Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Vanessa » 29. Nov 2015, 21:29

Bin absolut deiner Meinung, Tilly. Es soll ja durch meine Theorie niemand gleichgemacht werden, denn die Ausprägungen sind ja sehr unterschiedlich, wie du schon sagst. Wäre das so, dann würde das ja wieder auf ein Ja/Nein zurückfallen, und dagegen habe ich mich ja klar ausgesprochen. Für mich ist das einfach wie Hunderassen. Es gibt Hunde und es gibt Schäferhunde, Bernhardiner, Doggen, Pudel, Dackel, usw. Und all diese Rassen haben individuelle Eigenschaften und Bedürfnisse. Das ändert aber nichts daran, dass alles Hunde sind. So funktionieren Systeme nun einmal. Völlig ohne Wertung und Absicht.

Ich kann an dieser Stelle wirklich nur inständig darum bitten, sich bei der Betrachtung für den Moment von persönlicher Befangenheit, der Sorge um gesellschaftliche Akzeptanz (Schäferhunde: "Wenn wir alle Hunde sind, dann halten uns andere evtl. für Bernhardiner."*) und politischen Zielen zu lösen, und das einfach nur von einem neutralen Standpunkt aus zu betrachten. Ich weiß, dass hier bei jedem individuelle Leidensgeschichten vorliegen und dass damit bei dem ein oder anderen auch das politische Engagement nicht von ungefähr kommt. Aber wie gesagt: Versucht es bitte einfach. Mir ging es bei der Findung meiner Theorie einfach nur um mich selbst. Um für mich herauszufinden, was mit mir los ist und wie ich mich einordnen und zu anderen Menschen in Beziehung setzen konnte. Mir ging es dabei nie um irgendwelche politischen Ziele. Ich glaube, jetzt habe ich wirklich alles gesagt.

* So etwas gibt es ja auch. Viele Leute glauben, dass Hunde sich nur in Aussehen und Größe unterscheiden und wählen ihren Hund danach aus. Ein fataler Fehler.

Ätztussi: Das kam danach. Das war sozusagen Stufe 2 bei mir und diese Phase habe ich auch noch nicht abgeschlossen.
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Ätztussi » 29. Nov 2015, 21:46

@ vanessa

Klär bitte erstmal deine Situation, bevor du anderen die Welt erklären willst.

Vanessa hat geschrieben:Für mich ist das einfach wie Hunderassen. Es gibt Hunde und es gibt Schäferhunde, Bernhardiner, Doggen, Pudel, Dackel, usw. Und all diese Rassen haben individuelle Eigenschaften und Bedürfnisse. Das ändert aber nichts daran, dass alles Hunde sind. So funktionieren Systeme nun einmal. Völlig ohne Wertung und Absicht.

Ich kann an dieser Stelle wirklich nur inständig darum bitten, sich bei der Betrachtung für den Moment von persönlicher Befangenheit, der Sorge um gesellschaftliche Akzeptanz (Schäferhunde: "Wenn wir alle Hunde sind, dann halten uns andere evtl. für Bernhardiner."*) und politischen Zielen zu lösen, und das einfach nur von einem neutralen Standpunkt aus zu betrachten.


Der Vergleich von Transsexualität, Transgender... als wären das verschiedene "Hunderassen" ist für mich nur obskur. :D

Als Betroffene(ehemalige Transsexuelle) habe ich die Transition nicht aus objektiven Gründen gemacht sondern aus subjektiven Gründen. Es gibt auch einen subjektiven Faktor der unser Handeln bestimmt. Ich finde, du bist nicht als Wissenschaftler zu diesen Forum gekommen, sondern als Betroffene. Es gibt keinen neutralen Standpunkt für alle Betroffenen.
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon tilly » 29. Nov 2015, 21:49

Nun, so ganz scheint der Groschen noch nicht gefallen zu sei.

Zu deinen Hunden, klar Oberbegriff, alle sind dabei.
Wir sind Menschen.
Und wie bei den verschiedenen Hunden die verschiedene Bedürfnisse haben, zB. Jagdhunde und Hütehunde, so ist es auch bei den Menschen.
Die einen wollen Geschlecht abschaffen, die anderen nur im und mit dem richtigen leben.
So kann es keinen Oberbegriff aus der einen oder anderen Gruppe geben.

