Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

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Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Rosi » 4. Feb 2016, 21:05

Wenn Geschlecht als solches als wahrhaftig anerkannt wird, benötigt man keine parallel vorhandenen
„Geschlechter“ wie „biologisches Geschlecht“ und „Geschlechtsidentität“, die in einem Menschen
gegenseitig konkurrieren. Zudem lassen sich auch nicht alle Phänomene unter der Deutung einer
Geschlechtsidentität erfassen.

Nämlich die Menschen fehlen, die von sich erklären, in einer lesbischen Beziehung zu leben, sich als
Frau begreifend, nach außen aber mit dem Anspruch als Mann gesehen und behandelt zu werden und
auch in der lesbischen Beziehung den männlichen Part einnehmend gesehen zu werden. Dieser
Rollenanspruch führt mitunter auch soweit, Vornamen und körperliche Merkmale anpassen zu lassen.

Welche Geschlechtsidentität wäre nun solchen Menschen zuzuschreiben? Wären sie mit einer weiblichen
Geschlechtsidentität zu betrachten, weil sie sich für sich als Frau verstehen oder doch mit einer
männlichen Geschlechtsidentität, weil sie für die Außenwelt sichtbar männlich leben?

Menschen also, die über Rollenverhalten, also den Rollen zugeschriebenen Eigenschaften, Eigenarten,
Einstellungen oder Positionen ihr kommuniziertes Geschlecht identifizieren. Ist man beispielsweise
weich, einfühlsam, weinerlich usw. identifiziert man sich als Frau. Ist man hart, dominant, selbstbewusst
usw. identifiziert man sich als Mann. Es wird praktisch die Rollenidentität auf die geschlechtliche Ebene
transportiert und dadurch ein Geschlecht gelebt und nach außen kommuniziert. Bemerkenswerter Weise
wissen aber auch diese Menschen oft genau über ihr Geschlecht Bescheid, das in solchen Fällen von
der Rollenidentität abweicht. In diesem Fall könnte man sagen, dass die Geschlechtsidentität von der
„Geschlechter“-Rollenidentität abweicht.

Baut man nun noch die körperlichen Aspekte mit ein, wären hier die von vielen als „biologisches
Geschlecht“ bezeichneten körperlichen Geschlechtsmerkmale, gleich der „Geschlechts-Identität“ aber
abweichend zur „Rollen-Identität“. Weil "biologisch" aber Alles ist, was mit "Leben" zu tun hat, wird
ja hier bereits der Fehler begangen, "Geschlechts-Identität" als unbiologisch zu bezeichnen.

Weil also von einer „Geschlechterrollen-Identität“ nicht auf die „Geschlechts-Identität“ geschlossen
werden kann, weichen praktisch zwei menschliche „Identitäten“ ggf. von einander ab, obwohl sie sich
auf dieselbe Basis, das „Geschlecht“, beziehen!
Das Begreifen einer „Geschlechts-Identität“ und die
Bezeichnung des „Geschlechtes“ als solche, wird also nicht den menschlichen Wirklichkeiten gerecht.

Anders wird das, wenn wir von „Geschlecht“, von „körperlichen Geschlechtsmerkmalen“ und von
„Rollen-Identität“ denken uns sprechen. Hier ließen sich dann die Variationen der menschlichen
geschlechtlichen Vielfalt benennen, beschreiben und abbilden. „Geschlecht“ könnte als das verstanden
werden, was es als Teil der menschlichen Persönlichkeit ist. Identifikationsprozesse mit gesellschaftlichen
menschlichen Konstrukten könnten entsprechend auch als „Rollen-Identitäten“ begriffen werden und
dem geschlechtlichen Körper würde die Bedeutung zugesprochen, die er mit seiner Vielzahl an Merkmalen
aufweisen kann.

Gemäß den heutigen Ansichten und Betrachtungsweisen, wird aber von Politik, Medien und Gesellschaft
zwar von "Transsexualität" (mit)gesprochen, aber die Wirklichkeit dieses Phänomens geleugnet und
als Transidentität (Transgender) gedeutet.

Hier gilt es bedingungslos NEIN zu sagen!

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Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon tilly » 5. Feb 2016, 14:13

Hallo Rosi,

Gestern Abend hab ich das mal durchgelesen und auf die schnelle echt nichts kapiert!
Jetzt lies es mir keine Ruhe und ich versuchte deine Gedanken nachzuvollziehen. Aber mehr als deinen Ansatz kapiere ich leider nicht.
Und genau darin sehe ich das Problem, du wirst kaum Menschen finden die das verstehen.
Vielleicht kannst du es einfacher und griffiger formulieren.

