Keine Sorge. Als Sahnehäubchen sehe ich das sicher nicht. Und ich finde das für die soziale Rolle auch ziemlich unerheblich, da man die Beule durch passende Kleidung kaschieren kann, bzw. Situationen, in denen man das nicht kann, auch weitgehend vermeiden kann. Das ist für mich eher ein ganz persönlicher Aspekt.Lotty hat geschrieben:Liebe Vanessa, bevor ich zu deinem weiterem Text übergehe, möchte ich dir zuerst hierzu etwas schreiben. Lass dir Zeit mit der Überlegung und warte bis du dir ganz sicher bist das du eine GaOP brauchst, sehe es nicht als Sahnehäubchen, um die Soziale Rolle (was das dann auch immer sein mag) zu perfektionieren. Glaube nicht das du erst dann der bessere Mensch bist, wie du ja weiter unten bei TS vs. TG geschrieben hast.
Ich rede eigentlich gar nicht von Operationen. Ich will damit eigentlich nur sagen, dass zu einem weiblichen Körpergefühl für mich eben auch ein weiblicher Körper gehört, und dazu gehört eben nicht nur, eine Vagina zu haben. Die Gewichtung kann dabei sicherlich individuell verschieden sein. Der einen ist eine Vagina essentiell wichtig, der anderen vielleicht nicht. Dafür sind der dann vielleicht eher schöne Brüste wichtig oder eine weibliche Figur. Den Vaginawunsch nun als das maßgebliche Kriterium zur "echten Transsexualität" zu bezeichnen, und die anderen Aspekte nur als "Wunsch nach der sozialen Rolle", entspricht nicht meiner Sichtweise. Da schließt man wieder von sich auf andere, indem man meint, dass eine "echte Frau" auch eine Vagina haben wollen muss. Woher will man das wissen?Lotty hat geschrieben:Natürlich gehört das auch dazu, jedenfalls in Grenzen. Denn es gibt auch Frauen mit kleinen Brüsten, Auch manche Frauen haben Körperbehaarung, wenn auch nicht so viel wie manche Männer. Es ist alles eine Frage der Relation. Nur ab wann reden wir eigentlich von Schönheits-OP's?
Ich habe da die Begriffe meiner Vorrednerinnen aufgegriffen und das mit Vorzeigefrau auf die Spitze getrieben, um damit einfach nur absolut deutlich zu machen, dass bis auf das Mögen des Penisses alles absolut "koscher" ist bezogen auf eine "Transkondition". Für mich wäre es in so einem Fall absurd, nur aufgrund des Penisses den Status als Frau nicht zuzugestehen.Lotty hat geschrieben:Es wäre eigentlich einmal zu klären was eigentlich unter der sozialen Rolle zu verstehen ist. Du zählst da Eigenschaften auf (Eigenwahrnehmung, Geschlechtsidentität, weiblicher Habitus, feminin kleidet, Vorzeigefrau) die ich eigentlich der sozialen Rolle zuordnen würde. Identität ist im übrigem ein Begriff der viel zu unscharf ist, was meint das eigentlich? Sich mit etwas identifizieren, die Gesamtheit der Person, etwas was sich im Laufe des Lebens ändert? Eigenwahrnehmung ist auch ein Begriff den man unterschiedlich auslegen kann, was ist damit gemeint? Dann schreibst du von Kleidung, Habitus, und Vorzeigefrau. Muss sich eine Frau weiblich kleiden? Muss sie eine Vorzeigefrau sein oder sich besonders feminin geben?
Und da sind wir genau beim Punkt. Ich verstehe nicht, wieso man genau da eine Grenze ziehen muss. Aus meinen bisherigen Erläuterungen dürfte hervorgegangen sein, dass ich den Vaginawunsch bzw. umgekehrt formuliert die Ablehnung der angeborenen Geschlechtsteile, nur als Teilaspekt betrachte. Es ist ein Aspekt unter vielen, der halt bei einer Person stärker ausgeprägt sein kann als bei einer anderen. Ich finde, dass das allein betrachtet überhaupt keine Aussagekraft hat. Was soll damit bezweckt werden, sich so auf das Geschlechtsteil zu fixieren? Wer meint, dass er die OP braucht, soll sie machen lassen. Wer nicht, lässt es sein. Da ist das Thema für mich eigentlich abgehakt.Lotty hat geschrieben:Bedeutet dies Frau sein? Darf eine Frau nicht fluchen und all die Dinge die ein Mann machen darf. Darf sie sich nicht männlich kleiden? Muss eine Frau eine Vorzeigefrau sein. Sind das nicht die Geschlechterstereotypen die gerade Genderqueers abschaffen wollen. Ich denke aber das ein Mann seinen Penis vermissen würde und eine Frau ihre Vagina. Warum also nicht dort die Grenzziehung zwischen Transgender und Trassexualität?
