Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

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Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon Lotty » 24. Jul 2016, 10:45

Medical Guide
Forderungen zur Gesundheitsversorgung für Menschen mit Transsexualität


Ein Forderungskatalog, in dem es um Gesundheit, um Recht, um Hintergründe und medizinische Versorgung geht. Beginnend mit einem kurzem Abriss, was ist Transsexualität, geht er kurz auf die Geschichte der Transsexualität ein und behandelt das Recht auf Gesundheit, auch unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen Menschenrechte.

Welche Behandlungsstandards sind erforderlich und wie ist mit transsexuellen Menschen umzugehen, ein respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Dann wird die Frage der Zuständigkeit beleuchtet, die Grundlage bildet die Selbstauskunft eines Menschen. Transsexuell ist, wer über sich erklärt Frau bzw. Mann zu sein, bei gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen. Das Geschlechtswissen ist nicht verhandelbar. Keine Außenstehende Person hat das Recht dieses Wissen in Frage zu stellen.

Auch Kinder und Jugendliche haben ein Geschlechtswissen. Sie haben ein Recht auf Anerkennung und Unverletzbarkeit ihrer Würde. Sie haben ein Anrecht auf eine angemessene Gesundheitsversorgung, dazu gehört auch, dass ihr Geschlechtswissen anerkannt und berücksichtigt wird. Wenn ihr Geschlechtswissen geäußert wird, kann Transsexualität diagnostiziert werden.

Wir fordern:
  • Rechtliche und medizinische Verlässlichkeit für Menschen mit Transsexualität jeglichen Alters.
  • Ein demütigender Alltagstest hat zu entfallen.
  • Standards müssen bestmögliche Versorgung sicher stellen.
  • Psychotherapie darf keine Voraussetzung für somatische Maßnahmen sein.
  • Eine Prüfung durch den MDK muss entfallen, eine Leistungsbewilligung durch den Versicherer hat schnellstmöglich und ohne Verzögerung zu erfolgen.
  • Auf Antrag soll der Vorname und Geschlechtseintrag per einfachem Verwaltungsakt geändert werden.
  • Ein funktionierender Offenbarungsschutz ist sicherzustellen.
  • Dies alles gilt auch für Kinder und Jugendliche.

Pradigmen:
  • Transsexualität ist keine psychische Erkrankung sondern eine Diskrepanz zwischen Geschlechtswissen und den übrigen geschlechtlichen
  • Körpermerkmalen (Neurogenitales Syndrom - NGS)
  • Eine maximale medizinische Angleichung des Körpers an das eigene Geschlecht ist ein Grundrecht.
  • Transsexuell ist ein Mensch nach eigenem Bekunden.
  • Psychotherapie wird gewährt, wenn sie gewünscht wird.
  • Ein Anspruch auf medizinische Behandlung besteht aufgrund ärztlicher Anordnung, unabhängig einer Kostenbewilligung seitens des Kostenträgers.
  • Das Geschlechtswissen für Kinder und Jugendliche muss Beachtung finden, auch in Kindergarten und Schule.
  • Eine falsche Pubertät muss durch Pubertätsblocker verhindert werden.

Abschießend beleuchtet der Medical Guide die wissenschaftlichen Hintergründe aus Sicht der Neurologie, der Genetik-Epigenetik und Psychologie und bevor es zum Schlusswort kommt wird noch kurz auf die psychosoziale Beratung eingegangen. Was ist ihre Aufgabe, Was sind die Voraussetzungen und Ziele.

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Re: Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon Gast » 24. Jul 2016, 14:20

Die (med.) Versorgung bei Transsexualität hat nun wirklich nichts mit "Vollkaskomentalität" zu tun. Es geht eben nicht um Lifestyle oder einen selbstgewählten Lebensentwurf!

Ansonsten: Die hier (in Kurzform) beschriebenen Anliegen sind ein sehr guter Ansatz.
Gast
 

Re: Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon Lotty » 24. Jul 2016, 16:46

Hi Spiru,

Im Kapitel 10 Forderungen unter Abschnitt 10.1 Medizinische Forderungen sind wir auch auf die Qualität der genitalangleichenden Operationen eingegangen.
Für genitalangleichende Operationen ist ein Maßstab zu schaffen, der sich am höchsten Stand des medizinischen Könnens orientiert. Komplikationsstatistiken der operierenden Ärzte sind transparent bereit zu stellen, um die Entscheidungsfindung zu erleichtern.
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Re: Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon Gast » 24. Jul 2016, 17:01

Eine akute Blinddarmentzündung (oder Vergleichbares) wird doch sofort behandelt/operiert. Bis zur (nicht risikoarmen) GaOP braucht es deutlich länger und einen Mehraufwand für die Patienten. Standards und Vergleichsmöglichkeiten dazu fehlen leider tatsächlich.
Gast
 

Re: Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon Lotty » 24. Jul 2016, 17:25

Mal einige Zahlenspiele zu den ach so hohen Kosten, die durch Menschen mit Transsexualität entstehen.

