Die Mär von: "Im falschen Körper geboren"

Neues aus Forschung und Wissenschaft zum Thema Transsexualität

Die Mär von: "Im falschen Körper geboren"

Beitragvon seerose » 2. Mär 2019, 09:07

Leider wird diese "Erklärungs"-Floskel heute noch bei vielen originär transsexuellen Menschen (NGS) und von tatsächlich oder vermeintlich wohlmeinenden Zeitgenossen verwendet, meistens, um damit auszudrücken, daß es sich um eine angeborene körperliche I-Regularie handelt - aber muß es deshalb immer gleich der (ganze) Körper sein, der hiervon in Mitleidenschaft gezogen ist?!
Schließlich werden wir ja auch nicht mit einem voll-entwickelten Erwachsenen-Körper geboren, und nicht wenige transsexuelle Kinder und Heranwachsende nutzen heute die inzwischen vorhandenen Möglichkeiten, die falsche Pubertät mit ihren fatalen, und nur schwer korrigierbaren Entwicklungen gar nicht erst zum Zuge kommen zu lassen. Was für originär transsexuelle Menschen (NGS) aber dann immer noch als grundlegendes Problem bestehen "bleibt", ist letztlich die Neuro-Genitale-Unstimmigkeit (NGU), der Kern des Neuro-Genitalen-Syndroms (NGS)!
Die o.g. Floskel von "im falschen Körper geboren" geht im übrigen zurück auf den Juristen Karl Heinrich Ulrichs (19. JH.),
"..der in zahlreichen Publikationen das Leben und Leiden der von ihm so bezeichneten "Urninge" (männliche Homosexuelle) der erstaunten Öffentlichkeit präsentierte. Seiner Auffassung nach handelte es sich bei männlichen Homosexuellen im Grunde um Frauen, die in einem gegengeschlechtlichen Körper gefangen seien." (Groß, D., Müller, S., Steinmetzer, J. (Hrsg.), (2008). Normal - anders - krank? Akzeptanz, Stigmatisierung und Pathologisierung im Kontext der Medizin. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: Berlin; S. 82)
Von Ulrichs wurde diese Floskel also ursprünglich kreiiert, um ein mitfühlendes Verständnis für homosexuelle Menschen bei den übrigen Menschen zu bewirken, also als ein Versuch der Schwulen-Emanzipation.
Dieser Versuch ging allerdings schon seinerzeit bald gründlich daneben: "Stattdessen begünstigte er die Arbeit der Nervenärzte, die an einer Definition des Pathologischen interessiert waren und seine umfänglichen Vorarbeiten bereitwillig uminterpretierten..." (ebenda)

Bitte also künftig vorsichtig sein, im Umgang mit dieser Floskel, die heute eine weitgehende Verbreitung im -sofern vorhanden- "öffentlichen Diskurs" zum Thema Transsexualität hat, und ähnlich unsinnig ist, wie die Begrifflichkeit "Geschlechts-Umwandlung"!
Wir sollten unsererseits bemüht sein, eine exaktest-mögliche Sprache zu verwenden, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten kann, um unser Phänomen zu charakterisieren. Das Grundproblem originär transsexueller Menschen ist und bleibt die Neuro-Genitale-Unstimmigkeit, der Kern des NGS.
Ich hatte nie ein Problem mit meinem Körper; mein Körper ist für mich genau der, der zu mir passt, und weder hasse ich meinen Körper, noch möchte ich den Körper eines anderen Menschen für mich haben! Das Geburts-Genitale, mit dem ich geboren wurde stand allerdings in fundamentalem Widerspruch zu meinem geschlechtlichen Selbst-Wissen als Frau, und bedurfte daher unerläßlich der GaOP!
seerose
 
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