Geht es da wirklich nur darum, dass man selbst nicht mit den unoperierten Transfrauen (und die es auch nicht vorhaben) in einen Topf geworfen werden will, weil man befürchtet, dass die Gesellschaft das nicht so akzeptiert, weil es nicht dem binären System entspricht, und die "vollbinären" Transfrauen dann auch nicht so akzeptiert würden, wie sie es würden, wenn es ausschließlich Transfrauen mit OP-Wunsch gäbe? Ist es das?
Ist schon interessant. Jetzt weiß ich auch, warum es immer um einen "transsexuellen Hintergrund" oder eine "transsexuelle Vergangenheit" geht. Ja, jetzt wird mir einiges klar. Transsexualität ist so etwas wie ein Schandfleck, den man möglichst schnell vergessen möchte, weil er einen daran hindert, von der Gesellschaft voll als Frau anerkannt zu werden. Das erklärt auch die Probleme mit dem Begriff "Transpride". Eigentlich soll die Transkondition möglichst vollständig unter den Teppich gekehrt werden. Transitionieren und dann möglichst nichts mehr mit dem ganzen Kram zu tun haben. Und dieses Prinzip ist nicht anwendbar auf alle, die auch später noch auffallen, weil sie nicht 100 % binär sind, und vielleicht auch in der Öffentlichkeit dazu stehen. Und man möchte ja nicht mit solchen Penisfrauen in einen Topf geworfen werden, über die die Gesellschaft bestimmt ganz schlecht denkt.
Den Rest zitiere ich jetzt mal nicht. Ich würde einfach nur gerne mal Quellen sehen, wo das alles behauptet wird, was diesen "Gender-Aktivisten" immer unterstellt wird. In meinen US-amerikanischen Quellen finde ich so etwas nicht.
Hört sich jetzt vielleicht alles etwas böse an, aber ist eigentlich nicht so gemeint. Ich will auch keinen Streit vom Zaun brechen, aber irgendwie reibe ich mich an dieser für mich nach wie vor willkürlichen Grenziehung zwischen Transsexuell und Transgender. Offenbar ist ja etwas schlimm daran, als Transgender gesehen zu werden. Das ist vielleicht, was mich am meisten daran stört.
Ich finde auch, dass man Begriffe, die dem Verständnis und der Unterscheidbarkeit dienen, braucht, und dass diese nicht schlecht sind. Wenn beispielsweise ein mit XY-Chromosomen und Penis geborener Mensch sagt "Ich bin Frau", dann spiegelt das zwar möglicherweise das Selbstverständnis wider, aber ist als Information ziemlich ungenau. Man stelle sich mal vor, man schreibt einen Text über Transsexualität und ersetzt die Begriffe "Biofrau" und "Transfrau" alle gleichermaßen durch "Frau". Kein Mensch würde da mehr durchsteigen. Das eine sind eben Begriffe, die man braucht, um das Thema exakt behandeln zu können, und das andere sind Begriffe, die deutlich machen sollen, dass man sich selbst als vollwertige Frau begreift und andere einen auch so begreifen sollen. Letzteres ist völlig legitim, aber will man vernünftig darüber reden, braucht man die differenzierten Begriffe, die einem eben vorhalten, dass man Transfrau und nicht Biofrau ist. Da ist ein Unterschied. Das macht eine Transfrau nicht weniger zu einer Frau, aber es ist eben ein Unterschied. Und dieser Unterschied verschwindet nicht einfach durch eine körperliche Angleichung. Und deswegen kann man durchaus der Auffassung sein, dass eine Transfrau immer eine Transfrau bleibt, ohne dass dem irgendeine negative Bedeutung anhaftet.