Eine genitalangleichende OP kostet um die 20.000 €, nehmen wir mal an, dass pro Jahr ungefähr 500 OP's durchgeführt werden, dann ergibt dies eine Summe von 10 Mio €. Klingt erst einmal relativ viel aber.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben Gesamteinnahmen in Höhe von 159.000 Mio €, das sind 15.000 mal so viel. Mit anderen Worten liegen alle GaOP*s bei 0,0066% der Gesamteinnahmen.

Die GKV's haben 50 Millionen Beitragszahler. Das heißt, dass auf jeden Beitragszahler gerade mal 0,20 € pro Jahr entfallen.

Es wird sich also kaum auf die Gesamtsituation auswirken ob da jetzt die Menschen mit Transsexualität die Kosten erstattet bekommen oder nicht. Selbst wenn wir noch alle weiteren Kosten wie Hormone, Bartepi und so weiter mit berücksichtigen, kommen wir lange nicht an die Zahlen heran, die durch Verschwendung entstehen.
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Re: Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon seerose » 25. Jul 2016, 00:18

spirulina hat geschrieben:Ich sehe das Ganze sehr kritisch. Wir sollten uns doch langsam von der Vollkasko Mentalität wieder verabschieden. Der Staat sollte nur die Rahmenbedingungen festlegen und innerhalb dieses Rahmens sollte jeder machen können,was er selbst will und auch finanziell kann. Die Gesellschaft der Krankenversicherten ist doch nicht dazu da alle Eventualitäten abzusichern -sondern letztlich nur den Notfall !

Ich sehe diese Ausführungen sehr kritisch! Hier wird eine Gemengelage von eigentlich völlig unabhängigen Aspekten miteinander vermengt, und heraus kommt ein "mea culpa". Ja, für was müssen sich jetzt TS-Menschen auch noch entschuldigen; dafür, daß sie so problembeladen geboren sind, sich häufig nach langen inneren und äußeren Kämpfen dazu durchringen, zu sich selbst zu stehen, und konsequent medizinische Leistungen hierfür in Anspruch nehmen zu müssen?
Ich sehe in diesen so vermeintlich selbstkritischen Verknüpfungen eine ganz gefährliche Denke, die letztlich durch die Infragestellung von medizinisch indizierten Maßnahmen in (fast) allen Lebensbereichen und bezüglich (fast) aller körperlicher Probleme eine "Lösung" in eugenischen Argumentationen suchen.
Wäre es da nicht eher angebracht, z.B. einmal nach den Gesundheitskosten für den Mißbrauch von Suchtmitteln (Drogen, Alkohol, Rauchen,) Fett- und Magersucht etc. zu fragen, und warum die Versischertengemeinschaft auch für Abtreibungskosten, Kosten für (Risiko-)Sportarten aufkommen soll, die alle für sich genommen in ganz andere Größenordnungen gehen, als die medizinisch-erforderlichen Maßnahmen für TS.
spirulina hat geschrieben:Wir sind alle maßlose Egoisten,ich nehme mich da auch nicht aus ! Konsequenz aus dem Vorgesagten ist für mich,daß wir die sozialen Leistungsstandards senken müssen und das eingesparte Geld für die Behebung der Mißstände in der dritten Welt einzustzen.

Das klingt jetzt aber ganz "selbstlos" nach "Bilderbuch-Altruismus", wie er heutzutage den ganz edlen, politisch-korrekten "Gutmenschen" nachgesagt wird - also wiederum, wenig originell, und wenig überzeugend!
Eine Gesellschaft, wie wir sie zunehmend immer weniger haben, verfügt(e) über eine "Solidargemeinschaft", in die wir alle als Angehörige dieser Gesellschaft, sei es durch Krankenkassenbeitäge, direkte und indirekte Steuern und sonstige Abgaben, häufig langjährig in die Sozialsysteme eingezahlt haben. Wenn nun zunehmend einige "Hochgescheite" meinen, diese gemeinschaftlich erwirtschafteten Leistungen als Weltsozialamt "für die Behebung der Mißstände in der dritten Welt" , oder durch eine Rundumversorgung der aus "aller Welt" hier Gestrandeten einsetzen zu müssen, im "inneren" unseres Landes (inzwischen bekanntlich ohne Landesgrenzen, und bei beliebiger Handhabung von Gesetzen durch die "Regentschaft"), und dabei auf unsere einverständliche Zustimmung hofft, die medizinischen Leistungen für uns TS-Betroffene einsparen zu können, an dessen Geisteszustand wage ich ernsthaft zu zweifeln!!!
Es wird Dich sicher niemand daran hindern, wenn Du Deiner Selbstlosigkeit genüge tust, und Du dieses mit dem Einsatz Deiner gesamten privaten Mittel und Deines Privateigentums für die von Dir vorgeschlagenen Prioritäten verwendest!
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Re: Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon tilly » 25. Jul 2016, 14:08

Danke Seerose,

dem kann ich voll und ganz zustimmen!

Mit liebem Gruß Tilly
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Re: Medical Guide - Forderungen zur Gesundheitsversorgung

Beitragvon Gast » 25. Jul 2016, 17:29

Sehr guter Post von Seerose.
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