.

".....hatte schon mal von Transsexuellen gehört, aber das waren aus seiner Sicht Leute, die merkwürdig aussahen und von allen belächelt oder sogar geächtet wurden. Er hatte Fernsehberichte gesehen über misslungene Operationen, Mobbing und irgendwelche Freaks. Nein, das wollte er auf keinen Fall sein...."

Das ist eine Folge von Überbegriffen wie "Transgender" und "Trans*"

"Eine gute Psychotherapie erfüllt ihr gestecktes Ziel, die Diagnose Transsexualismus – so sicher und effizient wie möglich – zu stellen, und den Betroffenen vorurteilsfrei bei seinem Weg zu begleiten. Die Psychotherapie kann deshalb eine wertvolle Unterstützung bei der Transition sein und sollte idealerweise weder als eine Hürde auf dem Weg zur Geschlechtsangleichung betrachtet werden, noch als notwendiges Übel für das Erlangen von Gutachten"

Eine "Lobhudelei" auf die Zwangstherapie. Komplett unkritisch betrachtet (sogar als wichtig erachtet),
orientiert sich an den Begutachtungsrichtlinien, die als flexibles "patientenbezogenes" Werk erachtet
werden.

"Bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen, also Transfrauen...."

Ich bin keine "Transfrau"!

"Mediziner sprechen von einer Geschlechtsdysphorie. Am geläufigsten ist der Begriff Transsexualität, aber die Bezeichnung Transidentität ist treffender und wird oft von Betroffenen bevorzugt, weil es zwar um das Geschlecht (engl. „sex“) geht, aber primär um die Geschlechtsidentität, nicht um die Sexualität."

"Transidentität" wird von mir nicht bevorzugt. Es geht nicht primär um die Geschlechtsidentität, sondern
um den Körper. Meine Identität bin ICH und die ist meine Basis. Mein Körper hat sich entgegen meiner
Identität entwickelt, nicht meine Identität entgegen meines Körpers. Auf diese Weise soll nur weiterhin
die "Störung im Kopf" und damit die Psychotherapie festgemauert werden.

"Die Transformations-OP von Transfrauen ist einfacher"

Ich mache keine "Transformation" - vielleicht weil ich keine "Transfrau" bin?

"....wie wenig sexuelle Erfahrungen viele Transmenschen hatten. Viele hatten noch nie Sex, und für die anderen war der Sex im „alten“ Geschlecht meist quälend oder unbefriedigend."

Wer will auch schon Sex mit einem "Transmenschen" (was immer auch das für ein Mensch sein mag).
Gut ist es, das es scheinbar "neue" Geschlechter geben muss.

".......Gemäß des aktuellen Transsexuellengesetzes können Menschen, die sich ihre Keimdrüsen – also Eierstöcke oder Hoden – nicht haben entfernen lassen, ihre Geschlechtszugehörigkeit nicht ändern.
Voraussetzung zur Änderung der Geschlechtszugehörigkeit ist nämlich die nachgewiesene Fortpflanzungsunfähigkeit und die erfolgte operative Geschlechtsangleichung – also letztlich die Kastration der Person. ......"

Das ist so dargestellt falsch. Zwar wird auf den BVerfG-Urteil von 2011 hingewiesen, aber die tatsächliche
aktuelle Situation zur PÄ wird nicht ausgeführt.

-----

Also auch wieder ein Artikel, der die grundsätzlichen Ursachen für die Probleme von transsexuellen Menschen
nicht nennt oder erkennt sondern im Gegenteil diese weiter verbreitet und verfestigt. Sehr deutlich auch
wieder erkennbar, dass es vom Ansatz her nicht verstanden wird, dass Menschen, mit abweichenden sichtbaren
Körpermerkmalen auf die Welt kommen können - man geht im Kern weiter davon aus, dass Geschlecht das
Genital ist.
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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Anette » 30. Jul 2015, 17:47

Der Zeitungsartikel ist echt gut und auch für Nicht-Betroffene verständlich!
So manch ein Leser wird besser verstehen, was "Transsexualität" heisst und für die Betroffenen bedeutet!

Klar kann man jetzt Zeilen "zerpflücken", ist aber nicht nötig, denn so, wie der Artikel geschrieben ist, kommt er bei "Otto Normalverbraucher" bestimmt gut an und weckt durchaus Verständnis!
Wortklaubereien bringen da nichts!

Liebe Grüsse
Anette
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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Rosi » 30. Jul 2015, 18:06

Anette hat geschrieben:...... so, wie der Artikel geschrieben ist, kommt er bei "Otto Normalverbraucher" bestimmt gut an und weckt durchaus Verständnis!
Wortklaubereien bringen da nichts!

Ich würde Hinweise auf falsche Darstellungen nicht als "Wortklaubereien" bezeichnen.

Es ist mir auch nicht wichtig, wie "gut" ein Artikel bei "Otto Normalverbraucher" ankommt,
wenn dadurch nur weiter das "Verständnis" geweckt wird, dass ich keine Frau, sondern
eine Transfrau bin oder das ich "früher einmal ein Mann war" und eine gestörte Identität
habe.

Tut mir Leid, aber wenn einige weiterhin solche Artikel toll finden, wird sich im wirklichen
Verständnis nie etwas ändern.

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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon tilly » 30. Jul 2015, 19:30

Nun ja,

auf den ersten Blick ist er schon verständlich, und weitaus schlechtere Presserzeugnisse sind leicht zu finden.
Also wenn eine Mehrheit der Menschen auf dem Stand wäre, da könnten wir schon froh sein!

