Hallo Vanessa,
was mir an deinem Modell nicht so gut gefällt ist die "Zweidimensionalität". Du erklärst alles mit dem Phänomen der Testosteronversorgung wärend der embryonalen Entwicklung. Ist es viel wird es ein Mensch mit männlicher Geschlechtsidentität, ist es weniger hat der Mensch eine weibliche Geschlechtsidentität. Alles liegt auf einer geraden Linie. Die moderne Embryologie und Genetik lehrt uns das es nicht so einfach ist wie wir dachten. Ursprünglich ging man davon aus das das SRY-Gen für die Entwicklung zum Mann zuständig war. Heute weiß man das viel mehr Gene an der geschlechtlichen Entwicklung beteiligt sind. Es ist auch lange nicht so das die gleichen Gene immer zu den gleichen Proteine führen, die dann in den Zellen wirksam werden.
Auch ist die embryonale Entwicklung äußerst komplex, da läuft nicht alles immer so wie es eigentlich ideal ist. Auch äußere Einflüsse haben da ihren Einfluss, nicht nur die Gene. Ebenso ist es mit dem neuronalem Netz. es ist nicht nur das Gehirn maßgebend, da gibt es noch das Kleinhirn, das Rückenmark und die Nerven. Einen großen Einfluss wird auch das autonome Nervensystem haben, zumindest wenn es um essentielle Körperfunktionen geht wie Herzschlag, Atmung, Körpertemperaturregelung. Im Genitalbereich gibt es dort auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Wir kratzen erst an der Oberfläche des Wissens um die Dinge. Heute schon zu glauben "wir wissen" ist meines Erachtens vermessen.
Nehmen wir mal das praktische Leben. So gut wie jeder Mensch hat Wesenszüge und Eigenschaften die eher dem anderem Geschlecht angehören. Wer zweifelt aber von diesen sein Geschlecht an. Die Gegengeschlechtlichkeit wird einfach ausgelebt. Nehmen wir mal weiter "Transgender" also Menschen die keine GaOP anstreben und mit ihren Genitalien absolut zufrieden sind. Da gibt es bestimmt welche die sind verdammt weiblich, bestimmt sogar weiblicher als manche Menschen mit OP-Wunsch. Trotz dem sind sie mit ihrem männlichem Genital zufrieden. Dann gibt es auch Menschen die sind gar nicht so sehr weiblich aber sie wissen das sie ein falsches Genital haben. Auch der Hass auf die eigenen Genitalien ist kein Kriterium, es gibt genügend Menschen die diesen nie verspürt haben.
Ich denke mal. so einfach wie du es geschildert hast ist es nicht.
Deutlich wird die Sache aber erst richtig nachdem die Genitalangleichung gelaufen ist. Wenn du plötzlich weißt dass es so richtig ist. Du dein ganzes Leben unzufrieden warst und jetzt einfach nur glücklich. Das hat dann erst einmal nichts mit der sozialen Rolle, dem Habitus oder mit Sex zu tun. Es ist einfach nur ein Körpergefühl, ganz privat, einsam und verschlossen im tiefstem Inneren.
Nein, es gibt diese Trennung zwischen TS und Trans* und selbst wenn nicht. Wo liegt das Problem diese Grenzziehung zwischen Transsexuell und Trans* genau dort zu legen wo es um die genitale Angleichung geht? Es wird doch nur dann komisch wenn wir dann von Premiumklasse reden. Aber ist es etwas was den Wert eine Menschen bestimmt. Muss alles gleich sein um Gleichwertig zu sein. Das ist doch auch das Problem bei der Emanzipation. Dort geht es doch auch nicht darum das Männer und Frauen gleich sind. Es geht um eine Gleichwertigkeit, Gleichheit wird es niemals geben. Menschen sind einfach unterschiedlich.
Liebe Grüße
Lotty