seerose hat geschrieben:Also noch einmal ein Versuch klarzustellen, daß die Themenstellung fachlich unsinnig ist!
Liebe Seerose,
da Du ja wohl im sozialwissenschaftlichen Bereich "unterwegs" bist, werte ich eine solche Aussage auch als ein Stück "Selbstverteidigung".
Im Prinzip hat ja ursächlich die Perspektive und Verständniswelt von Soziologen dazu beigetragen, dass "Geschlecht" auf eine
Ebene von Identität gestellt wurde. Aufgegriffen von Sexologen wurde dann Körper und Geist gegeneinander gestellt. Gemäß
dem herrschenden Basisverständnis vom Körper als Maß der Dinge, resultieren dann abweichende Identitäten - abweichende
Geschlechtsidentität.
Da hat man den Karren praktisch schon an die Wand gefahren und es ist zu eng zum Wenden. Versuche wie Geschlechts-
Inkongruenz, Gender-Dysporie oder neuerdings auch Neurointersexualität und Körperschema, konnten sich insgesamt nicht von
dieser Körperlichkeit als Denk-Basis trennen und suchen den "Fehler" im Denken und der Identität.
"Geschlecht" ist mehr als etwas im wesentlichen Phänomenales zu verstehen. Dabei finden schon auch die von Dir genannten
Prozesse auf einer identitären Ebene statt, aber halt stetig und umfassend auch unter dem Einfluss des frei von Denk- und
Erfahrungsprozessen stehenden Wesens als eben Wesentliches.
Das Grundproblem "Geschlecht" als "Identität" zu betrachten besteht darin, dass "Identität" leider nicht den unverrückbaren
gesunden Stand hat, weil es in Folge von Denk-Störungen, Wahrnehmungs-Störungen, eben dann auch zu gestörten
Identitäten kommen kann. Auch heute noch müssen wir uns deshalb Sprüche anhören wie: "transsexuelle Menschen haben
ein klares Wissen über ihre abweichende Geschlechtsidentität" (Wissen über abweichendes Geschlecht würde da einem
dagegen sofort ins Gesicht springen).
Weil ja nur der Mensch selbst Auskunft über sein "Geschlecht" geben kann, ist es im Prinzip im Einzelfall schlicht nicht wirklich
von Bedeutung, WIE dieser Mensch zu seinem Ergebnis kommt (was niemals ein Anderer, schwer nur der Mensch selber aufklären
kann). Es ist ihm aber als sein "Geschlecht" anzuerkennen und nicht nur als seine "Geschlechtsidentität".
Es spricht nichts dagegen, die fünf Dimensionen im Sinne eines phänomenalen Denkens versuchen aufzuzeigen. Doch ist dies
halt immer schwer, weil man den greifbaren Raum verlassen muss.
Ich möchte nun aber auch nicht unerwähnt lassen, liebe Seerose, dass wir ganz bestimmt im Umgang mit "Geschlecht" und
der Anerkennung von Menschen in ihrer "Geschlechtlichkeit" die gleiche Handhabung pflegen. Ich denke, wir formulieren nur
anders und haben den verschiedenen Begriffen und Verständnissen nur eine andere Bedeutung hinterlegt.