Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Frank » 21. Jun 2015, 08:22

Liebe Tilly,

ich denke das man schlicht und ergreifen erst mal klar trennen sollte, was eigentlich zum Selbstempfinden in Bezug auf die eigene Geschlechtlichkeit gehört.

Da gibt es:

einmal das Körperempfinden - dieses bezieht sich auf die Genitalien -> sprich fühlen sich die Genitalien die man hat richtig an oder nicht?
Da sind die meisten Menschen auch ganz klar Binär verortet, obwohl es sicher auch Ausnahmen gibt die es nicht sind.

zum Anderen gibt es das soziale Rollenbild -> die Interaktion mit der Umgebung, wie möchte ich von außen Wahrgenommen werden?
Hier spielt dann nicht nur man selbst eine gravierende Rolle, sondern eben auch wie reagiert mein Umfeld auf meinen "geschlechtlichen Ausdruck" auf mein Auftreten, meine Kleidung, mein Bild das ich anderen von mir zeige.

In einer Gesellschaft in der es jedem Menschen erlaubt ist sich zu kleiden, zu geben wie es jeder Mensch möchte und für sich als richtig empfindet ohne das es "Diskriminierung deswegen gäbe" würde der zweite Punkt gar keine Rolle mehr spielen, denn es wäre jedem Menschen möglich sich zu geben, zu Kleiden und zu verhalten wie es demjenigen Menschen entspricht.
Aber diejenigen Menschen wo der erste Punkt also das Körperempfinden "falsch ist" die wären noch immer da und würden sich Hilfe wünschen.

Das sind auch die beiden Punkte wo es gilt Veränderungen in Gang zu setzen - dort sollten logisch gesehen die Ziele liegen und die sind da nun mal unterschiedlich.
Das eine Ziel ist "gesellschaftliche Änderung zu Akzeptanz" und das andere ist "Denen die es brauchen medizinische Maßnahmen zu ermöglichen".

Klingt sehr einfach und ist realistisch schon deutlich Komplizierter.

Liebe Grüße,
Frank
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon tilly » 21. Jun 2015, 21:05

Hallo Frank

Vielleicht habe ich mich da nicht klar genug ausgedrückt, ich für mich bin mir vollkommen im klaren was ich will und was ich bin. Wenn es nur nach mir ginge würde ich lieber heute als morgen meine GaOP machen lassen.
In meinem Beitrag versuchte ich Standpunkte anderer darzustellen, die da viel unsicherer sind oder sich mehr von ihrer Umwelt ausbremsen lassen.
Ja, und warum schreibe ich das, mir ist es wichtig auch andere Meinungen zu überdenken.
So wollte ich das auch hier als Denkanstoß sehen um zu zeigen dass es Menschen gibt die möglicherweise transsexuell sind, aber ihren Weg noch nicht gehen.
Oder eben auch Aussagen aufgreifen die ich nicht verstehe.

Mit liebem Gruß Tilly
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Hera » 22. Jun 2015, 16:22

spirulina hat geschrieben:Gerade die Vergangenheit hinter sich zu lassen und die neue Lebenssituation voll zu leben ist so gut wie unmöglich - es gibt doch Vieles was man aus der Vergangenheit mitnimmt .

Wie jeder Mensch - mehr oder weniger.
Ich habe cissexuelle Freundinnen mit ziemlich übler Vergangenheit.

Wer will werten, welche Vergangenheit schlimmer war oder wie sie einen geprägt hat, was man mitnahm und was nicht?

spirulina hat geschrieben:Eine wirklich 100% Transition gibt es nicht ,denn dann müßte man eine Sozialisation im Wunschgeschlecht gelebt haben

Wirklich? Welche Sozialisation meinst du? Die Sozailisation einer Frau, die alles hatte oder die Sozialisation einer Frau, die nichts hatte?
Vielleicht die Sozialisation einer Frau, die in Kindheit, Jugend oder auch später viel Gewalt erfahren hat?
Die Sozialisation einer Frau, die als Kind schon arbeiten oder im Müll wühlen musste?
Oder ist es die Sozialisation einer Frau, die als Kind/Teenager ein Jahrzehnt oder sogar länger irgendwo weggesperrt war?
War es die Sozialisation einer Frau, deren Vater lieber einen Sohn gehabt hätte und diese Frau als Mädchen/Teenager ständig wie einen Sohn behandelt hat, die deshalb vielleicht auch Jungsklamotten trug, weil sie ihm z. B. gefallen und genügen wollte, jetzt aber trotzdem zu sich gefunden hat und ein ziemlich normales Frauenleben führt?

Wo ziehst du da die Grenze? Beim Genital?

Warum überhaupt Wunschgeschlecht? Es ist mein Geschlecht, dass ich körperlich entstellt zur Welt kam ist doch nicht meine Schuld.

spirulina hat geschrieben: und dann wäre da noch immer der chromosomale Unterschied -der besteht einfach - ud bestimmt doch wesentlich die Existenz des Individuums.

Ja, die chromosomen... - ganz schrecklich. Man fühlt sie tagtäglich sehr deutlich, sie wirken fühlbar in einem - und wenn man körperlich noch so verweiblicht ist. Und das schlimme ist: sie bestimmen tagtäglich immer noch das was ich wie tue. [Ironie off]

Bei wem ist das so? Bei mir nicht.

