Selbsthilfe Forum - Frau! Mann! - oder was bin ich sonst?

- Für Menschen deren Geschlecht nicht den Körpermerkmalen entspricht -
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BeitragVerfasst: 28. Mai 2017, 09:22 
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seerose hat geschrieben:
Wie wahr! Und ich denke, daß Du hiermit auch für all Diejenigen von uns, die rein optisch immer durch ein eine mehr oder weniger ausgeprägte "Auffälligkeit" geprägt sind einen Zugang zur Versöhnung mit sich selbst und mit anderen geschaffen hast: die Authentizität, die jede/r Betroffene prinzipiell entfalten kann, wenngleich hier die (falsche) internalisierte Sozialisation, häufig über viele Jahrzehnte sicherlich erst wieder mühsam überwunden werden muß. Aber realistisch gesehen kenne ich z.B. viele optisch ausgesprochen maskulin-erscheinende Frauen, die aber offensichtlich dennoch mit ihrem Frausein "versöhnt" sind, und dies auch mehr oder weniger "authentisch" ausstrahlen, und die vielleicht nicht zuletzt deshalb auch die allgemeine Akzeptanz in der Öffentlichkeit erfahren.

Der Absatz formte in mir einen Gedanken resp. eine Frage.

Könnte es sogar sein, daß je mehr ein Betroffener / eine Betroffene auf ihr optisches Passing erpicht ist und dies immer wieder vehement bis hin zur unangenehm werdenden Penetranz in den Vordergrund stellt ("Ich habe optisches Passing und falle nirgendwo mehr auf......"), desto mehr die Person innerlich mit sich selbst zerstritten ist und ihr daher Natürlichkeit und Authentizität fehlt? So nach dem Motto "Wenn ich schon nicht mit mir selbst im Reinen bin (und Minderwertigkeitskomplexe schiebe), dann will ich wenigstens optisches Passing haben."?

Ich habe mich nämlich gerade selbst erwischt. :oops: Denn ich kenne eine Zeitspanne von mir wo ich mir regelrecht was auf mein Passing eingebildet habe. Vermutlich um mich von meiner damaligen Restzerissenheit abzulenken. Denn das eigentliche Leben, die Reintegration, die Beschäftigung mit sich selbst beginnt erst nach abgeschlossener Transition. So zumindest meine Erfahrung. Vor lauter Körperleid hatte ich keinen Blick auf meine innere Welt.

Ich meine auch, daß mir aufgefallen ist, daß Betroffene die nach der Transition immer noch zerissen sind sich auch dann optisches Passing einreden wo kein optisches Passing vorhanden ist.

Wie sind eure Einschätzungen zu dem Thema?


Achja und wie immer, falls ich die falsche Kategorie erwischt habe, wußte nicht wo ich es hinschreiben sollte, dann einfach verschieben.

Grüße aus dem Gewitter :-)

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BeitragVerfasst: 28. Mai 2017, 10:28 
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Selfmademan hat geschrieben:
Könnte es sogar sein, daß je mehr ein Betroffener / eine Betroffene auf ihr optisches Passing erpicht ist und dies immer wieder vehement bis hin zur unangenehm werdenden Penetranz in den Vordergrund stellt ("Ich habe optisches Passing und falle nirgendwo mehr auf......"), desto mehr die Person innerlich mit sich selbst zerstritten ist und ihr daher Natürlichkeit und Authentizität fehlt? So nach dem Motto "Wenn ich schon nicht mit mir selbst im Reinen bin (und Minderwertigkeitskomplexe schiebe), dann will ich wenigstens optisches Passing haben."?

Ja, da ist sicher bei Vielen mehr oder weniger was dran! Aber Vorsicht: wir wollen jetzt doch bitte nicht im Umkehrschluß pauschal alle Diejenigen, die ein gutes passing haben diskriminierend verdächtigen, sie hätten keinen inneren Tiefgang! D.h. Authentizität und (optisches) passing müssen keine Gegensätzlichkeiten sein. "Gefährlich" werden kann es allerdings dann, wenn der "schöne Schein" eine letztlich innere Leere kaschieren muß. Deshalb wirken viele optische Aufmachungen aber auch so unecht und aufgesetzt, und stellen oftmals eine bloße "Maske"-rade dar, die das Ausleben von Rolle und Klischee ermöglichen.
Unser heutiger Zeitgeist negiert natürliche Gegebenheiten und propagiert den "schönen Schein", wofür es auch die betreffende Bezeichnung gibt: "mehr Schein als Sein". Oberflächlicher Lug und Trug sind angesagt, und Derjenige, der das besonders perfide beherrscht, glit als besonders clever und hochangesehen.
Das Menschen bestrebt sind, ihr inneres Selbst-Verständnis mit den dazugehörigen Bedarfen und Erwartungen an sich selbst und an andere entsprechend auch durch ihr "Auftreten" für ihre Umgebung wahrnehmbar auszudrücken, ist folgerichtig und natürlich.
Selfmademan hat geschrieben:
..., die Beschäftigung mit sich selbst beginnt erst nach abgeschlossener Transition. So zumindest meine Erfahrung. Vor lauter Körperleid hatte ich keinen Blick auf meine innere Welt..

