Selbsthilfe Forum - Frau! Mann! - oder was bin ich sonst?

- Für Menschen deren Geschlecht nicht den Körpermerkmalen entspricht -
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BeitragVerfasst: 4. Aug 2019, 11:53 
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Liebe Lesende,

in Beratungskontexten aber auch im Zusammenhang mit Anfragen zur Selbsthilfegruppe haben sich einige Aspekte immer wieder gezeigt, auf die ich hier gern einmal eingehen möchte.

Gerade zu Beginn, wenn man das "inning" (Selbsterkenntniss und eingestehen das mit der eigenen Geschlechtszuordnung etwas nicht Stimmt) gerade erst bewältigt hat,
denken die meisten nur an die direkten nächsten Schritte, hier kommt es auch sehr massiv zu offensichtlichen Übereinstimmungen bei nahezu allen Phänomenlagen mit Geschlechtsvariationbezug.

Im Vordergrund stehen erstmal die "psychosozialen Bereiche", wie die Thematik "wie kann ich meine richtige Geschlechtszugehörigkeit optimal ausdrücken?", "Was kann ich tun, damit mein Umfeld mich im richtigen Geschlecht sieht und anerkennt?" oder um es kurz Zusammen zu fassen - es geht um Themen rund um die Geschlechts-Rollen-Präsentation.

Doch irgendwann ist dieser Bereich stimmig genug und es geht an die Hinterfragung "Reicht mir das?" oder auch "Ich brauche mehr, es ist nicht nur dieser Bereich der nicht paßte!"
Manche kommen erst in dieser Phase zu Beratung oder Selbsthilfegruppe , manche kommen auch erst wenn diese Fragen längst geklärt sind - denn letztlich kann dies immer nur von der einzelnen Person selbst beantwortet werden, auch wenn manche Hilfe dabei benötigen dies für sich selbst fest stellen zu können.

Ein wichtiger Aspekt, der an diesem Punkt dann zur Differenzierung führt ist wenn in einer SHG zum Beipsiel dann einige gar keine weiteren Maßnahmen wollen, während andere dies für absolut zwingend notwendig für sich erleben, an diesem Punkt treten dann oft deutliche Differenzen in den Gruppen auf.
Wobei sich hier dann auch die Geschlechter unterschiedlich Verhalten, während die männlich orientierten Personen sich dann eben einfach zurückziehen und nicht mehr kommen, bricht unter den weiblich orientierten Personen schnell ein sogenannter "Grabenkampf" aus:
die Gegenseite wird nicht Verstanden - was übrigens auch gar nicht Möglich ist da diese Phänomenlagen einander absolut widersprechen - aber die eigenen Bedürfnisse scheinen das einzig wahre und richtige zu sein und darum muss dann verbal gekämpft werden. Was letztlich viele Selbsthilfegruppen vernichtet hat.

An diesem Punkt sollte immer die Frage relevant sein : Wofür steht die SHG?
ist sie eher medizinisch orientiert -> dann stehen natürlich die medizinischen Bedarfe im Vordergrund, logisch Betrachtet.
ist sie eher sozial/Umwelt orientiert -> dann ist sie gar keine "klassische SHG" aber dann stehen natürlich die sozialen Belange im Vordergrund.
Meine beiden SHGs, die ich leite, sind medizinisch orientiert, weshalb ich denjenigen die gar keine medizinischen Bedarfe haben auch darauf hinweise.

Dinge wie "High-Heel lauftraining", "Schminkkurse" oder gar "Styleberatung" sind Themen die durchaus für einige Frauen einen sehr hohen Stellenwert haben, aber sie gehören nicht zur Selbsthilfe!
Auch wenn es in reinen "Frauengruppen" durchaus auch mal um diese Themen gehen kann, aber sie sind nicht die Hauptthemen.

Spätestens wenn die Klarheit da ist, dass eine komplette körperliche Angleichung Notwendig ist, kommt aber noch ein weiteres Thema auf, die Frage nach dem "Leben danach?"
Und bei dieser Frage zeigt sich dann der Unterschied zwischen den Phänomenlagen am deutlichsten, die meisten derjenigen die eine körperliche Angleichung für sich als zwingend Erforderlich ansehen, wollen irgendwann einfach nur noch als "normale Frauen/Männer" leben können. Wobei das "normal meistens keine klar benennbaren Eigenschaften aufweist", sondern es geht darum nicht von anderen Frauen oder Männern differenziert zu werden. Und an diesem Punkt - der eben wieder sowohl Frauen als auch Männer betrifft, steht die Differenzierung von "Trans*" sehr stark im Vordergrund!
Begriffe wie "Transfrau/Transmann" werden für sich abgelehnt, weil sie etwas Suggerieren das nicht paßt, das auf eine "Unstimmmigkeit hinweist" die selbst nicht mehr erlebt wird, auch nicht mehr erlebt werden will!
Je näher das selbstdefinierte Ende der Transition kommt, desto stärker wird diese Differenz auch erlebt.
Viele, die dieses "Ende der Transition" erreicht haben, wollen nicht mehr mit diesem Lebensabschnitt konfrontiert werden, sie wollen einfach endlcih so leben wie es sich für sie stimmig anfühlt.

Kurgefasst: Das Leben danach hat für die meisten Betroffenen von Transsexualität (NGS) immer den Zusammenhang : endlich ist mein Geschlecht in Übereinstimmung!

Hier an diesem Punkt ist aber aktuell ein sehr großes Defizit aufgetaucht. Denn in Medien und auch in SHGs und anderen Kontexten erleben diejenigen die "auf dem Weg sind" genau dieses "Ziel" fast gar nicht mehr. Es geht fast nur noch um "lebenslanges Ausleben von differenten Geschlechtsaspekten" - oder um es mit den gängigsten Worten der Medien zu sagen:
"Es geht nur noch um das dauerhafte Leben im Gegengeschlecht"
Selbst die neue Diagnose der "genderdysphorie" sagt in sich genau das aus: "Unbehagen mit der eigenen Geschlechtlichkeit (Sozialbezug)".

Mein Fazit aus diesem Dilemma lautet daher:
Es ist besonders wichtig, dass in Selbsthilfegruppen und auch anderen Selbsthilfekontexten die Möglichkeit eines "normalen Lebens danach" sichtbar ist und bleibt.
Ebenso ist es wichtig dieses Thema in die medizinischen Fachkreise zu tragen!

Liebe Grüße,
Frank


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