Wenn jemand seinen Körper nicht weiblich genug bekommt, weil er durch Hormone zu männlich ausgeprägt ist oder weil die medizinische Hilfe nicht ausreicht oder weil die Hormone nicht wirken... - dann fühlt man sich zum kotzen, wenn man seinen komplett eigenen weiblichen oder männlichen Körper braucht, ihn aber nicht fühlen kann.

Oder vielleicht auch, weil man keine Hormone zuführen will, weil man keine körperlichen Veränderungen will, weil man sich schön redet, dass man auch so als Frau leben kann (Bubble care) - was bitte erwarten die Leute dann?

Schau dir mal die Videos über Männer und Frauen von Vera F. Birkenbihl auf YouTube an. Es gibt Normvarianten, da wirken bestimmte Hormone nicht. Aber das alleine auf so ein blödes Y-Chromosom zu schieben verstehe ich nicht.

Ist das wieder irgendeine Ausrede, die gebraucht wird, weil Ausstrahlung und oder Habitus nicht weiblich genug sind? Insbesondere, wenn man sowieso keine oder nur wenige körperliche Maßnahmen will?

Und ich frage erneut: was erwarten diese Leute?

Ja, ich weiß, manche schimpfen, dass das eh alles nur sozialisiert ist. Dann aber frage ich mich, warum ich immer wieder erlebe, dass Frauen und Männer aneinander vorbei reden, sich nicht verstehen, warum Frauen und Männer so verschieden sind (Übergangsbereiche will ich nicht bestreiten)?

Wenn alles sozialisiert wäre, dann sollten Männer wie Frauen sein können und umgekehrt. Gut, man möge ihnen ein bis drei Jahre geben, um es zu erlernen. Berufsausbildungen dauern i.d.R. auch nicht länger als 3 Jahre und das tägliche Leben ist doch ein guter Lehrmeister oder? So viele Frauen, wo man sich alles abgucken kann, wenn man es nicht schon im Blut hatte. Viele schaffen es aber auch nach noch mehr Jahren nicht - selbst, wenn man großzügig über manches hinweg sieht.

Andere sagen, dass man Frau sein und Mann sein nicht an bestimmten Dingen festmachen soll. Aber es tut mir leid - selbst wenn man Äußerlichkeiten außer acht lässt - wenn nicht einmal Ausstrahlung und Habitus stimmen - wie weit soll ich mich verbiegen, um es allen anderen recht zu machen?

Und wer sind denn diejenigen, die ihr Frau oder Mann sein an Klamotten, Styling etc. festmachen? Weil es das einzige ist was jene, die am liebsten ja gar nichts oder nur wenig am Körper machen wollen, nach außen hin als feminin erscheinen lassen könnte?

Wenn alles sowieso nur sozialisiert ist: wozu dann das ganze? Weil man Freude hat am Kleidchen tragen und sich zu schminken? Weil man mit dem Druck und der Erwartungshaltung nicht klar kommt, die an einen in der Geschlechtsrolle herangetragen wird, in die man Kraft des Genitals hinein geboren wurde?

Denkt man vielleicht, dass es im "anderen" Geschlecht keinen Druck und keine Erwartungshaltungen gibt?

Sicher - wenn eine offensichtlich männlich wirkende Person in femininer Aufmachung daher kommt, dazu vielleicht noch eine auf mich überzogen wirkend weibliche Gestik etc. an den Tag legt, dann gehe ich davon aus, dass diese Person offenbar weiblich wahrgenommen und angesprochen werden will. Das bekomme ich hin, ich bin flexibel.
Den Rest überlasse ich meinem Gefühl - und ich bin da definitiv nicht festgelegt und es ist mir dann egal ob das Genital (das ich ja sowieso nicht sehe) zur gelebten Rolle passt oder nicht. Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich zu sehr verbiegen muss, um es der Person recht zu machen, dann muss mir bitte auch erlaubt sein dann Abstand zu nehmen, mich zurück zu halten.

Das heißt nicht, dass ich die Person nicht sein lassen kann wie sie sein will. Nur muss das nicht stets und ständig in meiner Nähe sein. Jede Art von Stress wirkt sich negativ auf das bisschen Gesundheit aus was ich noch habe. Also meide ich Stress so gut es geht.

Sie sagen, sie sind Frauen, aber man fühlt es nicht und dann wird gebetsmühlenartig wiederholt, dass man doch auf immer transsexuell sei. Warum sagt das jemand, der doch sagt, er sei eine Frau? Ist das eine Rückfallposition, weil nicht Mann sein wollen oder können eben doch nicht Frau sein ist?
Fühlen diese Menschen, dass sie sich selbst und allen anderen etwas vormachen?

