Gedanken zum binären Geschlechtermodell
Verfasst: 25. Jun 2015, 11:50
Das binäre Geschlechtermodell – seine Schwächen und warum es nicht akzeptabel ist es einfach ganz ab zu schaffen.
Frank Gommert
Was bedeutet binäres Geschlechtermodell?
Das binäre Geschlechtermodell basiert auf der Annahme das es nur zwei Geschlechter gibt:
Frau und Mann – nichts dazwischen oder außerhalb davon.
Diese Annahme hat sich jedoch als falsch erwiesen, es gibt Menschen die nicht in diese klare Zuordnungen „Frau oder Mann“ passen.
Wo liegen also die Schwächen dieses Geschlechtermodells?
Hier wären die offensichtlichsten, die intersexuellen Menschen bei denen es teilweise schon bei der Geburt offensichtlich ist → dieses Kind ist nicht klar zu ordenbar, es hat keine eindeutigen Geschlechtsmerkmale. Obwohl sich ein Teil der intersexuellen Menschen in diesem binären System einordnen möchten, trifft dies jedoch nicht auf alle zu. Wie die Verteilung ist dürfte man am ehesten dort erfahren wo diese Menschen sich als Gruppe präsentieren und für ihre Rechte einstehen. →Intersexuelle Menschen e.V. wäre ein Ort.
Eine weitere Gruppe die nicht in das binäre Geschlechtermodell passen sind Transgender. Leider werden hier viele Gruppen mit doch recht unterschiedlichen Bedürfnissen und Motivationen zusammengefasst. Im Wesentlichen sind dies Menschen, die zwar aufgrund ihrer „Körperlichkeit“ in die binäre Verteilung „Frau oder Mann“ passen, sich aber selbst nicht so empfinden. Hier gibt es sehr viele unterschiedliche Definitionen. Wir sehen dass binär zumindest im sozialen Bereich der Geschlechter nicht ausreichend ist. Daher auch der Wunsch mancher Gruppen die Geschlechter gänzlich abzuschaffen.
Gelegentlich liest man das transsexuelle Menschen die Geschlechter abschaffen wollen. Für Transsexuelle ist eigentlich nur die Zuordnung, aufgrund der bei der Geburt offensichtlichen Geschlechtsmerkmale, dass eigentliche Problem. Sie empfinden sich selbst schon eindeutig als „Männer oder Frauen“ sind aber dem entgegengesetztem Geschlecht zugeordnet worden. Sie wünschen sich in ihrem richtigen Geschlecht anerkannt leben zu dürfen. Gäbe es die „gute Fee“ oder eine „Pille“ die ihnen die richtigen Geschlechtsmerkmale verschaffen könnte würden sie diese sofort annehmen. Da die Realität jedoch anders aussieht und nicht mal jeder die Hormontherapie machen kann, von den Genitalangleichungen die ohnehin nur ein „annäherndes Abbild“ schaffen können ganz zu schweigen, machen nicht alle Transsexuellen auch diesen Angleichungsprozeß
Warum aber wäre es nun, wo wir um die Schwächen wissen, falsch das binäre Geschlechtermodell ab zu schaffen?
Es gibt eine sehr große Gruppe von Menschen die sich mit den Geschlechterbezeichnungen Frau oder Mann eindeutig sehr wohl richtig empfinden. Es gibt in Bezug auf Kinder immer jeweils einen Menschen der „zeugend“ und einen der „gebärend“ an der Entstehung eines Kindes beteiligt ist, man nennt dies „biologische Eltern“ – auch wenn diese Menschen nicht immer diejenigen sind die diese Kinder dann auch erziehen.
Es gibt eine Gruppe – Transsexuelle – die sich genau entgegen ihrer Geburtszuweisung jedoch eindeutig als Frauen oder Männer empfinden und diesem Geschlecht (Frau oder Mann) auch soweit möglich sozial und körperlich angehören wollen.
Fazit: Eine durchaus große Gruppe Menschen – eine Mehrheit – braucht und will diese Geschlechterbezeichnungen Frau oder Mann.
Da es aber auch Menschen gibt für die diese beiden extrem entgegengesetzten Geschlechterbezeichnungen nicht passen, reicht die Binarität dabei nicht. Geht es da aber wirklich um Geschlecht oder nur um die soziale Rolle die den Geschlechtern zugeordnet ist?
