Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Neues aus Forschung und Wissenschaft zum Thema Transsexualität

Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon seerose » 12. Jul 2016, 19:11

Nachtrag: Inzwischen haben wir zum NGS weiterführende Ausführungen vorgenommen; diese sind u.a. unter den "Veröffentlichungen" der VTSM e.V. in diesem Forum einzusehen.

Nachfolgend möchte ich meinen neuen Begriffsvorschlag erläutern, und ihn damit zur Diskussion stellen.
Beim NGS soll es sich aus meiner Sicht um einen passenden begrifflichen Ergänzungsvorschlag zu Transsexualismus handeln, der möglichst auch für eine heterogene Öffentlichkeit sowie medizinisch-psychologisches Personal und Rechtsvertreter aussagekräftig und verwendungsfähig erscheint.
Hierbei geht es u.a. auch darum, den auch nach Meinung einiger Forumsmitglieder "verbrannten" Transsexualismus-Begriff mit neuer Schlagkraft, insbesondere in Abgrenzung zu Trans*gender, auszustatten. Basierend auf Milton Diamond und seinen langjährigen Studien an Inter- und Transsexuellen Menschen kommt dieser ja nicht von ungefähr zu dem Schluß, daß TS eine Spezialform von IS ist.
Angesichts dessen, und in Würdigung der vielen neuzeitlichen neuro-endokrinologischen Forschungsergebnisse, ist, bei aller noch bestehender Unsicherheit aber mit Sicherheit davon auszugehen, daß unser Geschlechtswesen und unser Geschlechtswissen irgendwie in unserer Gerhirnstruktur neuroanatomisch und neurophysiologisch "verankert" ist.
Dementsprechend erscheint mir im Falle unserer ts-Betroffenheit unsere körperliche Anomalie, die bei Kindern und ansonsten bei Erwachsenen im Extremfall ausschließlich das Genitale betrifft, mit dem Begriff "Neuro-Genitales-Syndrom=NGS" recht zutreffend begrifflich charakterisiert zu sein. Dieser Begriff ist ein somatisch-affiner Begriff, was ganz im Interesse von uns Betroffenen liegen dürfte; er ist zudem "etabliert" über eine begriffliche Nähe zu einem anderen IS-Phänomen, dem sogenannten AGS-Syndrom.
Gegenüber der Öffentlichkeit, und auch für im Regelfall nicht speziell geschulte Mediziner, legt er sogleich die Kernproblematik dar, um die es bei uns geht. Das ist auch ein wesentlicher Vorteil gegenüber der Bezeichnung "Harry-Benjamin-Syndrom" (HBS), die ehedem nur Eingeweihte kennen...Zudem wird und wurde oftmals an der Sexualität in TS Anstoß genommen, und kleine Kinder haben es damit bekanntlich noch nicht so, wie ja auch die TraKiNe-Eltern immer wieder betonen...
Mein Vorschlag wäre, immer beide Begriffe zeitgleich zu verwenden, d.h., immer stets zugleich von Tanssexualität und NGS zu sprechen, um NGS als somatisch-affinen Begriff zu Transsexualität stets präsent zu machen.
Ich hoffe auf eine lebhafte Rückmeldung und konstruktive Diskussion!
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon seerose » 23. Apr 2018, 11:45

Warum sprechen wir vom Neuro-Genitalen-Syndrom (NGS)?

NGS ist eine somatisch bedingte Geschlechts-Körper-Diskrepanz, die für originär transsexuelle Menschen kennzeichnend ist.
Die Normabweichung liegt hier in der Gegensätzlichkeit zwischen einer eindeutig männlich oder weiblichen neurologischen Beschaffenheit und Funktion einerseits, derer sich der betroffene Mensch in Form seines Geschlechtswissens über sein Geschlechtswesen früher oder später bewußt wird, im Prozeß des "Innings".
Andererseits verfügt der betroffene Mensch über ein "Genital-System", das der zuvor skizzierten neuronalen Geschlechts-Fundierung entgegensteht in Form einer gegengeschlechtlichen genitalen Beschaffenheit.
Prof. Milton Diamond spricht in diesen Spezialfällen von Intersexualität/Hermaphroditismus von der eindeutigen hegemonialen Dominanz der neuronalen Geschlechtsausstattung. Das bedeutet, daß die betroffenen Menschen bestrebt sein werden und müssen, eine Stimmigkeit ihres Geschlechtskörpers herzustellen.
Dies umfasst und betrifft im Regelfall immer sowohl die Unerläßlichkeit einer lebenslangen Hormon-Ersatz-Therapie (HRT), als auch die Durchführung einer unverzichtbaren Geschlechts-angleichenden-OP (GaOP) (wobei hierunter auch alle weiteren dazugehörigen operativen Eingriffe, sowie im Einzelfall erforderliche sonstige Maßnahmen zu verstehen sind).
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon Hauptmann Toxic » 23. Apr 2018, 20:38