Ich habe mich seit frühester Kindheit mit meiner "inneren Welt" auseinandergesetzt; die abgeschlossene Transition war für mich das langersehnte Tor aus Kerkerketten zur Freiheit, die mir fortan ein nahezu uneingeschränktes, mir gemäßes Leben ermöglicht hat, und die mich noch heute euphorisch und dankbar macht!
Selfmademan hat geschrieben:
Ich meine auch, daß mir aufgefallen ist, daß Betroffene die nach der Transition immer noch zerissen sind sich auch dann optisches Passing einreden wo kein optisches Passing vorhanden ist.

Menschen sind zu allerlei Wahrnehmungsverzerrungen, verdrängen, ignorieren, negieren u.ä. falschen "Bewältigungs-Mechanismen" im Stande...


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BeitragVerfasst: 28. Mai 2017, 14:33 
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Hallo Seerose,

ich meine das auch nicht pauschal. Ich meine auch nicht das tatsächliche vorhandene optische Passing sondern allein den Umgang mit diesem Thema. Daß nicht alle Menschen gleich sind weiß ich auch. Ich meine halt nur festgestellt zu haben, daß je mehr eine Person von sich und über sich zum Thema spricht und das in einer penetranten Art (man kann auch auf vernünftige Weise über Passing reden), desto leerer und zerissener ist die Innenwelt. Und wenn dann jemand sogar in einer aggressiven Weise auf sein optisches Passing besteht, dann scheint da wohl innen drin einiges im argen zu sein.

Ich wußte auch von Kindesbeinen an daß ich ein Junge bin und dennoch habe ich mich außerhalb der "Geschlechtsthematik" nicht mit mir selbst beschäftigt. Ich wollte den männlichen Körper haben, so schnell wie möglich, andere Themen fanden keinen Platz. Das begann erst mit Ende der Transition. Und es ist interessant, spannend und beängstigend zugleich welche Themen hervortreten sobald die "transsexuelle Decke" weg ist.

Klaro weiß ich daß ich auch Passing habe, aber ich verteidige es nicht mehr weil ich es nicht mehr brauche und aggressiv vehement verteidigen schon gar nicht.

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BeitragVerfasst: 28. Mai 2017, 16:30 
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Selfmademan hat geschrieben:
Ich meine halt nur festgestellt zu haben, daß je mehr eine Person von sich und über sich zum Thema spricht und das in einer penetranten Art (man kann auch auf vernünftige Weise über Passing reden), desto leerer und zerissener ist die Innenwelt. Und wenn dann jemand sogar in einer aggressiven Weise auf sein optisches Passing besteht, dann scheint da wohl innen drin einiges im argen zu sein.

Wenn dem so ist, halte ich das auch für gefährlich, insbesondere dann, wenn ein solches Verhalten maßgeblich eine Beziehung und den Partner damit in Beschlag nimmt...
Selfmademan hat geschrieben:
Ich wußte auch von Kindesbeinen an daß ich ein Junge bin und dennoch habe ich mich außerhalb der "Geschlechtsthematik" nicht mit mir selbst beschäftigt. Ich wollte den männlichen Körper haben, so schnell wie möglich, andere Themen fanden keinen Platz. Das begann erst mit Ende der Transition. Und es ist interessant, spannend und beängstigend zugleich welche Themen hervortreten sobald die "transsexuelle Decke" weg ist.

Vielleicht ist die unterschiedliche Umgehensweise mit den "besonderen Herausforderungen" transsexueller Menschen von Kindheit an auch ein Stück weit geschlechtsspezifisch bedingt anders...?


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BeitragVerfasst: 28. Mai 2017, 20:50 
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Hm. :-k Wobei das wohl in einer Beziehung scheinbar nicht so sehr der Fall ist, da der Partner ja zuvor eh schon in alles eingeweiht ist und dementsprechend damit umgehen kann, sonst wäre der Partner mit der betroffenen Person ja keine Beziehung eingegangen. ;) Und auf Lügenmärchen läßt sich keine Beziehung aufbauen.

Diese penetrante teils aggressive "Passing-Verteidigungstaktik" ist mir persönlich mehr im Zusammenhang mit Selbsthilfegruppen und Forenaktivität in Erscheinung getreten. Was ich da teilweise hören und lesen mußte, da bekommt das Wort "Fremdschämen" eine gänzlich neue Qualität. Und aus dieser Sichtweise heraus muß ich gestehen, daß es mich dann auch nicht mehr wundert, wenn so einige diverse TGs auf die Idee kommen zu behaupten, daß wir meinen wir seien "was besseres". Und dann all die "Schönheitswettbewerbe" in vielen SHGs. Ich habe es selbst mal so erlebt, da haben sich die anwesenden (ehemals-) Transsfrauen (absichtlich mit "ss" geschrieben, das letzte "s" steht für "sexuell" in Abgrenzung zu "g" für "gender", bin halt bei solchen Worten gerne mal schreibfaul :oops: ) bzgl. des optischen Themas so derart in die Wolle bekommen, daß die anwesenden (ehemals-) Transsmänner sich nur noch ratlos angeschaut und den Kopf geschüttelt haben. Weibliches Gekeife gepaart mit erlernter und teils eingebrannter männlicher Sozialisation, das ist Sprengstoff pur.

Umgehensweise mit "besonderen Herausforderungen": Du meinst also daß Transsmänner anders damit umgehen als Transsfrauen? Könnte sein. Dazu müßte man tatsächlich mal in der Breite wissen wie andere Betroffene mit sowas umgehen. Bis jetzt hab ich ja nur mich als Beispiel genommen und als Einzelperson bin ich nicht repräsentativ.

Wünsche noch einen schönen Restsonntag. :)

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