Mit liebem Gruß Tilly
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Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Rosi » 5. Feb 2016, 16:19

Huhu Tilly,

hmmm, ich habe das ja bereits versucht durch ein Beispiel nachvollziehbar zu gestalten.
Ich glaube so wirklich anders bekomme ich das nicht vermittelt - in einem Gespräch vielleicht.

Gerne kannst Du aber konkret ansprechen, was Dir da genau zur Fortführung des Ansatzes
fehlt.

Ich bin mir inzwischen sicher, dass es zu der ganzen Thematik auf ganz lange Sicht keinen
Konsens geben wird, da viel zu viele ganz unterschiedliche Phänomene für nach außen
sichtbar zum selben "Ergebnis" führen.

Da gibt es unter anderem Modelle für "Geschlecht" als Identitätsprozess oder als Körperbild
vs. Körperschema. Es gibt unterschiedliche Perspektiven auf Basis einer Außenwahrnehmung
oder einer Innenwahrnehmung aus denen dann "Modelle" abgeleitet werden. Weil für Menschen
Perspektiven selbst, eine unterschiedliche persönliche Gewichtung einnehmen können, die dann
wiederum in Identitätsprozessen ebenso unterschiedlich zum tragen kommen, sind wir so lange
nicht am Ziel angekommen, bis sich diese Vielzahl an unterschiedlichen Aspekten ganzheitlich
"einbauen" lassen.

Weil aber auch genau das erst einmal verstanden werden muss, ist es wichtig, ein Begreifen
dessen auch sprachlich umzusetzen, damit für alle diese Phänomene eine Darstellungsmöglichkeit
besteht. Also niemand ausgeschlossen aber auch niemand vereinnahmt wird.

Menschheitsentscheident wird dies Alles nicht sein, aber vielleicht einmal hilfreich für das Verstehen
von Menschen wie uns.

Grüßle
Rosi
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Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Vanessa » 5. Feb 2016, 23:45

Obwohl der Text nicht allzu lang ist, brauchte ich auch eine Weile, um da halbwegs durchzublicken. Vielleicht liegt das daran, dass in dem Text der eigentliche Aussagewunsch etwas verborgen bleibt. Man muss wohl Rosi und ihr Ziel kennen, um den Text auf Anhieb richtig deuten zu können.

Was sind z.B. Menschen, die "männliche Körpermerkmale" haben, eine "männliche Geschlechtsidentität" haben, aber eine "weibliche Geschlechtsrolle" nach außen leben? Transvestiten? Warum sagt man das nicht gleich? Und wozu müssen diese Leute in eine "Weltformel" des Geschlechts gepresst werden? Also die "Mission" bleibt mir etwas verborgen. Auch frage ich mich, welche angeborenen "Körpermerkmale" jene "Lesbe" hat, die nach außen als Mann auftritt. Ist diese Person mit "männlichen Körpermerkmalen" oder "weiblichen Körpermerkmalen" geboren worden? Worauf würde sich "trans" also in dem Fall beziehen? Auf das private partnerschaftliche Leben oder das öffentliche Leben? Das geht aus der Schilderung irgendwie nicht hervor. Vermutlich Hat Rosi da aber ein ganz konkretes Beispiel im Kopf, und weil ich das glaube ich schon mal irgendwo aufgeschnappt habe, handelt es sich vermutlich um eine Person, die mit "weiblichen Körpermerkmalen" geboren wurde, sich aber nach außen als "Transmann" ausgibt, richtig? Es könnte aber genau so gut auch eine Person sein, die mit "männlichen Körpermerkmalen" geboren wurde und sich lediglich nicht traut, auch öffentlich die empfundene Geschlechtsidentität zu leben.

Insofern ist das vielleicht einfach zu abstrakt formuliert.

Ich finde auch nicht, dass man das alles so leicht trennen kann. Ich bin ja der Meinung, dass Geschlechtsidentität und Geschlechtsrolle sehr eng miteinander verwoben sind, zumindest in eine Richtung betrachtet, nämlich wenn sich aus der Geschlechtsidentität auch die dazu passende Geschlechtsrolle ergibt, weil es sich einfach richtig anfühlt, sich selbst auf diese Weise Ausdruck zu verleihen. Ebenso ergibt sich die Geschlechtsidentität wiederum aus körperlichen Eigenschaften, nämlich einem geschlechtlich geprägten Gehirn. Damit ist also alles im Endeffekt eine Einheit. Reicht es nicht vielleicht auch einfach aus, dass man sich selbst als Geschlecht X empfindet und sich einfach wohler fühlt, als Geschlecht X zu leben, auch wenn man mit den körperlichen Merkmalen von Geschlecht Y geboren wurde? Ich meine, was will man denn erreichen? Was ist der praktische Schluss, der daraus gezogen werden soll, so ein Drei-Komponenten-System zu bilden? Welche Konsequenzen soll das für die Menschen haben?

