Heute hatte ich einmal die Gelegenheit, mich mit einem Transgender zu unterhalten.
Ein Transgender, der von sich sagt, ein Transgender zu sein und kein transsexueller Mensch. Er möchte "obenrum"
männlich sein und "untenrum" weiblich bleiben. Er möchte als Mann wahrgenommen werden, aber für sich selbst
eine Frau bleiben.
Um sich nicht ständig selbst erklären zu müssen und den Begriff "Transgender" den Menschen verständlich zu
machen, bzeichnet er sich anderen gegenüber als transsexuell. Um für sich die Mastektomie von der KK bezahlt
zu bekommen, Testosteron zu bekommen und seinen Vornamen ändern zu können, erklärt er sich der Kasse
und den Gerichten gegenüber als transsexuell. Den beiden Gutachtern präsentiert er sich ebenfalls als transsexuell.
An diesem Beispiel wird sehr schön deutlich, wie Menschen aufgrund der bestehenden Regelungen genötigt werden,
sich abweichend zu ihrem eigentlichen Sein darzustellen. Es wird verständlich, warum wir von diesen Menschen als
die "echten" Transsexuellen bezeichnet werden. Es wird nachvollziehbar, warum diese Menschen alle unsere
Bemühungen, uns von der Transgender-Verallgemeinerung zu distanzieren, so wehement und auch verbittert
bekämpfen. Sie tragen die Sorge, wenn sie aus dem Rahmen der Transsexualität fallen werden, sie auch keine
Handhabe mehr auf Angleichungen nach ihren Wünschen und Bedürfnissen haben.
Da versuchen diese Menschen nun, unter dem Konstrukt der Vielfalt, möglichst viel Unschärfe in die vorhandenen
Definitionen zu bringen und hinter der Brille von Toleranz, die unterschiedlichen Bedürfnisse zu verdunkeln. Das kann
aber genau so wenig funktionieren, wie man einen Schreiner nicht Zimmermann nennen kann. Denn so wie es auch
bei Holz einen Unterschied zwischen Millimeter und Zentimeter gibt, gibt es im Leben einen Unterschied zwischen
Körper und Rolle.
Hier ist es nun an den Transgendern zu verstehen, das transsexuelle Menschen auf ihrer Definition, mit der Tatsache
eben schon mit ihrem Geschlecht - aber abweichenden Körpermerkmalen - geboren zu sein, bestehen. Ein Umstand,
der durchaus von den Menschen in unserem Umfeld verstanden und nachvollzogen werden kann. Bei dem Wunsch des
Transgenders, in der anderen Geschlechterrolle wahrgenommen zu werden, für sich selbst aber im zugewiesenen
Geschlecht verbleiben zu wollen, tun sich die Menschen insgesamt schwerer und der Gedanke an eine psychische
Störung drängt sich schnell auf.
Es ist an den Transgendern zu verstehen, dass nur der Weg über einen Leidensdruck, sie ihr Ziel auf Kostenübernahme
gemäß dem fünten Buch (SGB) erreichen lässt. Da können keine Transsexuellen mißbraucht werden, die sich immer
gegen diese Vereinnahmung wehren werden. Da müssen sie die Vielfalt real anerkennen und sich, wie auch Transsexuelle
als eigenen Teil davon anerkennen. Dann können wir gemeinsam an der Leistungspflicht, auf Basis präventiver Behandlungen
und Maßnahmen, aufgrund eines Leidensdrucks arbeiten.
Wir sollten deshalb unbeirrt, weiter am erreichen unserer Ziele, im Hinblick auf Namens- und Personenstandsänderung und
medizinischen Angleichungsmaßnahemen, arbeiten. Wenn dabei auf Basis von Menschenrechten und Selbstbestimmung auch
Transgender als Nutznieser hervorgehen können, soll es ja nicht unser Schaden sein. Denn fast könnte ich mir vorstellen,
dass diese Menschen aufgrund dieser "Zerrissenheit", einen schwereren Stand haben als unsereins.
Vielleicht sollten wir einmal versuchen diese Haltung und Sicht auf Transgender grundsätzlich zu verinnerlichen und damit vom
"Passivmodus" in den "Aktivmodus" umzuschalten.
Liebe Grüße
Rosi