Gespräch mit einem Transgender

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Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von Karin » 20. Mär 2017, 22:41

Hallo,

erst einmal (m)eine Definition: Je nachdem mit wem ich rede bin ich Transsexuell oder Transgender.

Zur Erklärung: Trotz eines XY-Chromosomensatzes empfinde ich mich weiblich, deswegen habe ich auch einen weiblichen Vornamen und empfinde es als angenehm auch von anderen so angesehen zu werden. Im klassischen Sinne bin ich also Transsexuell.

Ich bin aber nicht gleich tödlich beleidigt, wenn mich jemand anders einschätzt. Ich habe auch keine GA-OP und bin damit zufrieden. Nach außen hin habe ich genug erreicht um ein vernünftiges Passing zu haben. Der Rest würde mich nicht glücklicher machen.

Außerhalb meines weiblichen Empfindens habe ich noch zig andere Eigenschaften, die genau so wichtig sind, z.B. bin ich groß und blond.

Ich habe auch immer noch eine paar Eigenschaften, die eher dem männlichen Rollenklischee entsprechen. Z.B. koche ich nicht gern, bringe dafür aber den Müll raus. Je nachdem, wie ich mein Gegenüber einschätze (eher konservativ oder eher offen) bekenne oder verschweige ich meine männlichen Anteilen, Definiere mich also als Mensch mit weiblichen und männlichen Anteilen oder als reine Frau.

Wenn von meinen 1000 verschiedenen Eigenschaften 900 neutral, 80 weiblich und 20 männlich sind, was sagt das dann über mein Geschlecht aus?

Es ist mir (meist) nicht wichtig (nur) als Frau gesehen zu werden. Ich möchte in erster Linie als Mensch wahrgenommen und als gleichwertig angesehen werden. Dazu brauche ich keine Geschlechterrolle. Ich bin dann beleidigt, wenn sich jemand als besser empfindet, meint mehr Wert zu sein (egal aufgrund welcher Eigenschaft: Geschlecht, Leistung, Geld etc.).

Für die Krankenkasse und Behörden brauche ich die Definition Transsexuell um bestimmte Dinge (Hormone, OP) zu bekommen. Ich könnte auf die Definition Transsexuell verzichten, wenn es diese Bürokratie nicht gäbe.

Mir ist klar, dass wir (im Moment) in einer binären Gesellschaft leben, also die Einteilung in eines von genau zwei Geschlechtern von jedem gefordert wird. Ich empfinde diesen Einteilungzwang aber als überflüssig und würde mir eine Gesellschaft wünschen, in der das Geschlecht nur als eine unwichtige Eigenschaft angesehen wird.

Für mich ist die Definition Transsexuell Ausdruck dieser, jetzigen (von mir abgelehnten) Gesellschaft und die Definition Transgender Ausdruck einer möglichen, zukünftigen (von mir gewünschten) Gesellschaft.

Und vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich diese (künstliche) Trennung von Transsexuell (Ich bin was besseres, weil ich ja weiß was ich bin) und Transgender (Ich bin was besseres, weil ich modern und unabhängig bin) nicht mag. Ich bin beides!

Egal ob Transsexuell oder Transgender, der normale Bürger lehnt uns sowieso ab und wir sind eigentlich viel zu wenige, als das wir uns den Luxus leisten können, uns auch noch gegenseitig fertig zu machen.

Liebe Grüße
Karin

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von Lotty » 16. Mai 2016, 21:23

biker hat geschrieben:Was vergessen, sorry.

Warum nennt ihr euch SHG-dazwischen, wenn ihr euch, also die Betreiber, als eindeutig empfindet?

Hallo Biker,

dieses Forum ist aus der Selbsthilfegruppe SHG-Dazwischen entstanden. Diese SHG war ursprünglich mal für alle gedacht, also für Transfrauen, Transmänner, Transidente, Transsexuelle, Intersexuelle, Hermaphroditen, Androgyne, Transvestiten, DWT und viele mehr. Im Grunde ist sie das auch heute noch, es hat sich jedoch so ergeben, dass sie überwiegend von transsexuellen Menschen besucht wird.

Aus dieser SHG heraus entstand dieses Forum auf deren Hompage. Dann gründeten wir die Vereinigung-TransSexuelle-Menschen e.V. - :vtsm: Ein Verein der nur Menschen mit transsexuellem Hintergrund als Mitglieder aufnimmt (*1). Für diesen Verein nutzen wir einen geschlossenen Bereich des Forums für den Austausch untereinander und diesen öffentlichen Bereich.

