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Verantwortungs-Delegation?
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Seite 1 von 2

Autor:  seerose [ 18. Jan 2019, 16:41 ]
Betreff des Beitrags:  Verantwortungs-Delegation?

Tessa Ganserer hat nun angeblich das, was sie immer gebraucht hat:
ein Psychiater hat ihr am 23.11.18 bestätigt, daß sie "transsexuell" ist. Das hat ihr so viel Mut gegeben, und danach hat sie sich entschlossen, seit Anfang 2019 nur noch als Frau aufzutreten.
Wie unumstößlich gültig und zuverlässig (valide & reliabel) kann aber eine von einem noch so kompetenten Experten vorgenommene Außenbeurteilung sein?
Im Falle von Tessa Ganserer jedenfalls anscheinend sehr viel mehr, als ihr Vertrauen in ihr eigenes Wissen über ihr geschlechtliches Selbst.

Nachfolgend einige Quellen aus jüngster Zeit, die m.E. noch sehr viel Uneindeutigkeit dokumentieren.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/tess ... -1.4274552
https://www.queer.de/detail.php?article_id=32740
https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Ganserer
https://www.youtube.com/watch?v=Vc_Uqvwd3lA

Wie dem auch sei: ich wünsche Tessa Ganserer jedenfalls alles Gute für ihren künftigen Lebensweg!

Autor:  Hauptmann Toxic [ 18. Jan 2019, 20:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

Ich kreide ihr nicht an, wenn sie länger Zeit braucht. Was ich ihr ankreide ist, dass sie bei den Grünen ist :lol:

Nee, man muss halt auch bedenken, dass wenn sie sich irrt, sie ihre Partei als lächerlichen Haufen darstellt. Ich hoffe nur, dass sie keine Scheiße baut. Hab aber wegen dem Parteibuch keine große Hoffnung...

Autor:  Frank [ 22. Jan 2019, 10:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

Was ich gerade bei diesem so enorm "öffentlichen" Fall besonders bemerkenswert finde, ist die Basis des Gesundheitszusammenhanges.

Erst die "Diagnose eines ärztlichen Experten" wird als "Ja jetzt ist es so!" hergenommen!

Das ist Meilenweit entfernt vom Sinn und vor allem Denkweisenmäßig völlig entgegengesetzt zum Salutogenese-Gesundheitskonzept!

Da ist nix mit "informierte Eigenverantwortung" sondern es läuft genau so wie es von den Behandlern immer wieder als "Kritisch" angesehen wird:
Der/Die Begleittherapeut/in trägt die Verantwortung für die Aktivitäten der betroffenen Menschen - ?!?

Wen wundert da dann noch, dass gerade diese "Behandlergruppe" das Feld mit der größten Verantwortung, weil unumkehrbare Eingriffe, weit nach hinten schieben?
Und vor allem, wenn so viele Betroffene sich nicht der "Eigenverantwortung stellen wollen" -> wie soll diese sich dann jemals im Gesundheitssystem etablieren?
Selbstreflektion scheint heute weniger denn Je als Mittel zur Eigenverantwortung und damit auch als Basis einer funktionierenden Selbsthilfe gewünscht zu sein.
Und fatalerweise kommt dies von den vermeintlich Betroffenen selbst!

Dazu kommen natürlich noch diese irritierenden "Genderthematiken", die vermeintlich bestimmende Aussage "Ist doch alles das Gleiche, es geht nur um die sozialen Aspekte von Geschlecht!"
Aber so ist es in der REALITÄT eben Nicht!

Es gibt Phänomenlagen, da trifft es zu dass nur die sozialen Geschlechtsaspekte relevant sind.
Aber es gibt immer noch die körperlichen Geschlechtsaspekte und da gibt es genug was innerhalb dieses "körpergeschlechtlichen Systems" schieflaufen kann, was sich dann eben in "körperbezogenen Phänomenen" verorten läßt und diese Phänomene passen schlicht und einfach nicht in den sozialen Bereich!
Wer, wie ich zum Beispiel, mit dieser Diskrepanz von neuronaler Körpererwartung und entgegengesetzter genital-gonadalen Entwicklung betroffen ist, dem reicht es einfach nicht nur "als Mann zu leben", sondern es geht dann vor allem um das "körperliche Mannsein"!