Vielleicht sollte man jenen Männern, die ihre feminine Seite (wie auch immer definiert) leben wollen, sie einfach lassen ohne sie zu verhöhnen, ohne sie zu erniedrigen. Dann könnten sie in ihrem Mann sein auch feminin sein ohne verzweifelt zu versuchen eine Frau zu sein.
Hera
 

Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Frank » 22. Jun 2015, 16:58

Liebe Hera,

danke für deinen Beitrag :blumen:

Liebe Grüße,
Frank
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Hera » 22. Jun 2015, 17:59

Frank hat geschrieben:Liebe Hera,

danke für deinen Beitrag :blumen:

Liebe Grüße,
Frank

Lieber Frank,

gerne. :)

Hera hat geschrieben:Andere sagen, dass man Frau sein und Mann sein nicht an bestimmten Dingen festmachen soll. Aber es tut mir leid - selbst wenn man Äußerlichkeiten außer acht lässt - wenn nicht einmal Ausstrahlung und Habitus stimmen - wie weit soll ich mich verbiegen, um es allen anderen recht zu machen?


Hier möchte ich noch einmal klar stellen: wenn Ausstrahlung und Habitus einer Person, die als Frau wahrgenommen werden will, kaum oder sogar gar nicht weiblich ist (Christian Seidel hat - wie ich finde - einen leicht femininen Touch, aber in seiner Aufmachung als Frau wirkt er auf mich in Ausstrahlung und Habitus männlich), dann möchte ich mich deshalb nicht verbiegen müssen, um es dieser Person über eine gewisse Grenze hinaus recht zu machen - so weit, dass ich diese Person nicht verletze - ja, so weit, dass ich sie als Frau anspreche und auch mit dem gewünschten Namen anspreche - ja.

Dabei vergebe ich mir nichts und vielleicht ist diese Person soweit auch ganz nett.

Es gibt auch Personen, die eine Frau sein wollen, aber auf auf mich absolut nicht weiblich wirken und bei denen ich dann auch denke, dass sie irgendwie schon wie dazwischen wirken, sie wären auch als Mann kaum authentisch.

Das Blöde ist eben, dass man als maskuline Frau eher akzeptiert wird - auch als sog. "Transsexuelle" - als als femininer Mann. Und das ist doch wirklich ein Problem in dieser Gesellschaft. Menschen müssen sich wegen dieser Gesellschaft laufend verbiegen und einige lassen sich sogar dafür operieren, um der Gesellschaft entweder oder zu entsprechen.

Ich spüre leider oft in Menschen, wenn sie etwas verdrängen, sich selbst belügen. Es wird mir nicht immer gleich bewusst, weil ich diese Gefühle gar nicht haben will, ich versuche mich dagegen abzuschotten, weil sie mich Kraft kosten. Daher brauche ich dann auch den entsprechenden Abstand.

Und darum komme ich mit Ehrlichkeit viel besser klar. Wenn mir jemand sagt, dass er kein Mann (mehr) sein kann und will (wobei mit Mann dann meist Kerl gemeint ist), dann kann ich das bei dieser Gesellschaft sogar ein Stück weit nachvollziehen. Es gibt eben einen Anteil eher femininer Männer. Und auch die maskulineren Männer dürfen doch ihre Gefühle zeigen ohne dafür blöd angesehen oder angemacht zu werden.

Womit ich nicht klar komme ist, wenn Menschen mir erzählen sie wären (eine) Frau, aber Ausstrahlung, Habitus, Denkstrategien und was auch sonst noch, spricht absolut dagegen und das Gefühl es mit einem Mann zu tun zu haben, der lieber Frau sein will, drängt sich mir förmlich auf - ob ich nun will oder nicht. Und dann diese blöden Gefühle dazu, dass da wieder jemand ist, der verdrängt, sich selbst etwas vormacht, in seiner Bubble schwebt.

Zudem habe ich offenbar eine Art an mir, die in Menschen verdrängte Dinge triggert oder Dinge hervor geholt werden, wenn sie sich etwas vormachen. Es ist nichts was ich absichtlich tue. Ich muss auch gar nichts dafür tun. Ich bin einfach nur ich selbst und der Rest passiert von alleine.
Bei manchen Bekanntschaften warne ich inzwischen manchmal sogar schon vor, dass sowas passieren könnte.

Auch sowas ist für mich anstrengend. Ich habe davon gar nichts, bekomme dann ggf. nur den Stress mit, den diese Person dann mit sich selbst, dem Partner etc. hat.
Wenn ich dann Reißaus nehme, weil ich das nicht mehr ertrage (ich habe da schon Dinge erlebt...), verfallen manche auch wieder in ihren alten Trott zurück oder es braucht dann noch eine Weile, bis sich wirklich Veränderungen einstellen.

Ich weiß genau, dass es Menschen gibt, die nicht glücklich über das sind was ich schreibe, sich sogar provoziert fühlen. Ich weiß auch, dass es immer wieder Menschen gibt, die mir nicht glauben. Sollen sie, ich bin keine Missionarin oder so. Jeder Mensch darf seine Bubbles haben, sie hegen, pflegen und verteidigen und niemand muss verstehen oder nachfühlen.
Ich weiß auch, dass Bubbles oft eine Schutzfunktion der Seele/Psyche sind. Heftig wird es nur, wenn die Bubbles irgendwann zerplatzen und man dann vor den Scherben steht.