Außer diesem Forum betreiben wir noch eine Webseite, sowie eine Gemeinschaftsseite und eine Gruppe Transsexualität und Gesellschaft auf facebook.

Liebe Grüße
Lotty


(*1)Als Transsexuell ist hier die Eigenschaft gemeint die als Diskrepanz zwischen Gehirngeschlecht und Geschlechstkörper bezeichnet werden kann. Menschen die diese Diskrepanz empfinden sind im Sinne dieser Satzung als transsexuelle Person zu bezeichnen.

Wir sind uns darüber im klarem dass nur die Person selbst diese Zuordnung treffen kann. Wir vertrauen auf die Ehrlichkeit derjenigen die eine MIttgliedschaft beantragen. Sollte sich später herausstellen das ein Mitglied nicht Transsexuell und auch keine transsexuelle Vergangenheit im Sinne dieser Satzung hatte, kann der Vorstand diese Person aus dem Verein ausschließen.

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von biker » 16. Mai 2016, 11:16

Was vergessen, sorry.

Warum nennt ihr euch SHG-dazwischen, wenn ihr euch, also die Betreiber, als eindeutig empfindet?

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von biker » 16. Mai 2016, 11:14

Was wir immer sagen, keiner ist besser oder schlechter, TG sind nur anders. Im Prinzip gibt es doch bereits eine TG-Diagnose, nämlich F 64.9. Die ist so pauschal gehalten, daß da alles drin sein kann. Von "och wollte ich nur mal wissen was mit mir los ist" über "ich will nur sozial als Mann anerkannt und akzeptiert werden, der Rest ist mir egal" bis hin zu "ich brauche für die neue soziale Rolle eine optische Minimalsttransition, damit ich in dieser Gesellschaft halbwegs in Ruhe gelassen werde".

Problem: Kein Therapeut in diesem Lande würde F 64.9 diagnostizieren wollen, weil sie erstens damit ihre eigene Ratlosigkeit preisgeben würden, denn F 64.9 ist eine reine Behelfsdiagnose weil man nicht dahinterkommt was wirklich los ist. Das will natürlich kein Therapeut gerne zugeben. Hier ist eindeutig nach dem Mut und der Ehrlichkeit von Therapeuten sich selbst gegenüber gefragt. Das andere ist die Angst der Therapeuten, wegen Diskriminierung angezeigt zu werden. Hier müssen also Therapeuten geschult werden, daß sie durchaus F 64.9 heranziehen dürfen und im Falle von benötigter Minimalsttransition müssen sie dann die Befürwortung der Minimalsttransition psychologisch plausibel begründen, so wasserdicht, daß die KK nicht muckt.

Jedoch müssen beide Diagnosen grundsätzlich offen sein, denn das ganze ist Selbstfindung und Entwicklung. Jemand der von sich selbst dachte er sei TG, kann sich im Verlaufe des Prozeßes doch noch als TS herauskristallisieren oder jemand der dachte, er sei TS und bräuchte das komplette Programm, stellt irgendwann fest, daß er doch nicht alles braucht und an einem viel früheren Schritt bereits maximal glücklich ist.

Wenn das Schule machen würde, wären TS und TG offiziell von wissenschaftlicher Seite aus separiert und TG hätten grundsätzlich eine medizinisch-chirurgische Sicherheit. Das würde zumindest mal in diesem Bereich den Grabenkrieg obsolet machen. Bleibt dann nur noch die Frage mit der rechtlichen Transition. Entweder ein eigenes Gesetz separat zum TSG oder einen Zusatzeintrag im TSG, für den Fall daß es sich um einen TG handelt.

Schlußendlich, ich habe nichts gegen TG, die sollen nach ihrer Fason glücklich werden, ich will nur nicht mit denen verwechselt werden. Die sollen bei sich bleiben, wir bleiben bei uns und die ewige Vereinnahmung und Unsichtbarmachung von TS soll endlich aufhören.