Fazit: Es sind mehr wie nur diese beiden Geschlechterbezeichnungen „Frau“ und „Mann“ erforderlich um allen Menschen gerecht zu werden.
Aktuell gibt es im Zusammenhang mit Intersexuellen oft die „Behauptung“ es gäbe doch ein drittes Geschlecht. Diese Behauptung ist jedoch faktisch falsch. Korrekt ist folgendes:
Was konkret bedeutet das bei intersexuelle Kindern, im Geburtenregister kein Geschlecht eingetragen wird. Dies ist ausschließlich für die Eltern die ganz klar sagen ihr Kind müsse selbst über das „richtige Geschlecht entscheiden dürfen“ ein kleiner Fortschritt – den bis November 2013 musste entweder „w“ für weiblichen Geschlechts oder „m“ für männlichen Geschlechts angegeben werden, inklusive der dafür notwendigen Operation.
Da es für die Kinder, wie auch die Eltern, schwierig ist einfach „ohne Geschlechtszugehörigkeit“ zu leben, führt dieser Absatz eher dazu dass die frühzeitige „Zuordnungsoperationen“ als „wichtig“ empfunden wird. Intersexuelle Menschen fordern jedoch ein „Verbot dieser geschlechtszuordnenden Operationen“ an Säuglingen und Kleinkindern. Zu Recht – diese sind irreversibel und führen viel zu oft zu falschen Zuordnungen und allzu oft auch zu einem lebenslangem Leiden der Betroffenen aufgrund dieser Operationen. Hier ist in jedem Fall eine andere Lösung – ein „drittes Geschlecht“ oder ähnliches – dringend Notwendig!
Da die einzigen wirklichen Experten jedoch die Betroffenen selbst sind, steht aus meiner Sicht auch nur den intersexuellen Menschen zu hier klar definierte Forderungen zu stellen, die dann jedoch auch von der Politik dementsprechend um zu setzen sind.
Auch den Transgendern – egal wie weit diese nun vielleicht im binären Geschlechtermodell orientiert sind oder sich gänzlich anders definieren – sollten hier entsprechende Möglichkeiten eingeräumt werden. Allerdings gibt es gerade aus diesen Kreisen auch Forderungen die so nicht umsetzbar sind, ohne der Mehrheit zu schaden. Dieses „Wir schaffen die Geschlechter ab“ ist keine Option. Viel Sinnvoller wäre es zu schauen was denn realistisch Sinnvoll und auch für alle Menschen angemessen wäre?
Bei einigen nordamerikanischen Urvölkern gab es 5 Geschlechter – Frauen, Frauen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen, nicht in die anderen Geschlechter zuordenbare Menschen, Männer mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen und Männer. Vielleicht wäre ein ähnliches Modell ja Sinnvoll auch für Europäische Verhältnisse? Gar für unsere ganze Zivilisation?
Denn was nun mal ebenso Fakten sind:
Ein Kind hat biologisch jeweils einen „Erzeuger“ - ein Mensch der aufgrund männlicher Geschlechtsorgane zeugend beteiligt ist und eine „Gebärende“ - ein Mensch der aufgrund weiblicher Geschlechtsorgane das Kind austragen und gebären kann.
Diese Geschlechtsorgane waren lange Zeit den Geschlechtern „Mann = männliche Geschlechtsorgane“ und „Frau = weibliche Geschlechtsorgane“ zugeordnet.
Heute gibt es jedoch plötzlich „gebärende Männer“ (die jedoch weibliche Geschlechtsorgane haben) und „zeugende Frauen“ (die entsprechend männliche Geschlechtsorgane haben) – aber und das ist dann der große Knackpunkt: Es gibt Menschen deren neuronales Geschlecht nicht den vorhandenen Geschlechtsorganen entspricht.
Wie kann nun letztlich eine Lösung aussehen die sowohl den einzelnen "Minderheiten" (Transsexuelle, Intersexuelle, Transgender) als auch der "Mehrheit" gerecht wird ?
In dieser Form gestellt bildet diese Frage die Grundlage für jede angemessene Diskussion des aktuellen Geschlechtermodells und möglicher Änderungen - die ja nun wirklich Notwendig sind.