Vor Jahren, als ich anfing mich intensiver mit Menschen zu beschäftigen, war ich auch oft genug fassungslos. Aber es gibt nichts was es nicht gibt.
Hera
 

Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Vanessa » 24. Nov 2015, 16:42

Gar nicht leicht, hier überhaupt noch den Überblick zu behalten, wer was meint und was es alles (nicht) geben soll. Ich muss sagen, dass ich die strikte Fokussierung auf die Geschlechtsorgane, um Transsexuelle von Transgendern zu trennen, nicht teile. Ich weiß bei mir bezogen auf eine GaOP selbst noch nicht, wohin die Reise gehen wird. Irgenwie tendiere ich dahin, also es gibt auf jeden Fall den Wunsch, an dem aber noch sehr viele Abers hängen. Sollte ich mich nun final gegen eine OP entscheiden, macht das dann aus mir einen anderen Menschen? Ich erforsche das aktuell bei mir und ich habe definitiv eine sehr klare Vorstellung, wie sich eine Vagina anfühlt (und dass diese sich beispielsweise nicht ansatzweise mit dem Anus vergleichen lässt, auch wenn beides an der fast gleichen Stelle beheimatete Körperöffnungen sind, die zur Penetration genutzt werden können). Ob das nun jenes instinktive Körperbewusstsein ist, das mich mir das so klar vorstellen lässt, oder ob das einfach nur meine ausgeprägte Fantasie ist, kann ich aber nicht sagen.

Ich finde auch, dass zur körperlichen Angleichung viel mehr gehört als eine Genital-OP. Was ist mit Brust, Figur, Gesichtszügen, Haut und Körperbehaarung? Die Veränderungen, die man da ggf. anstrebt, müssen nicht zwangsläufig nur für die Fremdwahrnehmung bestimmt sein, bloß weil man sie im Vergleich zu den Genitalien leichter sehen kann. Ich kann mich selbst auch ganz für mich allein an diesen Dingen erfreuen und mich damit in meinem Körper wohler fühlen. Dieses oft genannte instinktive Gefühl für den richtigen Körper kann doch auch ein Gefühl für diese Aspekte beinhalten.

Auch kann ich die Ansicht nicht teilen, dass es jedem, der keine direkte körperbezogene Dysphorie (bewusst!) empfindet, ausschließlich um die soziale Rolle geht. Auch wird hierbei die Eigenwahrnehmung und die eigene empfundene Geschlechtsidentität einfach unterschlagen. Was ist mit einer Person, die mit Penis geboren wurde, sich eindeutig als Frau identifiziert, den beschriebenen weiblichen Habitus perfekt besitzt, sich feminin kleidet und was weiß ich nicht noch alles so macht wie eine Vorzeigefrau und bei der auch keine supersensiblen Spürhunde irgendeine Maske oder faule Beweggründe wittern, wenn diese ganz offen sagt "Ich mag meinen Penis und werde ihn behalten"? Wird der dann enttäuscht von "echten Transsexuellen" gesagt "Ich hatte Sie eigentlich für eine Frau gehalten"? Das will mir einfach nicht in den Kopf. Diese Grenze zwischen Transsexuellen (leiden unter Genitalien und wollen OP) und Transgendern (leiden nicht unter Genitalien und wollen daher nur die soziale Rolle) finde ich absolut willkürlich.

Ich persönlich würde mich viel lieber Transgender nennen, weil mir der Begriff viel mehr zusagt, eben weil er für mich nicht länger den Körper thematisiert, sondern das worum es doch eigentlich geht: Die vom Körper abweichende Geschlechtsidentität und die daraus resultierenden Probleme unterschiedlichster Natur. Dabei ist mir völlig egal, ob ich sage, dass im Gehirn was schief gelaufen ist und das Gehirn deswegen "falsch gepolt" ist, oder ob ich sage, dass der Körper eigentlich falsch ist. Wir können (und wollen) die Geschlechtsidentität nicht ändern, also tut man das, was man noch am ehesten tun kann: Den Körper angleichen. Aber das war's. In welchem Umfang jemand so eine Angleichung unbedingt benötigt, ist doch individuell verschieden. Ich finde das total bescheuert, das dann in so Qualitätsklassen einzuteilen, bei denen die Premiumqualität von den "echten Transsexuellen" gebildet wird. Und ich habe auch kein Problem mit dem Label "trans". Das ist für mich etwas, das ich nicht nach Abschluss der Transition verliere (wann ist sie abgeschlossen und wer bestimmt das eigentlich?). Vielmehr sehe ich in "trans" meinen Zustand, mit dem ich geboren wurde. Natürlich sehe ich mich als Frau, aber für mich bedeutet der Transbegriff nicht nur den zeitweisen Wechsel, sondern auch die unveränderlichen Tatsachen, wo man her kommt und wohin man gegangen ist (oder noch geht). Ich bin auch nach der Transition für den Rest meines Lebens jemand, der den "Geschlechtswechsel" vollzogen hat. Meine Vergangenheit kann ich nicht ändern. Und ich kann nicht ungeschehen machen, dass ich mit einem männlichen Körper geboren wurde.