Mir ist die Geschlechtsidentität eigentlich der zentrale Faktor. Eine Hirnprägung (ggf. den körperlichen Merkmalen widersprechend) ist die Ursache davon. Die Geschlechtsrolle ist die Wirkung davon. In der Mitte steht die Überzeugung, Mann oder Frau zu sein. So sehe ich das zumindest.
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Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Rosi » 6. Feb 2016, 15:18

Hallo Vanessa,

zuerst einmal ja, in meinem Beispiel hat die Person weibliche Körpermerkmale. Weil Sie von sich selbst erklärt, in einer lesbischen
Beziehung zu leben, ist ihr Geschlecht also weiblich.

Weiter trifft die Interpretation was Du dann als Transvestiten bezeichnest nicht zu. Denn dabei handelt es sich um ein "zeitweises"
sichtbares Ausleben des Gegengeschlechts, wobei diese Menschen aber durchweg mit ihrem "Geschlecht" zufrieden sind.

Genau die Frage, die Du Dir in Bezug auf meine Beispielperson stellst, worauf sich denn nun dieses "trans", geschlechtlich betrachtet
bezieht, ist der Grund dafür, warum "Geschlecht" nicht als "Geschlechts-Identität" treffend bezeichnet werden kann. Super deutlich
wird das dann aus Deiner Frage:
Vanessa hat geschrieben:Worauf würde sich "trans" also in dem Fall beziehen? Auf das private partnerschaftliche Leben oder das öffentliche Leben?

Vielleicht noch anders formuliert: Auf das eigene Geschlechts-Wissen (sexuelle Orientierung = lesbisch) oder das öffentliche und partnerschaftliche
Rollen-Leben? Zwar haben wir Deine Frage beantworten können, aber hast Du eben doch genau in diesen beiden verschiedenen
Bezugsebenen gedacht.

Du siehst, dass es da noch eine "Größe" gibt, die das geschlechtliche Leben eines Menschen beeinflussen kann. Nämlich das identifizieren
mit einer Geschlechterrolle oder auch zugeschriebenen geschlechtlichen Eigenschaften. Das ist ganz klar ein Denk- und Zuordnungsprozess,
ja ein Identifikations-Prozess, den ich "Rollen-Identität" genannt habe. Den selben Prozess auf Geschlecht als Geschlechts-Identität
gedacht, würde im Beispielfall bedeuten, dass die "Geschlechts-Identität" vom "Geschlecht" abweicht. Damit ist dann "Geschlecht etwas
anderes als die "Geschlechts-Identität" und diese als Begriff für das Geschlecht eines Menschen folglich dann unbrauchbar.

Freilich könnte man meine drei Komponenten auch "körperliche Merkmale", "Geschlecht", und "Geschlechts-Identität" nennen. Doch würde
man dadurch den Bezugspunkt über die "Rolle" (Rollen-Eigenschaften) bereits auf die geschlechtliche Ebene herunterbrechen, was wiederum
dem Bedürfnis von z.B. Transvestiten nicht entspräche weil diese eine eindeutige geschlechtliche Ebene (Geschlecht) haben.

Verstehen kann man den Ansatz, wenn man einmal davon ausgeht, dass sich die Geschlechterrollen extrem aufweichen würden. Dann würden
Menschen wie die in meinem Beispiel genannten, ihr Rollenverlangen wesentlich unspektakulärer ausleben können und vielleicht gar nicht mehr
auffallen wie heute schon weibliche Transvestiten.