Mit liebem Gruß Tilly
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Vanessa » 29. Nov 2015, 22:05

Ätztussi: Was ich bin, habe ich für mich geklärt. Ich bin eine Frau, ohne wenn und aber. Und wie ich den Weg gehe, habe ich auch für mich erarbeitet. So bin ich zu dem Konzept der Stealth-Transition gekommen, ehe ich wusste, dass das quasi ein offizieller Begriff dafür ist. Und ich merke auch anhand der stetigen Entwicklung, dass das für mich der richtige Weg ist. Ich baue stetig Ängste ab und gewinne dafür Zufriedenheit hinzu, indem ich äußerlich immer mehr meinem inneren Wesen Ausdruck verleihen kann. Früher war ich wie behindert mit meinem Körper und hatte keinen Bezug dazu.

Und auch wenn das alles sehr rational rüberkommt, so stand der emotionale Aspekt letztlich immer im Vordergrund. Gäbe es diesen nicht, dann könnte mir nichts wurschter sein als dieses ganze Thema. Dann wäre es mir wurscht, welchen Körper ich hätte oder welche Rolle ich leben müsste. Nein, hinter allem steckt ja dieses Feststecken in einem Zustand, der mich einfach nicht wirklich ich sein lässt, und eine entsprechend stets präsente Unzufriedenheit schwankender Intensität mit sich bringt. Für mich war das immer wie ein Grauschleier, der sich über das ganze Leben gelegt hatte. Ich wusste früher, obwohl ich diesen Grauschleier spürte und ihn so nannte, nicht woher er kam. Aber ich weiß jetzt, dass dies die Ursache war. Denn das ist ungefähr so, dass meine Transition das Bild für mich immer bunter werden lässt und ich habe ein knallbuntes Bild als Vision vor Augen, das mich antreibt und mich alle Widerstände überwinden lässt. Ich löse mich aus körperlicher Verkrampfung und emotionaler Versteinerung.

Du gehst auch wirklich nach dem Prinzip "im Zweifel gegen den Angeklagten vor", was? Du musst bedenken wo ich herkomme. Rationalität und Logik war lange Zeit mein einziges Mittel, mich in der Welt zu behaupten und zu schützen, nachdem ich mit Emotionalität gescheitert war in meiner ersten Pubertätshälfte. Die Transition bedeutet jetzt auch für mich, mich wieder mit meinen Gefühlen zu verbinden, von denen ich lange Zeit glaubte, dass ich sie gar nicht (mehr) hätte. Daran arbeite ich momentan auch primär. Verzeihe mir also bitte, wenn ich mich zunächst an Rationalität orientiere. Ich habe einfach gelernt, dass das im intersubjektiven Austausch, wenn es darum geht, eine allgemeingültige eine Wahrheit zu finden, die einzige sichere Methode ist, zu einem Ergebnis zu kommen. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass Gefühle unwichtig oder nicht vorhanden wären. Ganz im Gegenteil.

tilly hat geschrieben:Die einen wollen Geschlecht abschaffen, die anderen nur im und mit dem richtigen leben.
So kann es keinen Oberbegriff aus der einen oder anderen Gruppe geben.
Also ich möchte Geschlecht sicher nicht abschaffen. Nichts läge mir ferner. Wer das will, ist meiner Meinung nach auf dem Holzweg, weil das den körperlichen Tatsachen widerspricht, wie ich auch versucht habe, deutlich zu machen in meiner Theorie. Dass jemand Geschlecht abschaffen will und das für rein sozial konstruiert hält, bedeutet ja nicht, dass dieser sich nicht einfach irrt und trotzdem körperliche Ursachen hinter seinen geschlechtlichen Befindlichkeiten stecken. Vielleicht will der eine nur, dass Geschlecht sozial konstruiert ist (aus welchen Gründen auch immer), aber ob es dann auch tatsächlich so ist, steht auf einem anderen Blatt.
Zuletzt geändert von Vanessa am 29. Nov 2015, 22:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Ätztussi » 29. Nov 2015, 22:16

@ Vanessa

Du bist hier nicht auf der Anklagebank. Es geht mir nur darum das du weniger rationalisierst und mehr zu dir kommst und dich mit deinen wirklichen Problemen
auseinandersetzt.

Alles weitere ein andermal. Ich muss zu Bett.

Gute Nacht
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon tilly » 29. Nov 2015, 22:19

Mit Vergleichen ist es immer so eine Sache.
Aber auf die grundlegend verschiedenen Bedürfnisse gehst du nicht ein, schade.
Die sind der Schlüssel das ganze zu verstehen.

Mit liebem Gruß Tilly
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Vanessa » 29. Nov 2015, 22:20

Tilly, hab noch mal editiert und bin jetzt konkret auf deinen Punkt eingegangen.