Mir ist aber auch klar, woher letztlich die Zankereien um die Begrifflichkeiten wirklich kommen. Wenn man sein Leben lang als "trans" gilt, dann könnte das auch bedeuten, dass man sein Leben lang nie als "vollwertige Frau" gesehen wird, weil einem immer dieses "trans" anhaftet, das einem nur Probleme bereitet hat und das man daher gerne endgültig loswerden möchte. Kann ich voll nachvollziehen. Besser fände ich allerdings den Ansatz, dass eine Transfrau nicht weniger als eine Frau gesehen wird von der Gesellschaft als eine Biofrau. Dann wäre die ganze Zickerei um dieses Thema gegessen, weil es keinen Grund mehr zum Streiten gäbe.

Der andere große Streitgrund ist die Angst davor, dass durch die alles inkludierende Sicht der "Transgender-Aktivisten" (wer ist das eigentlich?) die eigene Situation weniger ernst genommen wird von der Gesellschaft. Das resultiert aber meiner Ansicht nach daraus, dass man glaubt, dass sich diese Transgender-Aktivisten selbst schaden mit ihrem Ansatz, indem die Gesellschaft sie belächelt, weil sie fordern, dass es plötzlich alles geben kann und das völlig normal sei, und noch dazu unabhängig von irgendwelchen messbaren Ursachen. Da steckt die Befürchtung hinter, dass durch das Bestreben, dass letztlich jeder ungeprüft selbst bestimmen darf, ob er Mann, Frau, was dazwischen, beides oder gar nichts ist, eine Unglaubwürdigkeit erzeugt wird, bei der wieder nur gedacht wird, dass die alle einfach spinnen und irgendwelche Faxen machen wollen, weil ihnen gerade danach ist. Nach dem Motto: Heute bin ich Mann, morgen Frau und übermorgen blauer Elefant, und alle sollen das ohne Hinterfragen akzeptieren. Aber auch hier besteht die Lösung meiner Meinung nach nicht darin, diese Bestrebungen als neues Feindbild zu bekämpfen, sondern das gewünschte Ziel tatsächlich zu erreichen: In einer Welt, in der niemand mehr jemanden aufgrund einer Geschlechtsidentität verurteilt und jeder die Mittel dazu bekommt, frei in seinem Wunschgeschlecht zu leben, ist die Frage nach den Gründen völlig egal. Niemand müsste sich mehr rechtfertigen oder der Skepsis der Bevölkerung ausgeliefert sein, weil es so normal wäre wie es z.B. Homosexualität inzwischen schon weitgehend geworden ist. Diese Bewegung ist gegen Gatekeeping, gegen Diskriminierung und möchte daher auch als logische Konsequenz jede wertenden und regulierenden Maßnahmen abschaffen, unter denen Betroffene leiden. Und nur deswegen gesteht man allen, von Transvestit bis "echte Transsexuelle" die gleichen Rechte zu. Nicht um etwas zu verwässern, irgendetwas unter den Teppich zu kehren, sondern damit sich niemand mehr rechtfertigen muss, für das was er tut, glaubt, usw. Die Gründe sind egal. Wer transitionieren will, soll das tun. Und jeder verdient dazu die nötige Hilfe, sei es finanziell, medizinisch oder psychologisch. Hinter einer Ablehnung dieses Konzepts steckt meiner Ansicht nach nur die Angst, dass wenn alle sich plötzlich als "trans" bezeichnen, diese Hilfen (auch) für "echte Transsexuelle" gekürzt oder gestrichen werden. Aber ich halte diese Befürchtungen ganz ehrlich für unbegründet.

So, jetzt reicht es auch erst mal. Das ist einfach meine persönliche Sicht. Ich sehe einfach in den "Transgender-Aktivisten" keine Feinde. Und ich halte es eher für schädlich, sich so strikt abgrenzen zu wollen.
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Frank » 24. Nov 2015, 21:05

Hallo Vanessa,
ich möchte dich einmal einladen dich in die Gegenrichtung ein zu Fühlen:
Da ist ein Mensch der sich ganz eindeutig und klar als Mann erlebt - der ganz klar sagt (schon mit etwa 4 Jahren) mein Penis müsste da sein, weil es sich für mich richtig anfühlt dort ein männliches Genital zu haben (mit 4 hofte ich das "er" noch wachsen würde, heute weiß ich das dies nicht von allein geht, "er" muss geformt werden und "anwachsen").

Brust, Figur, Körperbehaarung, Gesichtszüge und weitere optische Nebensächlichkeiten sind da völlig Irrelevant,
ebenso die Frage nach dem "Passing" - einfach weil es für mich wichtig ist sondern das mein Körper, meine Genitalien für mich "die richtigen" sind.

Das ist einfach etwas völlig Anderes wie Menschen die ihre gegengeschlechtlichen Genitalien (Na die haben dann wenigstens genau DAS was ich Nicht habe! ja ich gebe zu DAS ist Penisneid! da ein Penis nun mal zu einem MANN gehört!) als völlig normal ansehen und trotzdem im anderen Geschlecht leben wollen. Diese "Lebensweise" kann ich nicht Verstehen! Ich kann sie tolerieren, ich kann sie Akzeptieren, aber ich kann NICHT akzeptieren wenn man mir sagt das ICH das gleiche sein soll wie diese Menschen mit ihrer Lebensweise. Denn das BIN ich NICHT.