Natürlich gibt es immer fließende Übergänge. Und es geht auch nicht darum, Menschengruppen zu beschreiben. Es ging mir vielmehr darum,
die Faktoren aufzuzeigen die eine Bedeutung für die geschlechtliche Thematik haben und die zu den unterschiedlichen Erscheinungen dazu
beitragen - und um aufzuzeigen, dass "Geschlechts-Identität" ein wirklich unbrauchbares Wort für Geschlecht ist [-X ;-)

Was Du in Deinem letzten Absatz aufzeigst ist wirklich nur die eine "Richtung" die das Geschlechts-Wissen (Geschlecht) vorgibt. Es ist aber
genau die andere Richtung über den Identifikations-Prozess der Geschlechterrollen (Geschlechter-Eigenschaften), der für manche Menschen
die selbe Bedeutung hat ihr Geschlecht letztlich zu erklären. Meine Beispielperson deckt diesen Umstand nur sehr ehrlich auf. Nicht alle
Menschen können so bewusst und offen (auch sich selbst gegenüber) mit diesen Sachverhalten umgehen oder diese wahrnehmen.

Abstraktes Aufzeigen wird wohl mein Problem sein. Weil es aber auch um Empfindungen geht, die an sich abstrakt sind, muss halt auch
abstrakt gedacht werden ;-)

Grüßle
Rosi
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Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Gast » 6. Feb 2016, 15:48

Rosi hat geschrieben:Wenn Geschlecht als solches als wahrhaftig anerkannt wird, benötigt man keine parallel vorhandenen
„Geschlechter“ wie „biologisches Geschlecht“ und „Geschlechtsidentität“, die in einem Menschen
gegenseitig konkurrieren. Zudem lassen sich auch nicht alle Phänomene unter der Deutung einer
Geschlechtsidentität erfassen.



'Rosi', als außenstehender nichtbetroffener Mensch kann ich diese Konkurrenz seitens der Gesellschaft weder wahrnehmen noch erkennen.

Jeder einzelne Mensch hat in sich selbst verschiedene Identitäten verankert, z.B. aufgrund der Ethnie, der Nationalität, etc. und aufgrund des Geschlechts. Unter Geschlechtsidentität ist die Identität aufgrund des Geschlechtes zu verstehen.

Die Dualität der Geschlechter ist der Evolution geschuldet und daher nicht verhandelbar. Dies galt in der Steinzeit genau so wie dieser Fakt im 21. Jahrhundert gilt. Daran wird weder diese Plattform, noch irgendeine andere Vereinigung, geschweige denn irgendwelche "wie auch immer geartete" Hirne irgendetwas ändern, ganz gleich in welcher Anzahl auftreten. Geschlecht ist, im Gegensatz zur Geschlechtsidentität, wahrhaftig und anerkannt, naturgegeben und nicht wandelbar - von Ausnahmen im Promille-Bereich einmal abgesehen.

Wandelbar, im Sinne von variabel ist gegebenenfalls die Geschlechtsidentität und bezeichnet für einige wenige einen nie in sich abgeschlossenen Prozess der Selbstfindung und Selbstbestimmung; beginnend vor der Geburt und u.U. lebenslang. Einige erleben (passiv), einige leben (aktiv) diesen Wandel; für die Mehrheit ist dieser Wandel endlich und somit abschließend erreichbar; für einige ist dieser Wandel unendlich und leidvoller Verlust.

Die Qualität der Leiden der Betroffenen, so scheint es mir, ist der laodizäischen Mentalität in Verbindung mit der babylonischen Wortverwässerung in allen Belangen des täglichen Lebens geschuldet. Dieses Leiden ist umso größer, je intensiver sich die Betroffenen von den queeren (im ursprünglichen Sinn des Wortes) Einflüssen und Vereinnahmungen gefangen lassen. Die Betroffenen könnte man also einerseits als Opfer bezeichnen.
Andererseits könnte man als "Mit-Grund" ihres Leidens ihnen auch ihre Passivität, ihre Einfältigkeit und ihre Opferhaltung als "Mit-Ursache" vor Augen führen. Bei näherer tiefenpsychologischen Beleuchtung könnte man u.U. die selbst-versteckte Selbst-Uneindeutigkeit erkennen, diese zur Kenntnis nehmen, daran arbeiten und sich somit aktiv eine Chance verschaffen einen Wandel für sich endlich und erreichbar zu machen.

Es liegt auf der Hand, dass die Qualität der Leiden dieser Betroffenen zusätzlich der Dauer dieses Wandel geschuldet ist; je größer die Dauer, je größer das Leid. Ebenso liegt es auf der Hand, dass die Höhe des Selbstzweifels des eigenen biologischen Geschlechtes das Maß des eigenen Leidens verschuldet.