Liebe Grüße,
Frank
Frank Gommert
Was bedeutet binäres Geschlechtermodell?
Das binäre Geschlechtermodell basiert auf der Annahme das es nur zwei Geschlechter gibt:
Frau und Mann – nichts dazwischen oder außerhalb davon.
Diese Annahme hat sich jedoch als falsch erwiesen, es gibt Menschen die nicht in diese klare Zuordnungen „Frau oder Mann“ passen.
Wo liegen also die Schwächen dieses Geschlechtermodells?
Hier wären die offensichtlichsten, die intersexuellen Menschen bei denen es teilweise schon bei der Geburt offensichtlich ist → dieses Kind ist nicht klar zu ordenbar, es hat keine eindeutigen Geschlechtsmerkmale. Obwohl sich ein Teil der intersexuellen Menschen in diesem binären System einordnen möchten, trifft dies jedoch nicht auf alle zu. Wie die Verteilung ist dürfte man am ehesten dort erfahren wo diese Menschen sich als Gruppe präsentieren und für ihre Rechte einstehen. →Intersexuelle Menschen e.V. wäre ein Ort.
Eine weitere Gruppe die nicht in das binäre Geschlechtermodell passen sind Transgender. Leider werden hier viele Gruppen mit doch recht unterschiedlichen Bedürfnissen und Motivationen zusammengefasst. Im Wesentlichen sind dies Menschen, die zwar aufgrund ihrer „Körperlichkeit“ in die binäre Verteilung „Frau oder Mann“ passen, sich aber selbst nicht so empfinden. Hier gibt es sehr viele unterschiedliche Definitionen. Wir sehen dass binär zumindest im sozialen Bereich der Geschlechter nicht ausreichend ist. Daher auch der Wunsch mancher Gruppen die Geschlechter gänzlich abzuschaffen.
Gelegentlich liest man das transsexuelle Menschen die Geschlechter abschaffen wollen. Für Transsexuelle ist eigentlich nur die Zuordnung, aufgrund der bei der Geburt offensichtlichen Geschlechtsmerkmale, dass eigentliche Problem. Sie empfinden sich selbst schon eindeutig als „Männer oder Frauen“ sind aber dem entgegengesetztem Geschlecht zugeordnet worden. Sie wünschen sich in ihrem richtigen Geschlecht anerkannt leben zu dürfen. Gäbe es die „gute Fee“ oder eine „Pille“ die ihnen die richtigen Geschlechtsmerkmale verschaffen könnte würden sie diese sofort annehmen. Da die Realität jedoch anders aussieht und nicht mal jeder die Hormontherapie machen kann, von den Genitalangleichungen die ohnehin nur ein „annäherndes Abbild“ schaffen können ganz zu schweigen, machen nicht alle Transsexuellen auch diesen Angleichungsprozeß
Warum aber wäre es nun, wo wir um die Schwächen wissen, falsch das binäre Geschlechtermodell ab zu schaffen?
Es gibt eine sehr große Gruppe von Menschen die sich mit den Geschlechterbezeichnungen Frau oder Mann eindeutig sehr wohl richtig empfinden. Es gibt in Bezug auf Kinder immer jeweils einen Menschen der „zeugend“ und einen der „gebärend“ an der Entstehung eines Kindes beteiligt ist, man nennt dies „biologische Eltern“ – auch wenn diese Menschen nicht immer diejenigen sind die diese Kinder dann auch erziehen.
Es gibt eine Gruppe – Transsexuelle – die sich genau entgegen ihrer Geburtszuweisung jedoch eindeutig als Frauen oder Männer empfinden und diesem Geschlecht (Frau oder Mann) auch soweit möglich sozial und körperlich angehören wollen.
Fazit: Eine durchaus große Gruppe Menschen – eine Mehrheit – braucht und will diese Geschlechterbezeichnungen Frau oder Mann.
Da es aber auch Menschen gibt für die diese beiden extrem entgegengesetzten Geschlechterbezeichnungen nicht passen, reicht die Binarität dabei nicht. Geht es da aber wirklich um Geschlecht oder nur um die soziale Rolle die den Geschlechtern zugeordnet ist?
Fazit: Es sind mehr wie nur diese beiden Geschlechterbezeichnungen „Frau“ und „Mann“ erforderlich um allen Menschen gerecht zu werden.