Interessanter Weise habe ich schon von vielen originär transsexuellen Menschen (egal ob Frau oder Mann) genau dieses "Kernthema des geschlechtlichen Seins" zu hören bekommen, DIES ist der Kerpunkt um den es bei diesem sehr klaren und konkreten Phänomen, welches wir Transsexualität (NGS) benannt haben geht.
Neuro-Genitales-Syndrom, weil die Diskrepanz zwischen "neuronaler Basis(unveränderbar!)" zu den ausgebildeten "Genitalien" die Probleme hervorruft, diese "Gegensätzlichkeit" wird als Problematisch erlebt, als störend, es ist eben ein Syndrom. Es ist Behandlungsbedürftig und auch Behandlungsfähig -> wird es adäquat behandelt, verschwindet es danach, sobald die Diskrepanz nicht mehr erlebt wird.

Aber und da komme ich zurück auf die "Fremdbestimmung" bzw. die "Diagnose von Aussen" - wie soll eine aussenstehende Person diese Diskrepanz erkennen oder erfassen?

Autor:  Selfmademan [ 22. Jan 2019, 12:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

Habe erst vor ein paar Tagen gelesen, daß Ganserer weder die VÄ noch die geschlechtsangleichenden Operationen vornehmen lassen will und auch keine Hormontherapie starten will sondern so bleiben will wie "er" ist. Demnach ist Ganserer für mich ein Kerl Marke "Frustrierter Erpel" und ein "Sozialtransvestit" (neue Worterfindung von mir). Und das wird auch solange bleiben bis ich vom Gegenteil überzeugt werde. Heißt meinen Augen und Ohren sowie dem "Feinsinn zwischen den Zeilen" muß in der Wahrnehmung geholfen werden. Wer nicht "liefert", ist nicht originär TS (Passingpech mal ausgenommen).

Autor:  Frank [ 22. Jan 2019, 18:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

Hallo Selfmademan,
wieso ein neues Wort erfinden?

Ein Mensch der langfristig/Dauerhaft körperlich dem einen und sozial dem entgegengesetzten Geschlecht entsprechen will, ist schlicht und einfach "Transgender" - so wurde der Begriff von Virginia Prince definiert.

Warum also neue Wörter suchen, wenn es doch passende Wörter/Begriffe gibt?

Transvestit ist hingegen ein Mensch (vorwiegend in der Richtung Geschlecht = Mann, gelegentlich sozial Frau) der nur Zeitweise in die soziale gegengeschlechtliche Rolle schlüpft.

Daneben gibt es noch den fetischistischen Transvestitismus, aber der gehört nochmal in eine ganz andere Ebene.

Liebe Grüße,
Frank

Autor:  Selfmademan [ 22. Jan 2019, 23:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

Hach ja, denen geht es doch nur um Sozialaspekte und Klamotten. Also hab ich mal "Sozialtransvestit" gesagt. Aber ist ja auch egal, ich wollte denen eigentlich nur mal naserümpfend nen Stempel aufdrücken. ;)

Autor:  Hera [ 23. Jan 2019, 01:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

Urlaub vom Mann sein, weich sein dürfen, Dinge tun dürfen, die sonst nur Frauen tun dürfen usw.

Das alles hat natürlich eine Menge mit Transsexualität zu tun.

Autor:  Frank [ 29. Jan 2019, 14:21 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

da dieser Bereich aus meiner Sicht gerade für die Gesundheitsversorgung sehr wichtig ist, möchte ich noch einmal einen Teil meines ersten Antwortpostings zitieren:

Zitat:
Was ich gerade bei diesem so enorm "öffentlichen" Fall besonders bemerkenswert finde, ist die Basis des Gesundheitszusammenhanges.

Erst die "Diagnose eines ärztlichen Experten" wird als "Ja jetzt ist es so!" hergenommen!

Das ist Meilenweit entfernt vom Sinn und vor allem Denkweisenmäßig völlig entgegengesetzt zum Salutogenese-Gesundheitskonzept!

Da ist nix mit "informierte Eigenverantwortung" sondern es läuft genau so wie es von den Behandlern immer wieder als "Kritisch" angesehen wird:
Der/Die Begleittherapeut/in trägt die Verantwortung für die Aktivitäten der betroffenen Menschen - ?!?