Solange Menschen im persönlichen Wandel der Geschlechtsidentität leben, werden sie von der Umwelt als solche wahrgenommen. Dieser Wandel wird wahrgenommen, toleriert, anerkannt und mittlerweile als normal genommen; es ist eine Normvariante. Von der Gesellschaft nicht angenommen wird allerdings, wenn die Uneindeutigkeit (von trans*) ständig, vorwurfsvoll, provozierend, aus der Opferhaltung heraus zur Schau gestellt wird.


Abschließend eine Frage:
An welche Phänomene denkst du denn wenn du schreibst "Zudem lassen sich auch nicht alle Phänomene unter der Deutung einer Geschlechtsidentität erfassen." ?
Oder anders gefragt: Welches Phänomen lässt sich denn unter der Deutung einer Geschlechtsidentifikation erfassen? :doof:

Liebe Grüße
Chris
Gast
 

Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Rosi » 6. Feb 2016, 17:52

Hallo Chris,

ein Stück weit bin ich schon bei Dir.

Gast hat geschrieben:Die Dualität der Geschlechter ist ....... nicht verhandelbar. ..... Geschlecht ist, im Gegensatz zur Geschlechtsidentität, wahrhaftig und anerkannt, naturgegeben und nicht wandelbar ...

Nicht ganz eindeutig aber erklärst Du, woran Du dieses unverhandelbare Geschlecht festmachst. Aus Deinen Ausführungen interpretiere
ich einmal Das, was Du als "biologisches Geschlecht" bezeichnest. Also die körperlichen Geschlechtsmerkmale. Alleine der Umstand, dass
es aber uneindeutige körperliche Geschlechtsmerkmale im sichtbaren und auf Anhieb unsichtbaren Bereich gibt, wird dem Verständnis
nach einem "biologischen Geschlecht" anhand von Körpermerkmalen nicht gerecht. Wenn es evolutionär zu uneindeutigen Merkmalen
kommt, dennoch aber ein eindeutiges Geschlecht von solchen Menschen gewusst ist, kann es auch zu eindeutigen Merkmalen kommen,
wobei der Mensch ein ebensolches eindeutiges Geschlecht weiss. Halt entgegen dieser Merkmale. Die Verwendung von "biologischem
Geschlecht" ist also ebenfalls ein unbrauchbarer Begriff um geschlechtliche Vielfall in irgendeiner Form auszudrücken.

Es gibt Menschen, die bereits in ganz jungen Jahren um die Eindeutigkeit ihres von den körperlichen Merkmalen abweichenden Geschlechts
wissen. Da kann man noch nicht davon sprechen, dass hier Identifikationsprozesse über Rollen oder sexuelle Neigungen stattgefunden haben.
Vielmehr denke ich, dass es hier in ähnlicher Form wie bei Charaktereigenschaften oder Telenten eine Prägung gibt, die der Persönlichkeit ein
Geschlecht angelegt hat.

Gast hat geschrieben:Wandelbar, im Sinne von variabel ist gegebenenfalls die Geschlechtsidentität und bezeichnet für einige wenige einen nie in sich abgeschlossenen Prozess der Selbstfindung und Selbstbestimmung; beginnend vor der Geburt und u.U. lebenslang. Einige erleben (passiv), einige leben (aktiv) diesen Wandel; für die Mehrheit ist dieser Wandel endlich und somit abschließend erreichbar; für einige ist dieser Wandel unendlich und leidvoller Verlust.

Hier vermengst Du meines Erachtens dieses "Wissen um das Geschlecht" ("... beginnend vor der Geburt ...") mit den Identifikations-Prozessen
über Rollen und zugewiesenen Eigenschaften ("... u.U. lebenslang."). Einerseits sprichst Du von evolutionärer Entwicklung, aber gestehst diese
nur auf körperlicher Ebene zu. Alle Persönlichkeitsbereiche verschiebst Du in den Bereich der Identitäts-Bildung. Talente, Intelligenzen und
Charaktereigenschaften lässt Du dabei außen vor.

Genau aber diesen wandelbaren Teil, den Du dann als "Geschlechts-Identität" bezeichnest, bezeichne ich als "Rollen-Identität". Einmal weil es
nämlich genau das ist und zum Anderen weil es der Komponente des "Geschlechts-Wissen" Platz gibt. Viele die für sich in Anspruch nehmen.
medizinisch und wissenschaftlich über Geschlecht sprechen zu wollen, bezeichnen eben dieses "Geschlechts-Wissen" als "Geschlechts-Identität".
Damit wird aber "Geschlecht", welches ein Mensch für sich erklärt, immer zu einem selbstdefinierten aufgrund von Denk- und Erfahrungs-Prozessen
entstandenen Konstrukt. Das widerspricht meines Erachtens dann aber auch der von Dir vorgetragenen evolutionären Entwicklung.

