Selfmademan hat geschrieben:
Könnte es sogar sein, daß je mehr ein Betroffener / eine Betroffene auf ihr optisches Passing erpicht ist und dies immer wieder vehement bis hin zur unangenehm werdenden Penetranz in den Vordergrund stellt ("Ich habe optisches Passing und falle nirgendwo mehr auf......"), desto mehr die Person innerlich mit sich selbst zerstritten ist und ihr daher Natürlichkeit und Authentizität fehlt? So nach dem Motto "Wenn ich schon nicht mit mir selbst im Reinen bin (und Minderwertigkeitskomplexe schiebe), dann will ich wenigstens optisches Passing haben."?
Ja, da ist sicher bei Vielen mehr oder weniger was dran! Aber Vorsicht: wir wollen jetzt doch bitte nicht im Umkehrschluß pauschal alle Diejenigen, die ein gutes passing haben diskriminierend verdächtigen, sie hätten keinen inneren Tiefgang! D.h. Authentizität und (optisches) passing müssen keine Gegensätzlichkeiten sein. "Gefährlich" werden kann es allerdings dann, wenn der "schöne Schein" eine letztlich innere Leere kaschieren muß. Deshalb wirken viele optische Aufmachungen aber auch so unecht und aufgesetzt, und stellen oftmals eine bloße "Maske"-rade dar, die das Ausleben von Rolle und Klischee ermöglichen.
Unser heutiger Zeitgeist negiert natürliche Gegebenheiten und propagiert den "schönen Schein", wofür es auch die betreffende Bezeichnung gibt: "mehr Schein als Sein". Oberflächlicher Lug und Trug sind angesagt, und Derjenige, der das besonders perfide beherrscht, glit als besonders clever und hochangesehen.
Das Menschen bestrebt sind, ihr inneres Selbst-Verständnis mit den dazugehörigen Bedarfen und Erwartungen an sich selbst und an andere entsprechend auch durch ihr "Auftreten" für ihre Umgebung wahrnehmbar auszudrücken, ist folgerichtig und natürlich.
Selfmademan hat geschrieben:
..., die Beschäftigung mit sich selbst beginnt erst nach abgeschlossener Transition. So zumindest meine Erfahrung. Vor lauter Körperleid hatte ich keinen Blick auf meine innere Welt..
Ich habe mich seit frühester Kindheit mit meiner "inneren Welt" auseinandergesetzt; die abgeschlossene Transition war für mich das langersehnte Tor aus Kerkerketten zur Freiheit, die mir fortan ein nahezu uneingeschränktes, mir gemäßes Leben ermöglicht hat, und die mich noch heute euphorisch und dankbar macht!
Selfmademan hat geschrieben:
Ich meine auch, daß mir aufgefallen ist, daß Betroffene die nach der Transition immer noch zerissen sind sich auch dann optisches Passing einreden wo kein optisches Passing vorhanden ist.
Menschen sind zu allerlei Wahrnehmungsverzerrungen, verdrängen, ignorieren, negieren u.ä. falschen "Bewältigungs-Mechanismen" im Stande...