Das mit den "anderen körperlichen Aspekten" ist ohnehin ein Thema das Menschen betrifft, die zu "Perfektionismus" neigen und dabei übersehen was eigentlich LEBEN ist .....ja auch ich bin diesem Perfektionismus lange Jahre hinterhergelaufen, Jahre in denen ich zwanghaft versuchte mich einer sozialen Rolle an zu passen die für mich nichts weiter als ein "Rollenspiel" als "Schauspielerei" war. Und warum das ganze Schauspiel? Weil mir eingeredet wurde das ich "Frau sein müsse, weil ich dummerweise weibliche Genitalien hatte".

Ich hoffe du hast meine Zeilen nicht nur "gelesen" sondern kannst sie zumindest ein Wenig verstehen.

Übrigens, meine Identität ließ sich nicht Verändern - egal wie verzweifelt und vehement ich es versuchte - erst die Anpassung meines "Geschlechtskörpers an meine Identität" hat mir helfen können. DAS ist Transsexualität. Aber es ist eben weder "Transgender" noch Transidentität" und noch weniger "trans*" oder ein Leiden am Dualen Geschechtersystem - das Duale Geschlechtersystem paßt, es war der Irrglaube das die bei der Geburt vorhandenen Genitalien das Geschlecht bestimmen.

Liebe Grüße,
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon tilly » 24. Nov 2015, 21:43

Ja, schöne neue Welt!

Netter Satz: Heute bin ich Mann, morgen Frau, und übermorgen blauer Elefant!
Und alle haben das zu akzeptieren.
Tja, ob die Menschheit je so weit kommen wird?
Nun ich werde das mit Sicherheit nicht mehr erleben, und meine Kinder auch nicht.
So muss ich eben mit den aktuellen irdischen Begebenheiten leben, das Beste daraus machen.
Und da ich eben auch ein sehr starkes Bedürfnis verspüre mit dem passenden Genital zu leben, sehe ich mich klar als transsexuell.
Damit will ich nichts besseres sein, ich will einfach nur Frau sein dürfen.
Wenn andere das ohne OP sein können, auch gut, aber für viele Mitbürger sind das dann insgeheim doch blaue Elefanten, zu denen ich nicht gehören will.

Mit liebem Gruß Tilly

PS: Ich will damit auf keinen Fall sagen dass man die OP wegen dem Geschwätz der Leute machen soll.
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Severus » 25. Nov 2015, 08:00

Hmm, wem genau soll es denn schaden, dass zwischen Transgender und Transsexualität eine klare Abgrenzung stattfindet?
Gut, das sind dann ein paar Schäfchen weniger, für die Transgender-Aktivisten sich als Fürsprecher brüsten können. Jo mei.

Mal im Ernst. Ich bin froh, dass sich diese Trennung immer stärker hervortut! So können die Trans* ihr Ding machen und ich mache meines. Soweit ich das sehe, finden Transsexuelle höchstens zu Beginn noch Gemeinsamkeiten mit den Trans*, spätestens mit Fortschreiten der Transition verschieben sich da die Prioritäten, man findet sich immer öfter in der Situation wieder, dass einem übers Maul gefahren wird für Dinge, die man partout als richtig empfindet (zB. Dass es zwei Arten von Toiletten gibt, oder dass man Gender für unnütz hält weil es Menschen letzten Endes nur behindert...). In SHGs hatte man früher und noch heute die Situation, dass da Leute verschiedenster Coleur hockten und man sich im Grunde kaum austauschen konnte - das wüste Gestreite begann da relativ bald oder die Leute bleiben weg, weil es ihnen eben nicht hilft, über gewollte Schwangerschaft Jahre NACH Start der Hormonbehandlung bei einem pansexuellen poly Trans*mann zu reden wenn es eigentlich ihr Wunsch ist, körperlich so weit angeglichen zu sein, dass sie auch das TS-Label hinter sich lassen können.
Da gibt es einfach wenig bis keine Gemeinsamkeiten. ;)
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Re: Das Biopsychosoziales Modell des Geschlechtsempfinden.

Beitragvon Lotty » 25. Nov 2015, 11:44

Vanessa hat geschrieben:Ich weiß bei mir bezogen auf eine GaOP selbst noch nicht, wohin die Reise gehen wird. Irgenwie tendiere ich dahin, also es gibt auf jeden Fall den Wunsch, an dem aber noch sehr viele Abers hängen.
Liebe Vanessa, bevor ich zu deinem weiterem Text übergehe, möchte ich dir zuerst hierzu etwas schreiben. Lass dir Zeit mit der Überlegung und warte bis du dir ganz sicher bist das du eine GaOP brauchst, sehe es nicht als Sahnehäubchen, um die Soziale Rolle (was das dann auch immer sein mag) zu perfektionieren. Glaube nicht das du erst dann der bessere Mensch bist, wie du ja weiter unten bei TS vs. TG geschrieben hast.

Vanessa hat geschrieben: Ich finde auch, dass zur körperlichen Angleichung viel mehr gehört als eine Genital-OP. Was ist mit Brust, Figur, Gesichtszügen, Haut und Körperbehaarung?
Natürlich gehört das auch dazu, jedenfalls in Grenzen. Denn es gibt auch Frauen mit kleinen Brüsten, Auch manche Frauen haben Körperbehaarung, wenn auch nicht so viel wie manche Männer. Es ist alles eine Frage der Relation. Nur ab wann reden wir eigentlich von Schönheits-OP's?