Gast hat geschrieben:Die Qualität der Leiden der Betroffenen, so scheint es mir, ist der laodizäischen Mentalität ...... geschuldet. Dieses Leiden ist umso größer, je intensiver sich die Betroffenen von .... Einflüssen und Vereinnahmungen gefangen lassen. .... könnte man als "Mit-Grund" ihres Leidens ihnen auch ihre Passivität, ihre Einfältigkeit und ihre Opferhaltung als "Mit-Ursache" vor Augen führen. Bei näherer tiefenpsychologischen Beleuchtung könnte man u.U. die selbst-versteckte Selbst-Uneindeutigkeit erkennen, diese zur Kenntnis nehmen, daran arbeiten und sich somit aktiv eine Chance verschaffen einen Wandel für sich endlich und erreichbar zu machen.

Hier sagst Du im Prinzip nichts anderes, als dass die Menschen, die ein Problem mit ihrem vom sichtbaren Körper abweichendem Geschlecht
(sei es jetzt das "Geschlechts-Wissen" oder das leben ihrer "Rollen-Identität") haben und darunter leiden, einfach selber daran Schuld sind.

Das sind sie vielleicht, genau so, wie Menschen die unter ihrer Dickleibigkeit, einer Behinderung oder anderen Krankheiten leiden. Das es aber
auch hier Charaktereigenschaften und Talente gibt und nicht alle Menschen mit einem "Bühnen-Gen" und Führungspersönlichkeit ausgestattet
sind, räumst Du mit solchen Aussagen nicht ein. Gute Erklärungsmodelle lassen sich daran messen, dass sie für alle Menschen gelten können.

Gast hat geschrieben:Es liegt auf der Hand, dass die Qualität der Leiden dieser Betroffenen zusätzlich der Dauer dieses Wandel geschuldet ist; je größer die Dauer, je größer das Leid. Ebenso liegt es auf der Hand, dass die Höhe des Selbstzweifels des eigenen biologischen Geschlechtes das Maß des eigenen Leidens verschuldet.

Gemäß meinen vorstehenden Ausführungen, ist das was bei Dir eben noch "auf der Hand" lag, komplett "aus der Hand" gefallen. Das Leid
entsteht nicht durch die Dauer von Identifikations-Prozessen, sondern durch die Unstimmigkeit von "Geschlecht" zu "körperlichen Merkmalen"
oder von "Rollen-Identität" zu "körperlichen Merkmalen". Lässt Du in Deinem Verständnis das "Wissen" um das "Geschlecht" zu, eröffnet sich
Dir eine vollkommen andere Verständniswelt.

Vielleicht erschließt sich Dir die "Lücke" in Deinem Verständnis über Geschlecht, wenn Du für Dich ergründest und eine Antwort darauf findest,
warum Du mit Deinen geschlechtlichen Körpermerkmalen "zufrieden" bist.

Liebe Grüße
Rosi
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Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Gast » 6. Feb 2016, 19:31

Hallo Rosi,

die direkte Antwort an mich, den Text "Verfasst: 6. Feb 2016, 18:52" las ich das erste Mal bereits um 18:10 MEZ; dies irritiert mich oder :doof:
und das erinnert mich an meine direkt gerichtete, noch offene Frage von 6. Feb 2016, 16:48

Ich könnte Dir sehr dankbar sein, für ein Antwortschreiben und ich wäre es sogar, wenn ich nachvollziehbare Gedankengänge erhalten hätte. Für Ausführungen auf Nichtformuliertes, quasi Antworten auf Fragen die nicht gestellt wurden, braucht es weder Dank noch Anerkennung.

Gerne hätte ich meinen oben näher bezeichneten Beitrag mit dem Hinweis versehen, ihn bitte ausreichend von verschiedenen Standpunkten aus zu betrachten und als von neutraler Seite verfasst aufzufassen. Leider habe ich das aber vergessen und muss daher wohl mit einer doch als oberflächlich und einseitig empfundenen Antwort leben.
Vieles fühlt sich anders an wie das was man sieht; vieles erschließt sich erst bei ausgeprägtem Leseverständnis in Verbindung mit einer gesunden Unvoreingenommenheit; etliches werden wir beide, so mein Eindruck, aufgrund der doch unterschiedlichen Erlebenswelt, z.B. Sozialisierung immer unterschiedlich sehen und (be-)werten.

