Warum Trans* so "in" ist

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Warum Trans* so "in" ist

Beitragvon seerose » 7. Jun 2018, 09:14

Trans*, vordem Transgender/Transident sind relativ neue Bezeichnungen für ein wahrscheinlich schon immer vorhandenes Phänomen, die bis weit in die 80-er Jahre unter dem Begriff Transvestismus "firmierten".
Ich habe 1978 meine Diplomarbeit in der Psychologie unter dem einschlägigen Thema "Kognitionstheoretische Erklärungsmöglichkeiten ausgewählter Aspekte der Transsexualität" geschrieben. Diese Arbeit kann heute auch als zeitgeschichtliches Dokument gesehen werden.
Seinerzeit gehörte es zum wissenschaftlichen Standard, daß man zunächst eine Phänomenabgrenzung vornehmen mußte, zu "ähnlichen" oder allgemein als ähnlich wahrgenommenen Betroffenheiten, bevor man sich der eigentlichen wissenschaftlichen Fragestellung zuwenden konnte. In diesem Zusammenhang ging es immer um die drei grundlegend unterschiedlichen Aspekte Transsexualität (TS), Tranvestismus (TV) und Homosexualität (HS), wobei sich diese Begriffsbezeichnungen, mitsamt den hier genannten Kürzeln durchgängig in meiner ganzen Diplomarbeit wiederfinden.
Die heutige Trans*-Welle ist demnach also eine neue Bezeichnung, die inhaltlich alles das umfasst, was auch schon seinerzeit als Spielarten des Transvestismus existierte. Wobei sich damals diese "Spielarten" weitgehend auf die Sparte "Damen-Darsteller" in Varietees und Szenelokalen beschränkte, in die dann bisweilen "nach Feierabend" auch Cross-Dresser im "Freizeitfummel" als "Gelegenheitsdamen" eintauchten, und dort partiell und ansatzweise sie befriedigende "Lebensweise" praktizierten. Der weitaus größte Teil dürfte aber seinerzeit wahrscheinlich als DWT-Fetischisten unerkannt in den eigenen vier Wänden "sein Mütchen gekühlt" haben!
In "an einer Hand landesweit abzählbaren" Einzelfällen hat es aber auch schon seinerzeit lebende Dauer-TVs gegeben, über die seit Ende der 80-er Jahre gerne auch medienwirksam und mit viel aufmerksamer Hingabe berichtet wurde.
Im Zusammenhang mit diesen zunehmend förderlichen gesellschaftspolitischen Bedingungen ist sicher auch das erkennbare Entstehen einschlägiger Lobby-Organisationen für die Transgender-Bewegung zu sehen. Damit verbunden ist das für die Öffentlichkeit erstmals deutlich wahrnehmbare Auftreten von TVs als Vollzeit-Lebensweise, die Übernahme der von originär transsexuellen Menschen (NGS) erkämpften rechtlichen und medizinischen Möglichkeiten für die eigenen Belange und Interessen, und das zunehmend übergriffige Fremdbestimmen originär transsexueller Menschen durch einschlägige Trans*-Lobbyverbände, bis hin zur Leugnung und Unsichtbarmachung der phänomenalen Gegebenheiten, Bedarfe und Bedürfnisse originärer Transsexualität (NGS).
Trans* ist angesagt in einer Zeit, wo Verpackung alles, und Inhalt "nichts" ist/nicht zählt. Demgegenüber dreht sich heute alles nur (noch) um Selbst-Vermarktung, Impression-Management; "Blenden"!!!.
Damit einhergehend gewinnen gesellschaftliche Stereotype geradezu einen Absolutheitswert, insbesondere angesichts zunehmendem inneren Substanzverlust, bis hin zum völligen Fehlen eigener innerer Substanz. Es stellt sich damit aber auch die Frage, ob und wie Menschen unter diesen Bedingungen überhaupt noch dazu kommen, selbstreflektierend ihre authentischen Gegebenheiten wahrnehmen und erkennen zu können, um darauf aufbauend als sie selbst leben zu können oder "einfacher" doch nur "gelebt werden"...
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Re: Warum Trans* so "in" ist

Beitragvon Hera » 7. Jun 2018, 13:25

Wie will man authentisch sein, wenn man sich selbst nicht sehen kann/will, sich selbst nicht wirklich kennt?

Womöglich fühlen viele Menschen sich auch leer und wollen diese Leere irgendwie füllen.

Womöglich fühlen viele Menschen auch einfach nur ganz viel Schmerz, unterschwellig, aus vielen Verdrängungen resultierend, der aber auch nicht gesehen werden will. Aber er ist eben nicht weg und beeinflusst den Menschen jeden Tag.

Wenn es mit dem Sein nicht klappt, funktioniert es vielleicht, wenn man sich selbst irgendwie definiert - was man halt denkt was passt.

Letztlich endet es dann in Persönlichkeitsselbstdarstellerei - also man stellt etwas dar als das man sich definiert und dann als seine Persönlichkeit empfindet.

Für manche ist das vielleicht auch alles nur ein Spiel.

So viel Oberflächlichkeit.

So viel Ignoranz.
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