Wen wundert da dann noch, dass gerade diese "Behandlergruppe" das Feld mit der größten Verantwortung, weil unumkehrbare Eingriffe, weit nach hinten schieben?
Und vor allem, wenn so viele Betroffene sich nicht der "Eigenverantwortung stellen wollen" -> wie soll diese sich dann jemals im Gesundheitssystem etablieren?
Selbstreflektion scheint heute weniger denn Je als Mittel zur Eigenverantwortung und damit auch als Basis einer funktionierenden Selbsthilfe gewünscht zu sein.
Und fatalerweise kommt dies von den vermeintlich Betroffenen selbst!


Ich habe einige Sätze farbig hervorgehoben, da ich gern eure Meinungen dazu lesen würde.
Wie denkt ihr über:
  1. Eigenverantwortung
  2. Salutogenese-Gesundheitskonzept
  3. Wer kann/darf über das eigene Geschlecht sichere Aussagen treffen?

Fragende Grüße,
Frank

Autor:  Selfmademan [ 29. Jan 2019, 15:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

1. Auf jeden Fall und unerläßlich
2. Sehr wichtig und nicht zu unterschätzen
3. Nur ich selbst kann diese Aussage über mich treffen, es ist aber durchaus hilfreich, ggf.auch selbstsicherheitsfördernd, wenn der Therapeut mindestens in einer "Ausschlußdiagnose" bestätigen kann, daß ich nicht anderweitig psychisch krank bin, ich mir also aufgrund irgendwelcher nicht existenten "psychischer Belastungen" und/oder verdrängter und nicht erinnerbarer Traumata mir meine "geschlechtliche Äußerung" eben NICHT einrede. Die berühmte Henne-Ei-Frage muß zuerst geklärt werden, erst danach kann man dementsprechend handeln.

Ich selbst habe mich freiwillig durchchecken lassen und zuvor für mich alles ausgelotet. Z.b. die männliche Lesbe nach einem Lesben-SHG-Besuch konnte ich sehr schnell ausschließen. Den Rest hat mein Therapeut gemacht. Er hat nicht direkt TS diagnostiziert sondern alle anderen psychischen Erkrankungen wie Borderline und Co. ausgeschlossen. Demnach habe ich mir mein Mann-sein nicht eingeredet.

Und falls derartige psychische Erkrankungen vorliegen, läßt sich dennoch herausfinden was zuerst da war. Z.B. das Gefühl des "Nicht-richtig-seins" von Kindesbeinen an, während z. B. ein traumatisches Erlebnis erst Jahre später eingetreten ist. Denn kein Kind wird als Borderline etc. geboren. Ein Säugling ist frei von psychischen Erkrankungen (Autismus und geistige Behinderungen mal ausgenommen). So zumindest meine laienhafte Sichtweise. Ich kann mich auch (graduell) irren. Seerose? Wie siehst Du das?

Autor:  seerose [ 29. Jan 2019, 19:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Verantwortungs-Delegation?

Frank schrieb:
"Ich habe einige Sätze farbig hervorgehoben, da ich gern eure Meinungen dazu lesen würde.
Wie denkt ihr über:
Eigenverantwortung
Salutogenese-Gesundheitskonzept
Wer kann/darf über das eigene Geschlecht sichere Aussagen treffen?"

Genau so ist es! Für originär transsexuelle Menschen (NGS) sollten diese Aspekte Selbst-Verständlichkeiten sein (können)!
Es ist immer problematisch, wenn ein Mensch meint, eine solch zentrale Frage wie die der Personalen Identität an andere Menschen delegieren zu können, und seien diese Anderen noch so "kompetent" auf diesem Fachgebiet; es bleibt immer ein Eindruck der Außenperspektive!
Ein anderer Mensch (Arzt/Therapeut) kann auch niemals die Frage für mich beantworten, wie es mir geht, und ob ich mich mit einer bestimmten Medikation "besser" oder vielleicht sogar "schlechter" fühle.
Die Delegations-Frage offenbart die Person, die bestrebt ist zu delegieren, als in dieser zentralen Persönlichkeitsfrage massivst auf soziale Unterstützung angewiesen zu sein, bei dieser zentralen Frage seiner eigenen Personalen Identität. Das bedeutet, dieser Mensch macht seine Personale Identität zu einem Objekt der Sozialen Identität.
Die Gründe hierfür können verschiedenartig sein. Wie dem auch sei: Einem Mensch mit diesem "Reifegrad" würde ich niemals ein positives Gutachten für eine GaOP ausstellen können; ein solcher Mensch erfüllt damit nicht die zentralen Kriterien für das Vorliegen originärer Transsexualität (NGS)!!!

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