Die Feststellung, dass es keine Geschlechtsidentität gibt, mag für den einen oder anderen Menschen und gegebenenfalls für diese Plattform Gültigkeit haben. Es mag sein, dass Jene für sich kein Geschlecht haben, denn dies könnten die Beiträge inhaltlich durchaus implizieren und Jene nur in Rolle(n) denkst und lebst. Andererseits mag es auch sein, dass Jene ein Faible für kreative Interpretationen von eingefahrenen Begriffen hast. Sollte dem so sein, dann danke ich hier nun einen weiteren Grund meiner Dankbarkeit für meine eindeutige Geschlechtsidentität gefunden zu haben.


Liebe Grüße
Chris


PS: Der Slogan "Schon immer Mann, schon immer Frau!" widerspricht m.M.n. in letzter Konsequenz dem Statement, dass es keine Geschlechtsidentität gibt. Bitte einmal darüber nachdenken.

PPS: Das reale Leben besteht aus mehr als trans-irgendwas, besonders auf Dauer gesehen. Ich empfinde es als wirklich schade, wenn Menschen, die von TS betroffen sind, sich selbständig einen weiteren Käfig basteln und aus diesem nicht mehr heraus kommen (können). Darüber einmal nachzudenken lohnt sich m.M.n. mehr als zu verkünden, dass es keine Geschlechtsidentität gibt.
Gast
 

Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Rosi » 6. Feb 2016, 20:32

Hallo Chris,

offensichtlich sind die Standardeinstellungen als Gast hier im Forum nicht an die "Mitteleuropäische Zeitzone"
(UTC + 1 Stunde) angepasst. So sind Gäste also eine Stunde weiter wodurch sich dann auch Deine Irritation
diesbezüglich erklären lässt.

So toll ich Dein Engagement hier auch finde, so zeigt es nun aber entgegen den ersten Eindrücken, dass Du
Dich leider gar nicht ernsthaft mit den Sachverhalten auseinandersetzen möchtest, sondern Deine Vorstellung
vom "biologischen Geschlecht" in Form von Körpermerkmalen und an einer gesellschaftlichen "Geschlechts-Konstruktion"
unbeirrt und unreflektiert festhalten möchtest.

Gerne wird dann immer wieder auf Techniken zurückgegriffen, die einmal als "Fünf Herrschaftstechniken" oder andere
unter "Derailing" bekannt sind. Das kennen wir, Chris und das erkennen wir, Chris. Austausch gerne und jederzeit,
aber bitte sachlich und vor allem auch inhaltlich.

Und auch extra nochmal für Dich: Es gibt keine "Geschlechts-Identität", sondern eine "Rollen-Identität" die auf
die geschlechtliche Ebene transportiert wird. Den Bogen, der ursprünglich durch die Bezeichnung als "Geschlechts-
Identität" geschlagen wird, muss man aber auch erst einmal erkennen. Angesprochen hast Du das indirekt ja
bereits schon selbst - nur halt noch nicht die entsprechenden Schlüsse daraus gezogen.

Sei es wie es ist, wir müssen ja nicht all Jene mitnehmen, welche lieber Jenen folgen, die als ausgewiesene
"Experten" solchen Unsinn verbreiten und Jenen Menschen mit bestimmter geschlechtlicher Thematik dann
eine "abweichende Geschlechts-Identität" zusprechen möchten. Manch Einer, möge sich dann einfach weiter
über manche Andere anmaßen.

Fast bin ich geneigt, Grüße nach Berlin zu schicken, doch denke ich, kommen die auf halbem Weg bereits an.

Rosi

Gast hat geschrieben:..
PS: Der Slogan "Schon immer Mann, schon immer Frau!" widerspricht m.M.n. in letzter Konsequenz dem Statement, dass es keine Geschlechtsidentität gibt. Bitte einmal darüber nachdenken.
...

Gutes Beispiel! Weil dieser Slogan nämlich erst stimmt, wenn es keine wie von "Euch" verstandene Geschlechts-Identität
gibt, sondern nur wenn es das "Geschlechter-Wissen" in Form eines "geschlechtlichen Wesens", einer "Charakter-Eigenschaft"
oder eines "Talentes" gibt. Ich biete an, einmal darüber nachzudenken.
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Re: Warum es keine Geschlechtsidentität gibt!

