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- Für Menschen deren Geschlecht nicht den Körpermerkmalen entspricht -
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BeitragVerfasst: 6. Nov 2017, 17:36 
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Wir möchten an dieser Stelle auf eine Veranstaltung bezugnehmend die aktuelle politische Unsichtbarmachung eines Phänomenes und der Menschen welche von diesem Phänomen betroffen sind protestierend Hinweisen. Am 25.10.2017 fand die Fachveranstaltung der Landes-Antidiskriminierungs-Stelle-Berlin statt, mit dem Titel: "Lebensrealitäten transgeschlechtlicher Menschen 1945-1980".

Den Hinweis darauf erhielten wir überregional erst am 19.10.2017, also einen Tag vor Ablauf der Anmeldefrist. Wobei sich angesichts dieser Handhabung die Frage stellt, ob der kurzfristigen "Einladung" vielleicht lediglich eine Alibi-Funktion zukommen soll. Dieser Eindruck wird verstärkt, denn schon der Veranstaltungs-Titel stellt eine diskriminierende Form der Unsichtbarmachung des Phänomens "originärer Transsexualität (NGS)" dar. Dies ist gegeben, weil der Begriff "transgeschlechtliche Menschen" nur für Menschen stehen kann, welche dauerhaft "gegengeschlechtlich" leben.
"Trans" (latein) steht für "entgegen" bzw. "hinüber", wenn es um eine Lebensrealität geht, kann somit nur ein "entgegen" gemeint sein, da ein "hinüber" einer begrenzten "Zeit" zugeordnet werden müsste.

Die Menschen, welche jedoch in der zweiten Hälfte der 1970-er Jahre für ein "Transsexuellengesetz (TSG)", gekämpft hatten, waren schon den Weg des "Hinüber" gegangen, und somit ist es eine besonders diskriminierende Begriffsverwendung, wenn gerade im Zusammenhang mit der Entstehung des TSG (nur) von "transgeschlechtlichen Menschen" die Rede ist.

Bitte vergegenwärtigen Sie sich die Situation der seinerzeit betroffenen originär transsexuellen Menschen (NGS), die ihre Transition, einschließlich geschlechtsangleichender Operation bereits abgeschlossen hatten, ohne Aussicht auf einen Anspruch, auch rechtlich in ihrem Geschlecht anerkannt zu sein, mit allen damit verbundenen negativen Konsequenzen für diese Menschen in ihrem sozialen Alltag!
Der von einer Zeitzeuging verfasste Informationsflyer zur "Entstehung des TSG" lag schon beim Fachtag zum Geschlecht im Recht im Februar 2017 im BMFSFJ aus und ist seitdem auch auf unserer Webseite abrufbar.

In der angekündigten Veranstaltung soll es also nur um Menschen gehen, die eben genau nicht mit denen Identisch sind, welche sich für die Umsetzung des TSG eingesetzt haben. Statt der historischen Wahrheit nachzukommen geht es hier um das Phänomen "Leben im Gegengeschlecht", welches nicht mit dem "Frau-/Mann-Sein" von Menschen mit abgeschlossener Transition im Sinne einer "Transsexualität (NGS)" übereinstimmt.

Die Verwendung des Zusatzes NGS für originär transsexuelle Menschen, welcher für das Neuro-Genitale-Syndrom steht, betont das sehr wohl mit den Genitalien im Zusammenhang stehende und ebenso mit dem "neuronalen Netz eines Menschen" zusammenhängende Syndrom. Doch warum ist dies zusätzlich zu dem Begriff "Transsexualität" überhaupt notwendig, steht doch dieser Begriff im Zusammenhang mit dem sogenannten
Zitat: "Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen (Transsexuellengesetz - TSG)"
Ausfertigungsdatum: 10.09.1980
.
Die in dem Gesetz damals grundlegende Annahme, dass es sich bei Menschen mit "transsexueller Prägung", ausschließlich um Menschen handeln würde, welche eine Genitalangleichung schon umgesetzt haben oder doch zumindest "umsetzen wollen", ist inzwischen durch verschiedene Beschlüsse des Bundes-Verfassungs-Gerichts als nicht mehr aktuell bezeichnet und somit für unrechtmäßig erklärt worden. Dies wäre an sich kein Problem, wenn damit nicht auch die Bezeichnung "Transsexualität" von dem "Wunsch der genitalen Angleichung an das erlebte Geschlecht" entkoppelt worden wäre. Denn es gibt auch heute noch, wie seit jeher Menschen, für die dieser Aspekt der Ausschlaggebende ist.

Diese Gegebenheiten stehen in einem eindeutig akzentuierten Phänomenbezug, der der Lebenswirklichkeit von originär transsexuellen Menschen (NGS) auch gerecht werden muss. Dieser unterscheidet sich fundamental von dem von den Vertretern der diversen "Genderbezugsebenen des Geschlechtes" als zentral angegebenen "Perfektionierung des sozialen Geschlechts-Rollen-Wechsels", oder gar "aufgrund einer Gefangenheit im Heteronormativen Weltbild". Vielmehr ist die angestrebte geschlechtsangleichende Operation für die Menschen mit originär transsexuellem Hintergrund (NGS) der zentrale Aspekt ihrer Persönlichkeit, zur Realisierung der nach benötigter Stimmigkeit strebenden Körperwahrnehmung.

In der Neurobiologie sind seit Jahren Forschungen zu den Phänomenen Intersexualität und Transsexualität jenseits der Geschlechtsrollenaspekte durchgeführt worden, aus deren Ergebnissen auch deutlich hervorgeht, dass es die bedeutsam-eigenständige Selbst-Wahrnehmung des eigenen Geschlechts gibt, welche nicht oder doch zumindest nicht im behaupteten Umfang von den psychosozialen Aspekten beeinflussbar ist. Die der "Geschlechts-Rollen-Identitäts-Theorie" zugrundeliegenden Basisannahmen beruhen auf der falsifizierten behavioristischen Theorie der "Gender-Roles-Identity" von Money.

Somit erfolgt hier auf besagtem Fachtag eine Vorstellung von Thesen und Annahmen, welche auf einer längst falsifizierten Basis beruhen. Es wird von "Lebensrealitäten" geschrieben, wobei die Lebensrealitäten von vielen Betroffenen des Phänomens "originäre Transsexualität (NGS)" gar nicht mehr als existent anerkannt werden, da sie durch die falsche Bezeichnung und Grundannahme ausgeschlossen werden. Diese Menschen werden jedoch angeblich (oberflächlich?) mit-gemeint, ohne jedoch berücksichtigt zu werden, so dass letztendlich deren Lebensrealitäten dann schließlich gar keine Berücksichtigung mehr finden (muss).

Deshalb kann diese Gruppe von realen Menschen sich auch nur immer und immer wieder gegen diese "Vereinnahmung unter falschen Bedingungen" verwahren und wie hier, schriftlich protestieren. Denn tatsächlich erfolgt mit derartigen Veranstaltungen vor allem eins: Es wird Frauen und Männern das eigene Geschlecht abgesprochen, sie werden zu "transgeschlechtlichen Menschen" umdefiniert, und ihre wahren Lebensrealitäten werden verleugnet bzw. ignoriert.

Im Namen der Frauen und Männer, welche Mitglieder in unserer Vereinigung-TransSexuelle-Menschen e.V. sind, möchte wir hiermit auf die systematische und fortwährend betriebene Diskriminierung hinweisen, die auch in und auf besagter Fachtagung betrieben wird, und dementsprechend dagegen entschiedenen Protest einlegen.

VTSM, der Vorstand


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