Vanessa hat geschrieben: Auch kann ich die Ansicht nicht teilen, dass es jedem, der keine direkte körperbezogene Dysphorie (bewusst!) empfindet, ausschließlich um die soziale Rolle geht. Auch wird hierbei die Eigenwahrnehmung und die eigene empfundene Geschlechtsidentität einfach unterschlagen. Was ist mit einer Person, die mit Penis geboren wurde, sich eindeutig als Frau identifiziert, den beschriebenen weiblichen Habitus perfekt besitzt, sich feminin kleidet und was weiß ich nicht noch alles so macht wie eine Vorzeigefrau und bei der auch keine supersensiblen Spürhunde irgendeine Maske oder faule Beweggründe wittern, wenn diese ganz offen sagt "Ich mag meinen Penis und werde ihn behalten"? Wird der dann enttäuscht von "echten Transsexuellen" gesagt "Ich hatte Sie eigentlich für eine Frau gehalten"? Das will mir einfach nicht in den Kopf. Diese Grenze zwischen Transsexuellen (leiden unter Genitalien und wollen OP) und Transgendern (leiden nicht unter Genitalien und wollen daher nur die soziale Rolle) finde ich absolut willkürlich.
Es wäre eigentlich einmal zu klären was eigentlich unter der sozialen Rolle zu verstehen ist. Du zählst da Eigenschaften auf (Eigenwahrnehmung, Geschlechtsidentität, weiblicher Habitus, feminin kleidet, Vorzeigefrau) die ich eigentlich der sozialen Rolle zuordnen würde. Identität ist im übrigem ein Begriff der viel zu unscharf ist, was meint das eigentlich? Sich mit etwas identifizieren, die Gesamtheit der Person, etwas was sich im Laufe des Lebens ändert? Eigenwahrnehmung ist auch ein Begriff den man unterschiedlich auslegen kann, was ist damit gemeint? Dann schreibst du von Kleidung, Habitus, und Vorzeigefrau. Muss sich eine Frau weiblich kleiden? Muss sie eine Vorzeigefrau sein oder sich besonders feminin geben?

Bedeutet dies Frau sein? Darf eine Frau nicht fluchen und all die Dinge die ein Mann machen darf. Darf sie sich nicht männlich kleiden? Muss eine Frau eine Vorzeigefrau sein. Sind das nicht die Geschlechterstereotypen die gerade Genderqueers abschaffen wollen. Ich denke aber das ein Mann seinen Penis vermissen würde und eine Frau ihre Vagina. Warum also nicht dort die Grenzziehung zwischen Transgender und Trassexualität?

Vanessa hat geschrieben: Dabei ist mir völlig egal, ob ich sage, dass im Gehirn was schief gelaufen ist und das Gehirn deswegen "falsch gepolt" ist, oder ob ich sage, dass der Körper eigentlich falsch ist. Wir können (und wollen) die Geschlechtsidentität nicht ändern, also tut man das, was man noch am ehesten tun kann: Den Körper angleichen. Aber das war's. In welchem Umfang jemand so eine Angleichung unbedingt benötigt, ist doch individuell verschieden. Ich finde das total bescheuert, das dann in so Qualitätsklassen einzuteilen, bei denen die Premiumqualität von den "echten Transsexuellen" gebildet wird.
Wieso führst du jetzt Qualitätsklassen ein? Transsexualität und Transgender ist etwas unterschiedliches aber wieso soll das eine die Premiumklasse sein? Diese Ansicht ist verhängnisvoll und gefährlich. Kommt da der ein oder andere Mensch auf den Gedanken doch zu den Besseren gehören zu wollen und deshalb eine GaOP anzustreben?

Vanessa hat geschrieben: Und ich habe auch kein Problem mit dem Label "trans". Das ist für mich etwas, das ich nicht nach Abschluss der Transition verliere (wann ist sie abgeschlossen und wer bestimmt das eigentlich?). Vielmehr sehe ich in "trans" meinen Zustand, mit dem ich geboren wurde. Natürlich sehe ich mich als Frau, aber für mich bedeutet der Transbegriff nicht nur den zeitweisen Wechsel, sondern auch die unveränderlichen Tatsachen, wo man her kommt und wohin man gegangen ist (oder noch geht). Ich bin auch nach der Transition für den Rest meines Lebens jemand, der den "Geschlechtswechsel" vollzogen hat. Meine Vergangenheit kann ich nicht ändern. Und ich kann nicht ungeschehen machen, dass ich mit einem männlichen Körper geboren wurde.
Siehst du "nach Abschluss der Transition möchtest du das Lable Trans verlieren. Schön, das geht aber nur wenn du dich von deiner Vergangenheit trennst. Du schreibst aber dass du deine Vergangenheit nicht ändern kannst als bleibst du "Trans"?
Hier setzt dann aber genau der Kritikpunkt an, ich bin nicht Trans sondern Frau mit transsexuellem Hintergrund. Auf mich passen eben nicht die Eigenschaften die "Trans*Menschen" angedichtet werden.
- Ich habe kein Geschlecht gewechselt.
- Ich leide nicht unter dem dualem Geschlechtersysthem.
- Ich brauche keine dritte Toilette.
- Ich benötige auch kein Gender-Gap um mich angesprochen zu fühlen.
Ich bin Frau und das machen diese Verallgemeinerungen mir kaputt. Ich habe meine GaOP auch nicht machen lassen weil ich im heteronormativem Weltbild verfangen bin, sondern weil ich als Frau ein weibliches Genital haben möchte.