Aber, "Das bessere ist des guten Feind"!
So bin ich froh um Rosis "Wortklaubereien", sie erscheinen zwar manchmal schon etwas seltsam, sind aber wirklich nötig. Denn die Welt soll ja nicht heute stehen bleiben, und unser Sprachgebrauch lässt sich wirklich noch verbessern!
Um vielleicht mal in ferner Zukunft wirklich als Menschen verstanden zu werden die eben mit unpassenden Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kamen.

Mit liebem Gruß Tilly
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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Ätztussi » 30. Jul 2015, 20:26

Anette hat geschrieben:Der Zeitungsartikel ist echt gut und auch für Nicht-Betroffene verständlich!
So manch ein Leser wird besser verstehen, was "Transsexualität" heisst und für die Betroffenen bedeutet!

Klar kann man jetzt Zeilen "zerpflücken", ist aber nicht nötig, denn so, wie der Artikel geschrieben ist, kommt er bei "Otto Normalverbraucher" bestimmt gut an und weckt durchaus Verständnis!
Wortklaubereien bringen da nichts!


Ich sehe das so ähnlich wie Anette. Es kommt auch immer darauf an wer was schreibt.
Die Situation ist so, das die Transsexuellen und ehemaligen Transsexuellen untereinander sehr zerstritten sind. Dies Begriffswirrwarr hat nicht der Autor des Artikels zu verantworten sondern wir. Damit meine ich alle TS und ehemalige TS oder auch diejenigen, die sich Transident nennen.

@ Rosi

Du und ich wurden zuerst dem männlichen Geschlecht zugewiesen und hatten eine männliche Sozialisation. Das ist eben unsere Geschichte. Ob wir wollen oder nicht. Diese Vergangenheit hat uns auch geprägt und wir müssen uns damit auseinandersetzen und dürfen das nicht verdrängen. Viele Frauen mit transsexueller Vergangenheit haben so eine Geschichte und die Männer mit transsexueller Vergangenheit sind genauso mit ihrer ehemaligen Sozialisation konfrontiert. :danke:
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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Rosi » 30. Jul 2015, 20:30

Ätztussi hat geschrieben:.....
@ Rosi

Du und ich wurden zuerst dem männlichen Geschlecht zugewiesen und hatten eine männliche Sozialisation. Das ist eben unsere Geschichte. Ob wir wollen oder nicht. Diese Vergangenheit hat uns auch geprägt und wir müssen uns damit auseinandersetzen und dürfen das nicht verdrängen. Viele Frauen mit transsexueller Vergangenheit haben so eine Geschichte und die Männer mit transsexueller Vergangenheit sind genauso mit ihrer ehemaligen Sozialisation konfrontiert. :danke:

.... und was möchtest Du (mir) damit sagen, Ätztussi? Das begreife ich jetzt nicht.
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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Ätztussi » 30. Jul 2015, 20:38

Rosi hat geschrieben:.... und was möchtest Du (mir) damit sagen, Ätztussi? Das begreife ich jetzt nicht.


Ich bin ab und an mit meinen Mackerstrukturen konfrontiert obwohl ich diese nicht haben will. Kennst Du sowas nicht? :lol:

Oder in gefährlichen Situationen wird meine Stimme tiefer. Auch schon mal sowas bei sich selbst beobachtet. :mrgreen:
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Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Glöckchen » 30. Jul 2015, 20:49

"Bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen, also Transfrauen...."


Anette hat geschrieben:Der Zeitungsartikel ist echt gut und auch für Nicht-Betroffene verständlich!
So manch ein Leser wird besser verstehen, was "Transsexualität" heisst und für die Betroffenen bedeutet!

Klar kann man jetzt Zeilen "zerpflücken", ist aber nicht nötig, denn so, wie der Artikel geschrieben ist, kommt er bei "Otto Normalverbraucher" bestimmt gut an und weckt durchaus Verständnis!


Als Nicht-Betroffene.... kann ich jetzt ohne schlechten Gewissen sagen "Heiratsfrau, Erkältungsfrau, ist Transfrau so was wie auch Putzfrau?" An Titulierungen soll es nicht liegen, bin gleich dabei ........

Ich schmeiß mich weg ........ :lol: :lol: :lol: :lol: =D> =D> =D> =D>


Grüßle
Glöckchen
 

Re: Der lange Weg zum Mann

Beitragvon Rosi » 30. Jul 2015, 21:48

Ätztussi hat geschrieben:Ich bin ab und an mit meinen Mackerstrukturen konfrontiert obwohl ich diese nicht haben will. Kennst Du sowas nicht? :lol:

Oder in gefährlichen Situationen wird meine Stimme tiefer. Auch schon mal sowas bei sich selbst beobachtet. :mrgreen:


..... ist ja immer schwer das für sich selbst zu beantworten, würde aber in beiden Fällen klar "NEIN" sagen.

Damit Du jetzt aber nicht wieder von hinten kommst, habe ich auch vorsichtshalber einmal meine Frau
dazu gefragt (ohne sie über den Hintergrund zu informieren). Da kam auch sofort zwei Mal ein klares "NEIN".

Aber trotzdem hat sich mir nicht erschlossen, was Deine Ausführungen mit dem Artikel und in Bezug auf meine
Anmerkungen zu tun hatten - sei´s drum, vielleicht fehlen mir ja nur die "Mackerstrukturen" das zu verstehen ;-)
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