PS: Den letzten Absatz könnte man auch "gegen mich" verwenden, weil ich ja die Unterscheidung zwischen Transsexuell und Transgender in der Form anzweifle. Aber darum geht es in diesem Fall gar nicht, sondern um den vehementen Abgrenzungswunsch, dass man völlig anders sei. Transsexuell als konkrete Variante von Transgender würde ich akzeptieren, aber nicht als kompletten Gegenbegriff wie Hund und Katze. Eher als Hund (Trans*) und Schäferhund (Transsexuell).
PPS: Mir ist gerade eine passende Analogie eingefallen. Ersetzen wir Transgender durch Mann und Transsexuell durch "dünner Mann". Nun gehören zu den Männern auch dicke Männer. Und Dicksein wird in der Gesellschaft gering geschätzt. Wenn man nun die dünnen Männer nur als Mann bezeichnet, beklagen diese sich, dass sie dadurch mit den dicken Männern in einen Topf geworfen werden und möglicherweise die gleiche gesellschaftliche Geringschätzung erfahren, solange nicht klar ist, dass sie nicht dick sind. Daher bestehen sie darauf, immer korrekt als dünne Männer bezeichnet zu werden. Aber auch wenn sie das nicht hören möchten, sind es dennoch Männer. Sie können sich als spezielle Variante ("dünn") sehen, aber sie können nicht behaupten, dass sie keine Männer wären.
Und nochmal ganz zum Schluss (boah, ich muss ins Bett) zum Verständnis, was ich mir in meinen US-amerikanischen Quellen angelesen habe:
- Geschlecht ist nicht nur rein biologisch oder rein sozial, sondern eine Mischung, zu der auch noch weitere Aspekte gehören
- es spielt überhaupt keine Rolle, ob eine Transfrau ihren Penis verabscheut (und eine Vagina will) oder den Penis mag (und ihn behalten will)
- von einer Abschaffungsbestrebung von Geschlecht habe ich da nie etwas gelesen
- ein binäres Selbstverständnis ist genau so legitim wie ein non-binäres
- non-binäre Eigenschaften widersprechen einer Transkondition nicht
- alles kann in unterschiedlicher Ausprägung und Zusammenstellung existieren und ist gleichermaßen valide
Und ehe jemand fragt, was denn das für Quellen sind. Ich kann da primär Everyday Feminism und Autostraddle nennen. Diese Sites zählen zu der sog. 4. Feminismuswelle, die ca. 2008-2010 entstanden ist und sich u.a. durch eine explizite Transinklusion auszeichnet. Ich wette, dass die meisten Menschen mit dieser modernsten Form des Feminismus gar nicht vertraut sind und dem Feminismus noch immer Dinge vorwerfen, die eigentlich längst überholt sind.
Mir ist gerade noch eine Analogie eingefallen (bearbeiten kann ich den bestehenden Text anscheinend nicht mehr):
Anmerkung der Moderation. habe den Text hierher übertragen.
Sagen wir mal, die Reptilien unterdrücken die Säugetiere. Die Menschen wollen das nicht länger hinnehmen und verbünden sich mit den anderen Säugetieren, wie Mäusen, Hunden, Pferden und Katzen, nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stark!". Sie rufen gemeinsam: "Wir Säugetiere lassen uns nicht länger unterdrücken von euch reptonormativen Unterdrückern! Es muss nicht jeder Schuppen haben und Eier legen!" In dem Kontext ist es sinnvoll, dass man sich mit allen verbündet, die auch zu den Unterdrückten gehören und aus den gleichen Gründen unterdrückt werden. Mit den Mäusen, Hunden, Pferden und Katzen haben sie gemeinsam, dass sie alle Haare haben und lebendigen Nachwuchs gebären - und dafür von den Reptilien unterdrückt werden. Also rufen sie alle gemeinsam stolz: "Wir lieben unser Fell und dass unsere Eier im Körper reifen!" Nun gibt es da aber eine Säugetierart, die es anders macht. Diese will nicht zu den unterdrückten anderen Säugetierarten gehören, weil sie für sich eine Besonderheit ausgemacht hat, die sie beschützen soll vor dem Groll der Reptilien. Und so rufen die Gürteltiere: "Wir haben auch Schuppen! Wir wollen nicht wie die anderen Säugetiere mit Haaren behandelt werden!" Aber die Reptilien lachen die Gürteltiere nur aus: "Ihr legt aber noch immer keine Eier."