Vanessa hat geschrieben:Mir ist aber auch klar, woher letztlich die Zankereien um die Begrifflichkeiten wirklich kommen. Wenn man sein Leben lang als "trans" gilt, dann könnte das auch bedeuten, dass man sein Leben lang nie als "vollwertige Frau" gesehen wird, weil einem immer dieses "trans" anhaftet, das einem nur Probleme bereitet hat und das man daher gerne endgültig loswerden möchte. Kann ich voll nachvollziehen. Besser fände ich allerdings den Ansatz, dass eine Transfrau nicht weniger als eine Frau gesehen wird von der Gesellschaft als eine Biofrau. Dann wäre die ganze Zickerei um dieses Thema gegessen, weil es keinen Grund mehr zum Streiten gäbe.
Nein Vanessa, der Streit kommt daher das uns Eigenschaften angedichtet werden die einfach nur falsch sind. Auch mag ich es nicht dass man mich als Transmensch oder Trans betitelt und ich mich dem nur dadurch entziehen kann indem ich meine Vergangenheit verleugne. Das ist eine ganz üble Art der Fremdbestimmung und wenn das von Gruppen kommt die meinen meine Interessen zu vertreten, dann ist das dreist, frech und unverschämt.

Vanessa hat geschrieben:Der andere große Streitgrund ist die Angst davor, dass durch die alles inkludierende Sicht der "Transgender-Aktivisten" (wer ist das eigentlich?) die eigene Situation weniger ernst genommen wird von der Gesellschaft. Das resultiert aber meiner Ansicht nach daraus, dass man glaubt, dass sich diese Transgender-Aktivisten selbst schaden mit ihrem Ansatz, indem die Gesellschaft sie belächelt, weil sie fordern, dass es plötzlich alles geben kann und das völlig normal sei, und noch dazu unabhängig von irgendwelchen messbaren Ursachen. Da steckt die Befürchtung hinter, dass durch das Bestreben, dass letztlich jeder ungeprüft selbst bestimmen darf, ob er Mann, Frau, was dazwischen, beides oder gar nichts ist, eine Unglaubwürdigkeit erzeugt wird, bei der wieder nur gedacht wird, dass die alle einfach spinnen und irgendwelche Faxen machen wollen, weil ihnen gerade danach ist.
Die Gesellschaft wird tolerant und akzeptiert es das Männer lieber als Frauen leben. Nur hat das nichts mit meiner Realität zu tun denn ich bin eine Frau. Dies wird aber durch das Bestreben der Gender-Aktivisten zerstört denn die setzen sich dafür ein das Frauen als Männer und Männer als Frauen gelten dürfen, das Geschlecht etwas wählbares ist. Geschlecht ist aber nicht wählbar sehr wohl aber das durch Sozialisation bedingte Rollenverständnis der Geschlechter. Ein kleiner aber feiner Unterschied.

Vanessa hat geschrieben:Nach dem Motto: Heute bin ich Mann, morgen Frau und übermorgen blauer Elefant, und alle sollen das ohne Hinterfragen akzeptieren. Aber auch hier besteht die Lösung meiner Meinung nach nicht darin, diese Bestrebungen als neues Feindbild zu bekämpfen, sondern das gewünschte Ziel tatsächlich zu erreichen: In einer Welt, in der niemand mehr jemanden aufgrund einer Geschlechtsidentität verurteilt und jeder die Mittel dazu bekommt, frei in seinem Wunschgeschlecht zu leben, ist die Frage nach den Gründen völlig egal.
Kein Problem, sollen Männer sich weiblich kleiden wenn sie wollen oder einen weiblichen Habitus entwickeln. Warum wollen sie sich aber dann als Frau bezeichnen? Frauen haben sich auch nicht als Männer bezeichnet als sie anfingen Hosen zu tragen. Geht es nicht im Grunde darum dass auch gänzlich andere Lebensweisen akzeptiert werden sollten. Aber warum schreibt man über mich das ich nicht Frau bin sondern dass Frau sein meine Lebensweise sei? In dieser Unterstellung liegt der "Hass" begründet!
Transsexualität ist etwas anderes.

Vanessa hat geschrieben:So, jetzt reicht es auch erst mal. Das ist einfach meine persönliche Sicht. Ich sehe einfach in den "Transgender-Aktivisten" keine Feinde. Und ich halte es eher für schädlich, sich so strikt abgrenzen zu wollen.
Transgender-Aktivisten die über mich falsche Tatsachen verbreiten manchen sich zu Feinden. Weil sie mir etwas andichten was nicht stimmt.
Frau sein ist keine Lebensweise!

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