Aktuell gibt es im Zusammenhang mit Intersexuellen oft die „Behauptung“ es gäbe doch ein drittes Geschlecht. Diese Behauptung ist jedoch faktisch falsch. Korrekt ist folgendes:
§22 Absatz 3 PStG:
Kann das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, so ist der Personenstandsfall ohne eine solche Angabe in das Geburtenregister einzutragen.
Was konkret bedeutet das bei intersexuelle Kindern, im Geburtenregister kein Geschlecht eingetragen wird. Dies ist ausschließlich für die Eltern die ganz klar sagen ihr Kind müsse selbst über das „richtige Geschlecht entscheiden dürfen“ ein kleiner Fortschritt – den bis November 2013 musste entweder „w“ für weiblichen Geschlechts oder „m“ für männlichen Geschlechts angegeben werden, inklusive der dafür notwendigen Operation.
Da es für die Kinder, wie auch die Eltern, schwierig ist einfach „ohne Geschlechtszugehörigkeit“ zu leben, führt dieser Absatz eher dazu dass die frühzeitige „Zuordnungsoperationen“ als „wichtig“ empfunden wird. Intersexuelle Menschen fordern jedoch ein „Verbot dieser geschlechtszuordnenden Operationen“ an Säuglingen und Kleinkindern. Zu Recht – diese sind irreversibel und führen viel zu oft zu falschen Zuordnungen und allzu oft auch zu einem lebenslangem Leiden der Betroffenen aufgrund dieser Operationen. Hier ist in jedem Fall eine andere Lösung – ein „drittes Geschlecht“ oder ähnliches – dringend Notwendig!
Da die einzigen wirklichen Experten jedoch die Betroffenen selbst sind, steht aus meiner Sicht auch nur den intersexuellen Menschen zu hier klar definierte Forderungen zu stellen, die dann jedoch auch von der Politik dementsprechend um zu setzen sind.
Auch den Transgendern – egal wie weit diese nun vielleicht im binären Geschlechtermodell orientiert sind oder sich gänzlich anders definieren – sollten hier entsprechende Möglichkeiten eingeräumt werden. Allerdings gibt es gerade aus diesen Kreisen auch Forderungen die so nicht umsetzbar sind, ohne der Mehrheit zu schaden. Dieses „Wir schaffen die Geschlechter ab“ ist keine Option. Viel Sinnvoller wäre es zu schauen was denn realistisch Sinnvoll und auch für alle Menschen angemessen wäre?
Bei einigen nordamerikanischen Urvölkern gab es 5 Geschlechter – Frauen, Frauen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen, nicht in die anderen Geschlechter zuordenbare Menschen, Männer mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen und Männer. Vielleicht wäre ein ähnliches Modell ja Sinnvoll auch für Europäische Verhältnisse? Gar für unsere ganze Zivilisation?
Denn was nun mal ebenso Fakten sind:
Ein Kind hat biologisch jeweils einen „Erzeuger“ - ein Mensch der aufgrund männlicher Geschlechtsorgane zeugend beteiligt ist und eine „Gebärende“ - ein Mensch der aufgrund weiblicher Geschlechtsorgane das Kind austragen und gebären kann.
Diese Geschlechtsorgane waren lange Zeit den Geschlechtern „Mann = männliche Geschlechtsorgane“ und „Frau = weibliche Geschlechtsorgane“ zugeordnet.
Heute gibt es jedoch plötzlich „gebärende Männer“ (die jedoch weibliche Geschlechtsorgane haben) und „zeugende Frauen“ (die entsprechend männliche Geschlechtsorgane haben) – aber und das ist dann der große Knackpunkt: Es gibt Menschen deren neuronales Geschlecht nicht den vorhandenen Geschlechtsorganen entspricht.
Wie kann nun letztlich eine Lösung aussehen die sowohl den einzelnen "Minderheiten" (Transsexuelle, Intersexuelle, Transgender) als auch der "Mehrheit" gerecht wird ?
In dieser Form gestellt bildet diese Frage die Grundlage für jede angemessene Diskussion des aktuellen Geschlechtermodells und möglicher Änderungen - die ja nun wirklich Notwendig sind.
Liebe Grüße,
Frank