Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

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Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon Mirjam » 22. Feb 2016, 13:03

Hallo,

ein kruzer Auszug des Gesamtgesellschaftlichen Aktionsplan für Akzeptanz von L,S,B,T,T,I des Landtag von Sachen Anhalt, siehe Seite 8.


Begriffe

Die im Aktionsprogramm verwendeten Begriffe liegen folgenden Definitionen zugrunde, für die sich die Leitstelle für Frauen- und Gleichstellungspolitik nach Maßgaben des aktuellen wissenschaftlichen Begriffsdiskurses zu LSBTTI entschieden hat:

Zwischen L, S, B, T, T und I in LSBTTI gibtes wesentliche Trennlinien. Lesbisch, schwul oder bisexuell zu leben, verweist auf die sexuelle Orientierung. Transsexuell oder transgender zu sein, betrifft die geschlechtliche Identität und Geschlechtsrollenorientierung. Intergeschlechtlich geboren zu sein, bedeutet, mit sowohl weiblichen als auch männlichen Geschlechtsmerkmalen (Chromosomen, Hormone, Keimdrüsen, äußere und innere Geschlechtsmerkmale) geboren zu werden. Transsexuelle, transgender und intergeschlechtliche Menschen können lesbisch, bisexuell, schwul oder heterosexuell leben. Intergeschlechtliche Menschen können sich auch als transgender oder transsexuell identifizieren.

Mittlerweile existiert zu Transgeschlechtlichkeit ein umfangreicher Diskurs zur Anwendbarkeit, Nicht-Anwendbarkeit und Überlagerung verschiedener Begriffe. Die Bezeichung "trans*" wird als Möglichkeit im Schriftgebrauch verwendet, allen Lebensentwürfen und Selbstbezeichnungen von Menschen, die sich nicht mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht identifizieren, Rechnung zu tragen. In politischen Kontexten wird die Verwendung dieses Begriffs jedoch dahingehend kritisiert, dass er spezifische Unterschiede zwischen verschiedenen Möglichkeiten, „trans*“ zu sein, und damit auch zwischen unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen verwischt. Daher trifft das vorliegende Aktionsprogramm eine Unterscheidung zwischen "transsexuell" und "transgender". Die Unterscheidung zwischen "transsexuell" und "transgender" kann nur schematisierend Anwendung finden. Als Oberbegriff wird an einigen Stellen „Transgeschlechtlichkeit“ benutzt.

Als transsexuelle Menschen sind Menschen gemeint, die sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht identifizieren und die Zugehörigkeit zu dem entgegengesetzten Geschlecht für sich in Anspruch nehmen. Sie identifizieren sich zumeist eindeutig als Mann oder Frau. In der Mehrzahl streben sie medizinische Behandlungen, wie z. B. Hormoneinnahmen oder Operationen, an, die eine Angleichung an das Identitätsgeschlecht der Person ermöglichen.

Mit Transgendern sind Menschen gemeint, die sich nicht oder nur teilweise mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht identifizieren. Der Begriff umfasst damit auch alle Zwischenstufen auf dem Geschlechtskontinuum. Bei "transgender" liegt der Fokus eher auf dem sozialen Geschlecht, also auf dem Umgang mit den sozialen Erwartungen, die an das Geburtsgeschlecht geknüpft sind.Eine hormonelle oder operative Angleichung kann in diesem Rahmen für die Person wichtig sein, muss es aber nicht.

Mit dem Begriff „geschlechtlich-sexuelle Identität“ werden die körperlichen, psychischen und sozialen Dimension von Geschlecht sowie die sexuelle Orientierung eines Menschen zugleich in den Blick gerückt. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass Menschen und die Position, die sie in einer Gesellschaft einnehmen, nicht ausschließlich über ihre Sexualität und ihr Geschlecht definiert sind. Viele andere gesellschaftliche Kategorien können in unserer Gesellschaft eine Rolle spielen, z. B. Herkunftsland, Gesundheit und Alter, Einkommensklasse und auch der Unterschied zwischen dem Aufwachsen in West- oder Ostdeutschland. Intersektionale Aspekte sollten daher bei der Umsetzung des Aktionsprogramms nicht aus dem Blick geraten.