Finde den Begriff NGS eh am besten. Von daher: dafür.

Auch ich finde Transsexualität etwas verbrannt. Zwar haben wir damit nicht die Sternchen am Hals, wohl aber wird das oft mit DragQueens/Kings und Fetischisten verwechselt.
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon Hera » 24. Apr 2018, 09:11

Ich finde den starken Bezug zum Genital nach wie vor problematisch.

Sehr missverständlich, wenn man sich nicht erst mit den Hintergrundinformationen auseinander gesetzt hat.

Gerade wenn Menschen keine Lust haben tiefer einzusteigen, dann könnten sie schnell auf den Gedanken kommen, es geht ausschließlich ums Genital und der ganze Rest ist eher Nebensache - wenn überhaupt.
"Am meisten fühlt man sich von Wahrheiten getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte."
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon seerose » 24. Apr 2018, 10:35

Hera hat geschrieben:Ich finde den starken Bezug zum Genital nach wie vor problematisch.

Ja das ist aber leider unser Problem: das unstimmige Genitale, das in der weiteren Folge alle für uns so leidvollen Prozesse in Gang setzt, die für unsere Phänomenlage kennzeichnend sind, falsche körperliche Entwicklungsverläufe ebenso wie umweltbezogene/gesellschaftliche Reaktionen auf unsere "genitale Beschaffenheit", die von uns als extrem-leidvoll empfunden werden!
Weder die chromosomale Ausstattung, noch der jeweils aktuelle Hormonstatus, noch die Fertilitäts-Voraussetzung lassen uns die Unstimmigkeit zu unserem neuronal verankerten Geschlecht präoperativ so nachhaltig spüren, wie unsere diskrepante Genital-Beschaffenheit!
Die präop. falsche Genitalausstattung ist und bleibt der "Dreh- und Angelpunkt" für originär transsexuelle Menschen (NGS)!

Hera hat geschrieben:Sehr missverständlich, wenn man sich nicht erst mit den Hintergrundinformationen auseinander gesetzt hat.
Gerade wenn Menschen keine Lust haben tiefer einzusteigen, dann könnten sie schnell auf den Gedanken kommen, es geht ausschließlich ums Genital und der ganze Rest ist eher Nebensache - wenn überhaupt.

Ein Begriff kann immer nur ein Platzhalter für mehr oder weniger weitergehende Aspekte sein; das unterscheidet ihn von einem "Programm" und dergleichen. So unbefriedigend auch der Begriff "NGS" sein mag, so erscheint er mir nach wie vor von allen mir bekannten, bislang zur Bezeichnung der Phänomenlage verwendeten Begriffen, der treffendste zu sein.
Aber selbstverständlich ist der Begriff "NGS" nicht sakrosankt, und ich wäre die Letzte, die einen treffenderen Begriff nicht umgehend verwenden würde!
--------------------
P,S.: Gemessen an anderen begrifflichen Platzhaltern, die so allgemein üblich sind für alle möglichen und unmöglichen Dinge, bin ich mit der aussagekräftigen und zutreffenden Bezeichnung "NGS" für unsere Phänomenlage bislang sehr zufrieden!
Wofür stehen demgegenüber eigentlich Bezeichnungen wie "CDU" (zumal unter dem Merkel), "SPD", "Trans*" etc.???
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon Selfmademan » 24. Apr 2018, 11:42

NGV - neuronale GeschlechtsVerankerung. Der Kürzel hört sich aber eher nach Gesang- oder Fußballverein an. :oops:
V.T. pen phis! Tok narok.
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon seerose » 24. Apr 2018, 13:05