Zu deinem zweiten Beitrag: Sind die Bedürfnisse denn so verschieden? Geht es nicht am Ende des Tages einfach für jeden Einzelnen darum, so sein zu können wie er ist und so auch von allen anderen Menschen akzeptiert zu werden? Jeder leidet mehr oder weniger unter der gesellschaftlichen Nichtakzeptanz, sowohl im privaten Bereich als auch im gesamtgesellschaftlichen. Die Lösung wäre einfach, dass ein "Mensch mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen" genau so akzeptiert wird wie ein "Mensch mit gegengeschlechtlichem Kleidungswunsch", um hier mal eine analoge Formulierungsweise zu verwenden und auf diese Weise aufzuzeigen, dass beide letztlich im selben Boot sitzen bezogen auf ihr Akzeptanzproblem.

Ich weiß, vielen hier geht es letztlich darum, dass die Befürchtung da ist, dass die Gesellschaft das so nicht einfach schluckt und herum zickt, wenn man es ihnen auf diese Weise erklären will. Vielleicht ist die Gesellschaft nicht reif dafür. Ich weiß es nicht. Und ja, ich bin hoffnungslos idealistisch. Ich handele immer danach, was ich für richtig halte, und nicht unbedingt danach, was das Ziel am effektivsten erreicht. Deswegen ist für mich dieser ganze politische Aspekt auch nichts.

Und um es auf den Punkt zu bringen: Wenn mein Erklärungsmodell den Transsexuellen nicht dabei hilft, ihre gesellschaftliche Situation zu verbessern und ihnen im Gegenteil vielleicht sogar eher schadet, ja, dann ist das sehr schade. Aber das macht für mich das Modell nicht weniger gültig oder plausibel. Das eine ist eben der Versuch einer Erklärung. Das andere ist Politik. Das kann sich gegenseitig durchaus im Wege stehen, sehe ich ein. Und ich hatte es glaube ich ganz am Anfang schon ähnlich erwähnt, dass wenn einfach restlos alle Menschen so akzeptiert würden, wie sie sind (solange sie anderen nicht schaden), dass sich dann ein Großteil der Probleme dieser Welt schlagartig in Luft auflösen würden. Radikale Islamisten gäbe es dann nicht mehr. Neonazis gäbe es dann nicht mehr. Transphobe und Homophobe gäbe es dann nicht mehr. Kriege gäbe es dann nicht mehr. Eine Welt. Weltfrieden. Und ja, das ist mein voller idealistischer Ernst.
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon tilly » 29. Nov 2015, 22:59

Ok, hab es gefunden

Nun dann bist du ja schon ganz dicht dran.
Jetzt mach dich noch schlau was die aktiven Transgender politisch wollen.
Was mir so aus dem Stehgreif einfällt, genderfreie WC´s, scheint es in Berlin schon zu geben...
Papiere, ohne w oder m, oder am liebsten gleich doppelt je nach Laune....
Eine neue Sprachregelung, Gender Gap......

Mit liebem Gruß Tilly
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Vanessa » 29. Nov 2015, 23:12

Also da es mich aktuell sehr ankotzt, noch auf das Männerklo gehen zu müssen, wäre mir ein Einheitsklo lieber. Dann würde mir mein offizieller Männerstatus da wenigstens nicht mehr jedes Mal vorgehalten werden. Aber nach der Transition, nach Akzeptanz als Frau, wäre es mir lieber, mir das Klo nicht mit Männern teilen zu müssen. Im Idealfall gäbe es einfach drei Klos: M, W und X. Und von mir aus auch Y, wer auch immer das sein mag. Ist mir eigentlich ganz egal, solange jeder sein passendes Klo findet, in dem er sich wohlfühlt.

Zu den Formulierungen habe ich meine ganz persönliche Hassliebe, liebe Menschinnen und Menschen. Aber auch hier würde ich Menschen, die sich nicht binär verstehen, ihren eigenen Status zugestehen. Es ist genau so ihr Recht, ihrem Empfinden nach korrekt angesprochen zu werden, wie es das Recht für sich binär verstehende Menschen ist. Da man die Adressaten nicht immer alle kennt, muss man hier halt irgendeine Lösung finden, mit der sich alle irgendwie arrangieren können.

Was Papiere angeht, so würde ich es wie bei den Klos halten. Soll jeder drauf stehen haben, mit dem er sich am wohlsten fühlt. Also W und M für sich binär verstehende Menschen. Und was der Rest will, ist mir egal. Sollen die Pumuckl drauf schreiben.
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon tilly » 29. Nov 2015, 23:16

Tja und es ist ein nettes Modell, aber die Gesellschaft wird es nicht schlucken.
Der Sozialismus war ja auch ne nette und interessante Idee.....

Sorry, ich werde müde. LG Tilly
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