Um alle Geschlechter gleichermaßen zu repräsentieren, wird innerhalb des Aktionsprogramms bei der Bezeichnung von Personengruppen die Gender Gap-Schreibweise (Unterstrich) benutzt (z. B. „Berufsschüler_innen“).


http://www.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokum ... 6-4692.pdf


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Re: Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon Lotty » 25. Nov 2016, 14:58

Durch Zufall lese ich gerade noch einmal diesen Beitrag und bin wie immer entsetzt über das, was so manche glauben, dass Transsexualität zu sein hat. Immer und immer weder wird Transsexualität mit einer Geschlechtsrollenthematik gleichgesetzt und das Perfide daran ist, dass dies von der Community mit gestützt wird, die vorgibt auch Menschen mit Transsexualität zu vertreten. Durch solche Unterstellungen verliert diese Community jegliche Berechtigung für Menschen mit Transsexualität (NGS) zu sprechen. Der :vtsm-klein: als Betroffenenvertretung entzieht dieser LGBT/Queer/Trans*-Community die Berechtigung über unsere Köpfe hinweg über unsere Belange, Bedarfe und Realitäten zu entscheiden und zu befinden.

Viel zu viele Menschen behaupten Transsexuell zu sein obwohl es ihnen um die Geschlechtsrollenidentität oder um ein Lebensmodell geht. Wir verlangen endlich eine Trennung zu ziehen. Transsexualität ist ein neurogenitale Syndrom (NGS), es besteht eine Dissonanz zwischen Gechlecht und Genital. Transsexualität steht für Geschlecht, hat nichts mit einer Identifikation (mit was auch immer) oder mit einem Lebensentwurf zu tun.

Wir verlangen eine eigenständige Vertretung für unser Phänomen und aus der Umklammerung derer entlassen zu werden für die es um Genderidentität, Lebensweise oder einfach nur um ein Hip-Sein geht. Wann hört es endlich auf das sich Außenstehende anmaßen über unser Phänomen zu urteilen. Es ist durchaus vergleichbar mit der Situation, dass sich Männer auf einem Frauenkongress einsam auf dem Podium unterhalten und sich einige Quotenfrauen unter den Zuschauern befinden.

Ich wiederhole es gerne noch einmal:

    Es geht bei Transsexualität (NGS) nicht um eine Angleichung an ein Identitätsgeschlecht,
    sondern um die körperliche Angleichung an unser Geschlecht.

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Re: Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon Mirjam » 25. Nov 2016, 19:56

Liebe Lotty,

ein :danke: für diese Erklärung! =D> :stolz:

Die Loslösung von LGBT*Q ist unumgänglich, da die Transsexuellen Feindlichkeit dieser Community immer mehr wird. Seerose und ich, werden noch die richtigen Wort finden und Argumente ausarbeiten.

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Re: Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon seerose » 25. Nov 2016, 23:49

Nur die konsequente Abgrenzung, und das heißt m.E. die völlige Trennung von der LGBT-Umklammerung, auch in Form von LSBTTIQA, kann uns die Möglichkeit eröffnen, in der Öffentlichkeit eigenständig und authentisch wahrgenommen werden zu können. Das ist dann selbstverständlich auch kein "Automatismus", sondern bedeutet für uns jede Menge Arbeit; aber immerhin hätten wir dann überhaupt wieder eine Chance, als das in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden zu können, was wir wirklich sind.
Das weitere Verbleiben in der Umklammerung würde für uns recht bald das endgültige Verschwinden in der Öffentlichkeit bedeuten, wobei der Öffentlichkeit inzwischen ja schon recht erfolgreich via Gender-Mainstreaming eingeimpft worden ist, daß (auch unsere) Binarität, ebenso wie Geschlecht überhaupt ein über "Sprechakte" konstruierte (fragwürdige) Gegebenheit ist (Judith Butler)...
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Re: Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon Frank » 26. Nov 2016, 08:55

Aus meiner Sicht gibt es vor allem zwei gravierende Aspekte bei der aktuellen Situation und dem Umgang von Wissenschaft & Politik mit uns die Problematisch sind.

1. Die "pseudowissenschaftiche" These der Genderdefinition als die Ebene des Geschlechtes, aus der heraus Geschlecht zu einem Identitätsthema gemacht wurde und ja auch immer noch wird.
2. Die politische Reduktion auf diesen "pseudowissenschaftichen Bereich" und daraus resultierend das Thematisieren von "Geschlechtsidentität" (was ausschließlich auf Gender bzw. Gender Roles bezug finden kann) und die politischen Machtverhältnisse die auch nur denjenigen Verfügbar gemacht werden, die sowohl aufgrund der Masse (es gibt nunmal mehr Menschen mit einem Phänomen auf dieser Ebene, zumindest Aktuell) als auch aufgrund der Verleugnung jedweder anderer Möglichkeiten diese Thematik in den Vordergrund stellen und dort Festhalten.

