Rezension zum 1.Fachgespräch des BMFSFJ

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Rezension zum 1.Fachgespräch des BMFSFJ

Beitragvon Lotty » 8. Jul 2016, 10:56

Beratungs- und Unterstützungsbedarfe für transsexuelle/trans* Menschen und ihre Angehörigen in verschiedenen Lebenssituationen

Obwohl es bei diesem Fachaustausch sowohl um Trans* als auch um transsexuelle Menschen gehen sollte, schien es doch eher um Trans* zu gehen. Die Begriffe Trans, Transperson, Transsein dominierten eindeutig. Es ging um schwangere Männer, zeugende Frauen und dass Transsein von der Gesellschaft anerkannt werden solle. Gelegentlich viel auch das Wort Transsexuell aber die Thematik wurde nicht behandelt und wenn doch mal jemand darauf zu sprechen kam, wurde geblockt.

Der Hinweis, dass Menschen mit Transsexualität nach der Angleichung als Frauen und Männer anerkannt und nicht zur ewigen Transpersonen werden wollen, schien eher zu stören. Die Gesellschaft müsse Trans akzeptieren. Die Gesellschaft habe sich daran zu gewöhnen das Männer schwanger werden und Frauen Kinder zeugen. Vielfach wurde pauschalisiert was deutlich zeigte das Transsexualität zumeist nicht verstanden wird. Eine Differenzierung Gender/Sexus suchte man vergebens.

Ein Transmensch sei von vorne herein komplett hieß es, was dann wohl soviel heißen soll, dass somatische Maßnahmen nicht nötig sind. Hormone ja, das geht noch aber doch bitte keine Genitalangleichung. Was ja für eine Transperson auch soweit stimmt. Nur wo bleiben da Menschen mit Transsexualität, für die es äußerst wichtig ist den zu ihrem Geschlecht passenden Körper, das passende Genital zu bekommen. Bei ihnen geht es eben nicht nur um Gender.

Wir haben kein Problem mit solchen Forderungen, dass die Gesellschaft akzeptieren soll, dass es Männer gibt die als Frau leben und Kinder zeugen und Frauen die als Männer leben und Kinder gebären. Nur ist das eben Gender, nicht Geschlecht und hat auch nichts mit Transssexualität zu tun. Transsexualität steht für Menschen die mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurden. Obwohl es im Titel auch um Transsexualität gehen sollte, wurde unsere Thematik mehr oder weniger ignoriert. Auf dem Podium herrschte eindeutig Trans*.

Es hieß, dass es in Deutschland 4 Mio Menschen mit einer geschlechtlichen Thematik gibt. Wen wundert es also das die schätzungsweise 40 Tsd Menschen mit Transsexualität da keine Rolle spielen, zumal die meisten im normalem Leben abtauchen oder vor bzw mitten in der Angleichung sind. Wir werden benutzt aber nicht berücksichtigt. Für die wenigen Vereine und Gruppen wird es ein hartes Stück Arbeit um da für Gehör zu sorgen.

Hier der Link zu den drei Videos der ersten Veranstaltung. Insgesamt 4 Stunden Material.

Podium 1: "Beratungs- und Unterstützungsbedarfe in verschiedenen Lebenssituataionen"

Vortrag: "Ausprägung der Beratungslandschaft in Deutschland"
Podium 2: "Perspektive der Beratung von und für transsexuelle/trans*Menschen in Deutschland"


Ideenwerkstatt: "Wie lassen sich die Erfahrungen spezialisierter Beratung in die breite psychosoziale Beratungslandschaft integrieren"


Unsere Forderung: Beratungsstellen müssen auch für Menschen mit Transsexualität offen sein und deren Bedürfnisse und Realität berücksichtigen. Menschen mit Transsexualität sind nicht Trans, sind keine Transmenschen, keine Transfrauen oder Transmänner. Unsere Erfahrung ist, dass bei weitem mehr Menschen mít Transsexualität als Trans*Menschen in die Beratung kommen. Es ist unverantwortlich Männern und Frauen, Jungen und Mädchen etwas von ewigem Transsein zu erzählen. Nach der rechtlichen, sozialen und körperlichen Angleichung wird Trans für diese Menschen ein Teil der Vergangenheit.

Berater müssen sich zwingend mit der Thematik Transsexualität auseinander setzen. Transsexualität und Trans* sind verschiedene Dinge. Einem Menschen der die Korrektur der gegengeschlechtlichen Körpermerkmale hinter sich hat hilft es nicht wenn die Gesellschaft Transsein anerkennt, er will in seinem Geschlecht anerkannt werden, ganz abseits von Trans*.
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Re: Rezension zum 1.Fachgespräch des BMFSFJ

Beitragvon Ätztussi » 10. Jul 2016, 09:04

Hi Lotty,

danke das Du bei den "1. Fachgespräch des BMFSFJ" dabei warst und die drei Videos reingestellt hast. Das erste Video habe ich mir gestern angeschaut und da gibt es schon viel zu sagen. Hier nochmal der link des besagten Videos was ich gesehen habe.
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=rYejMfgeSQc

Erste Anmerkung:

Zuerst zur Staatssekretärin die sichtlich bemüht war von Transsexuellen und Trans* zu reden. Ich sehe das aber eher als ein Lippenbekenntnis um das Platzen der Fachtagung zu verhindern. Überhaupt wurde nicht der Unterschied zwischen Transsexualität und Trans* thematisiert, sondern es wurden die Gemeinsamkeiten betont.

Ich finde es wichtig, dass wir immer wieder die Unterschiede zwischen Transsexuellen und Trans* herausarbeiten und betonen. Darin liegt auch die Sprengkraft um nicht in der Trans* Suppe unter zu gehen. Weil die Gemeinsamkeiten gibt es doch fast gar nicht. Wenn eine Frau/Mann mit transsexueller Vergangenheit dort hingeht, wird die vollzogene Transition nicht akzeptiert und man wird wieder als Transsexuelle/r reduziert. Das geht nach meiner Ansicht überhaupt nicht. Ich finde es für falsch jede Selbstbezeichnung als Transsexuelle zu akzeptieren. "Schwangere Männer" sind nach meiner Ansicht Frauen mit Bart die Kinder gebären, aber niemals transsexuell. Dasselbe gilt auch für "zeugende Frauen", die in Wirklichkeit Männer sind. Wir sollten zu diesen Personen einen Trennungsstrich ziehen und das auch öffentlich erklären. Ich weiß auch das wir dann als Nazis und Sexisten beschimpft werden, aber das müssen wir dann aushalten.

Transsexuell zu sein ist eben nicht unser Ziel, sondern das Ankommen im richtigen Geschlecht ist für uns und auch für ehemalige Transsexuelle wichtig. Deswegen gibt es kein Transsexuell sein for ever, sondern es wird nach der Transition immer weniger wichtig. Die normalen Probleme als Mann oder Frau sind dann wichtig.

So ich höre erst mal auf. Bin nun erschöpft.

LG Ätzi
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