Selfmademan hat geschrieben:NGV - neuronale GeschlechtsVerankerung. Der Kürzel hört sich aber eher nach Gesang- oder Fußballverein an. :oops:

Das ist das eine, und das andere ist, das der Begriff "NGV" dann "alles" und "nichts" aussagt, und für jeden Menschen Gültigkeit besitzt. Darauf dürfte sich dann auch "der Kerl" von neulich berufen können, der so beeindruckend "männlich" rüberkam; wollen wir uns mit "dem" in "eine Kiste" setzen (lassen)?!
Wo bleibt dabei die spezifisch begriffliche Bezeichnung für unserer phänomenale Gegebenheit?!
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon Frank » 24. Apr 2018, 14:58

seerose hat geschrieben:
Selfmademan hat geschrieben:NGV - neuronale GeschlechtsVerankerung. Der Kürzel hört sich aber eher nach Gesang- oder Fußballverein an. :oops:

Das ist das eine, und das andere ist, das der Begriff "NGV" dann "alles" und "nichts" aussagt, und für jeden Menschen Gültigkeit besitzt. Darauf dürfte sich dann auch "der Kerl" von neulich berufen können, der so beeindruckend "männlich" rüberkam; wollen wir uns mit "dem" in "eine Kiste" setzen (lassen)?!
Wo bleibt dabei die spezifisch begriffliche Bezeichnung für unserer phänomenale Gegebenheit?!


Und vor allem woraus sollte sich dann die "Behandlungsbedürftigkeit" ableiten?
Der Gesundheitsbedarf ist doch die Hauptthematik, auch wenn die soziale Anerkennung ebenfalls sehr wichtig ist doch allein nur diese hilft uns nicht unser Hauptproblem zu beseitigen.

Oder findest du für Menschen mit unserem Phänomen ein "dauerhaftes Leben im (sozialen)Gegengeschlecht" für ausreichend um die Phänomenbezogenen Bedarfe und Bedürfnisse zu beseitigen?
Das Fettgedruckte oben ist übrigens auch genau der Punkt, den ich den Vereinnahmenden Trans* Vertretern vorwerfe, da sie dem Begriff "Transsexualität" genau diesen "Bedarf" zuweisen, dazu dann aber auch noch widersprüchlicherweise gleichzeitig ein "nichtbinäres geschlechtliches Leben" - beides Aspekte bzw. Bedarfe die unseren tatsächlichen Bedarfen genau gegenüber stehen .

Wir sind Frauen die einen weiblichen Körper oder Männer die einen männlichen Körper benötigen. Ganz simpel aber politisch Unkorrekt.

Liebe Grüße,
Frank
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon Hera » 24. Apr 2018, 15:24

Erfahrungsgemäß ist für nicht gerade wenige Genital = Körper.

Auch da kann es dann beim Begriff NGS ungewollte Missverständnisse geben.

Mir soll es egal sein, meine Befürchtungen diesbezüglich habe ich ja schon öfter geäußert, der Rest liegt nicht bei mir.
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Re: Transsexualität als Neuro-Genitales-Syndrom (NGS)

Beitragvon seerose » 24. Apr 2018, 16:05

Hera hat geschrieben:Erfahrungsgemäß ist für nicht gerade wenige Genital = Körper.
Auch da kann es dann beim Begriff NGS ungewollte Missverständnisse geben.
Mir soll es egal sein, meine Befürchtungen diesbezüglich habe ich ja schon öfter geäußert, der Rest liegt nicht bei mir.

Und gerade deshalb belassen wir es nicht bei dem körperlichen Gegengeschlecht (TransSex), sondern setzen bewußt ein "Neuro" vor das "Genital", weil das neurologisch verankerte Geschlechtswesen, wovon jeder Mensch früher oder später (s)ein Geschlechtswissen über sich erlangt/erlangen kann, und was nicht aus dem Genitale "erwächst", den körperlich geschlechtlichen Gegebenheiten vorangeht, und bei Widersprüchlichkeit zwischen neuronaler Verankerung und genitalem Geschlechtskörper ausschlaggebend dafür ist, ob wir uns als "Mann" oder als "Frau" sehen: Neuro-Genitales-Syndrom=NGS!
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