Zu Punkt 1. sollte noch ergänzend hinzugefügt werden, das es im Englischen (welches ja die Hauptsprache im Internationalen Kontext ist) nur die beiden Begriffe "Sex" und "Gender" für Geschlecht gibt, es dort also nur die beiden Aspekte "Körper" und "Gender" gibt. Hier gab es ja so einige Versuche in den letzten Jahrzehnten , insbesondere aus der Neurobiologie heraus etwas zu finden das über diesen beiden zu eng gefassten Aspekten steht.Unsere Grafik zeigt dies sehr deutlich, wie es sich in der deutschen Sprache ausdrücken lässt.

Wobei unsere Grafik ja nicht nur für den Bereich der Transsexualität steht, sondern auch auf alle anderen Bereiche, wie Cisgeschlechtlichkeit, Intersexualität und selbst Transgender/Trans* und sogar Nonbinary orientierte Menschen Anwendung finden kann.
Diese Grafik zeigt zum Beispiel auch sehr deutlich wieso die frühere Umgehens-weise mit intersexuellen Kindern (Genital-Operationen zur klaren Definition des Körpergeschlechtes) so viel Leid bei den betroffenen Kindern verursacht hat und leider ja auch heute noch immer Verursacht. Einfach weil der Aspekt des "Geschlechtswissens" des individuellen Menschen unbeachtet blieb und auch heute noch wegen des reinen "Gender/Identität Bezuges" nicht Beachtet wird.

Die "Zwangs-Zusammenfassung" mit der sexuellen Orientierung sehe auch ich, trotz eigener Thematik in diesem Bereich, als extrem Belastend und Begrenzend an.
Allein schon die Tatsache das dem "Begehren" innerhalb der LSB- Vertretungen unsere Thematik massiv störend entgegensteht.
Hierzu möchte ich einen Satz von Martin Dannecker aus dem Jahr 2000 zitieren:
„Offensichtlich widersetzt sich das Begehren der vom postmodernen Diskurs verlangten Zerstreuung der sexuellen Orientierung, die ja zugleich eine Zerstreuung des Geschlechts wäre, Hartnäckig“

(Die Geschichte der Homosexualitäten und die schwule Identität an der Jahrtausendwende: eine Vortragsreihe aus Anlaß des 175. Geburtstags von Karl Heinrich Ulrichs, hrsg. Wolfram Setz, Berlin: Verlag rosa Winkel, 2000, Kapitel: Der „gewöhnliche Homosexuelle“ )
Hier hat in den letzten Jahren jedoch eine Verschiebung stattgefunden die eine größere Bandbreite des "Genders" (insbesondere des Bereiches "Geschlechtsausdruck") zulässt, jedoch im Bereich des "Sexus" (Körpergeschlecht, vor allem Genitalien) noch immer sehr enge Grenzen setzt. Wobei dies nur im LS(B) Bereich so ist, in der heterosexuellen Orientierung ist dies deutlich weniger verbreitet, dort wird mehr der gesamte Mensch gesehen.

Nachdenkliche Grüße,
Frank
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Re: Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon seerose » 26. Nov 2016, 09:32

Man muß diesen in ihrem Tun gegen uns irregeleiteten und irrwitzigen Transgendern, die uns ständig verleugnen, lächerlich machen und in der öffentlichen Darstellung verleumderisch umgestalten und schließlich in unserer Eigenart unsichtbar machen laut und immer lauter entgegenhalten:
Würde die cis-heteronormale Mehrheit mit Euch Transgendern und Trans* genau so intolerant umgehen, wie ihr dies mit uns klassischen Transsexuellen (NGS) ständig praktiziert, dann wüßtet ihr, was ihr uns damit antut; das ist die Fratze des Rassismus in unserer Zeit!
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Re: Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon Gast » 26. Nov 2016, 10:59

Mein Reden: Transsexuelle habe mit LSBT(I) nichts gemein. Im Gegenteil, die Vereinnahmung und Umdeutung ist sehr schädlich und gefährlich.
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Re: Aktionsplan für Akzeptanz von L.S,B,T,T.I

Beitragvon Lotty » 26. Nov 2016, 17:26

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