Beitragvon Vanessa » 7. Feb 2016, 03:32

Rosi hat geschrieben:Gutes Beispiel! Weil dieser Slogan nämlich erst stimmt, wenn es keine wie von "Euch" verstandene Geschlechts-Identität gibt, sondern nur wenn es das "Geschlechter-Wissen" in Form eines "geschlechtlichen Wesens", einer "Charakter-Eigenschaft" oder eines "Talentes" gibt.
Ich habe Geschlechtsidentität eigentlich immer in dem Sinne verstanden, dass es so ein inneres Gefühl ist, das einem sagt, ob man Frau oder Mann ist. Wobei ich in Geschlechtsidentität eher den bewussten Teil sehe. Beispiel: Eine mit männlichen Körpermerkmalen aber transsexueller Prägung geborene Person lebt lange Zeit ohne ein transsexuelles Wissen und hält sich daher für einen Mann. Diese Person sagt "ich bin ein Mann", wenn man sie fragt, welches Geschlecht sie hat. Die Identität ist zu so einem Zeitpunkt also Mann. Nachdem der Person aber die Transsexualität bewusst geworden ist, wird sich die Identität von Mann zu Frau ändern, obwohl sich die geschlechtliche Prägung oder das Wesen eigentlich nicht verändert haben - das war schon immer Frau (daher auch "schon immer Frau, schon immer Mann"). Identität entsteht erst auf die Frage nach Identität. Identität ist daher bewusst und veränderbar und spiegelt nicht zwangsläufig die biologischen Gegebenheiten wider, bzw. schon. Denn wenn die Beispielperson zunächst sagt "ich bin ein Mann", dann bezieht sie das auf ihr offensichtliches Körpergeschlecht und hat damit Recht. Später sagt diese Person dann "ich bin eine Frau" und hat damit ebenfalls Recht, nur bezieht sie sich dann auf etwas anderes, nämlich auf dieses erst später entdeckte geschlechtliche Wesen, das bewusst geworden ist. Geschlechtsidentität ist in diesem Sinne aber nicht gleichbedeutend mit einer Rolle, denn zu der Erkenntnis, kein Mann, sondern eine Frau zu sein, gehört erst mal keinerlei Veränderung an der sozialen Rolle. Dies ist dann in der Regel aber die Folge der Erkenntnis.

Was wir eigentlich machen, ist den Menschen die Aussage über ihre Geschlechtsidentität einfach zu glauben, entgegen körperlicher Merkmale, die uns eigentlich zu einem anderen Schluss brächten. Für uns zählt also die Geschlechtsidentität als das Geschlecht. Streng genommen sind sowohl die körperlichen Merkmale, wie auch die Rolle, überflüssig bei der Frage nach dem Geschlecht. Ein Transvestit, der sich nicht als Frau fühlt, ist keine Frau, weil die entsprechende Identität fehlt. Genau so ist ein mit männlichen Körpermerkmalen geborener Mensch kein Mann, sofern er seine Identität als Frau begreift. In der Regel korrelieren körperliche Merkmale und Identität, aber es gibt eben Ausnahmen - die Transsexuellen. Was die Gesellschaft lernen müsste, wäre dass die Identität ausschlaggebend ist und nicht die körperlichen Merkmale. Und die Rolle korreliert auch in der Regel mit der Identität, muss es aber auch nicht zwangsläufig. Die Rolle lässt daher nicht automatisch einen sicheren Rückschluss auf die Identität zu. Daher ist ein Transvestit nicht automatisch eine Frau. Und eine Frau muss sich nicht zwangsläufig wie eine typische Frau verhalten. Und zu guter Letzt ist ein mit männlichen Körpermerkmalen geborener Mensch nicht zwangsläufig ein Mann.

Es gib da noch einen Knackpunkt: Wenn wir von Geschlechtsidentität reden, dann meinen wir eigentlich damit das geschlechtliche Wesen. Wir gehen davon aus, dass das geschlechtliche Wesen der Identität entspricht. Solange also die Beispielperson noch von sich behauptet, dass sie ein Mann ist, müssen wir ihr das glauben. Wir können ja auch nicht das Gegenteil beweisen. Wir wissen also nie, ob sich eine Person bei der Aussage über die eigene Identität irrt oder richtig liegt was die Übereinstimmung mit dem geschlechtlichen Wesen angeht. Daher meinen wir zwar stets das Wesen, bekommen es in der Kommunikation aber immer mit der Identität zu tun und tun so als wäre beides dasselbe, weil uns keine andere Möglichkeit bleibt. Wir müssen es glauben und können nicht das Gegenteil beweisen.
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