LG
biker von Trans-Eltern

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von Lotty » 2. Aug 2015, 13:28

Hanne hat geschrieben:Eins noch: ich lese sehr oft, so auch bei dir: ¨Gender-Aktivisten wollen alles gleichmachen¨...Das verstehe ich nie so richtig. Was denn genau? Geht's da um Frann und Mau, um die Entwicklung eines ¨Unisex-Genitals¨ ;), um Überwindung / Einebnung von Geschlechterrollen? Oder?
Was ist / sind die Intention(en) dabei?
Nein, ich stell mich jetzt nicht doof, ich versteh's wirklich nicht..
Und sags mit Anette Humpe :D Da bleib ich kühl - kein Gefühl. Das betrifft mich irgendwie überhaupt nicht.. Als ich das erste mal beim Psychiater war, sagte ich, dass ich Frau bin - und das hatter auch so verstanden.
Wenn Gender-Aktivisten aber das Ziel verfolgen, Menschen, die sich nicht ins binäre Geschlechterverständnis einorden können, eine Nische / Freiraum zu schaffen, damit jene sich besser entfalten können, solls doch recht sein, oder?
Weiss nicht, kann sein, dass ich zu naiv bin und viele Probleme nicht sehe. Dann wäre das halt so...und für mich persönlich eher zuträglich ;)

Lieber Gruß
Hanne

Hallo Hanne, du hast zwar Frank angeschrieben aber ich möchte dir auf deinen letzten Abschnitt gerne Antworten. Bei dem "alles gleich machen" der Gender-Aktivisten und vor allem der Queer-Theoretiker sehe ich zwei Aspekte.

  1. Durch die Verwendung des Begriffes Transgender als Oberbegriff und in letzter Zeit Trans*, werden die verschiedenen geschlechtlichen Varianzen, zum einen die Diskrepanz zur sozialen Rolle, zum anderen zu den geschlechtlichen Körpermerkmalen, egalisiert und Transsexualität wird in die Unsichtbarkeit getrieben. Der körperliche Diskrepanz wird gar als übersteigerter Versuch, den sozialen Rollenwechsel optimal zu vollziehen, ausgelegt. Frank hatte entsprechende Formulierungen bereits angesprochen, ich möchte sie aber noch einmal wiederholen: "die sind so im binären Geschlechtermodell gefangen das sie diese Angleichungen wollen" oder "die sind so in dem gesellschaftlichen Bild von Frau und Mann verankert das sie sogar so weit gehen ihren Körper verstümmeln zu lassen".
  2. In der Queer-Theorie wird versucht die Geschlechtsunterschiede als soziales Konstrukt begreiflich zu machen, es wird dabei jedoch übersehen das Geschlecht durchaus aus zweierlei besteht, Zum einen ist da die soziale Rolle zu nennen, zum anderem die Körperlichkeit. Der durchaus berechtigte Hintergrund, eine Gleichberechtigung der Geschlechter herbei zu führen, wird durch einen Weg versucht zu erreichen, der nur scheitern kann.

Neuerdings werden von der Gender-Bewegung sogar alle möglichen Winkelzüge unternommen um zu belegen das selbst Körperlichkeit tausende von Zwischenstufen hat und es keine klare Abgrenzung zwischen Mann und Frau gebe. Nur weil eine Frau unter Hirsutismus leidet oder aber ihr Hormonspiegel nicht der Norm entspricht bedeutet dies aber noch lange nicht das sie weniger Frau ist und mehr Richtung Mann tendiert. Natürlich gibt es dann auch Intersexualität. Das sind doch aber alles keine Beweise für eine kontinuierliche Übergangslosigkeit der Extreme Mann und Frau.

Gegen das Ziel der Gender-Aktivisten Freiräume für das soziale Rollenverhalten zu erreichen, ist das vollkommen in Ordnung. Dass würde ich sogar unterstützen. Nur ist ein Mann der seine Weiblichkeit ausleben möchte automatisch dadurch eine Frau? Meine Kritik richtet sich nicht dagegen dass sich Menschen in ihrem Rollenverhalten über die Geschlechtergrenzen hinweg bewegen sondern dagegen das man meint das Menschen mit transsexuellem Hintergrund dies ebenso machen, das es kein körperliches Problem ist sondern ein Problem mit der sozialen Rolle, denn das ist faktisch falsch.

Menschen mit transsexuellem Hintergrund sind Männer und Frauen,
Männer und Frauen mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen.

Liebe Grüße
Lotty

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von Gast » 2. Aug 2015, 11:03

Frank hat geschrieben:Hallo Hanne,

das große Problem bei diesem Begriff "Transgender" besteht darin das er sich eben "nur" und "Ausschließlich" auf die "Soziale Rolle" bezieht.
Das ist auch der Grund warum sich so viele transsexuelle Menschen und Menschen mit transsexueller Vergangenheit gegen diesen Begriff wehren,
denn letztendlich ist es doch so das diese "soziale Rolle" (bei den meisten Menschen mit transsexuellem Hintergrund) ohnehin schwierig war, sie haben die "soziale Rolle" der sie aufgrund des "Geburtsgeschlechts zugewiesen wurden" als etwas erlebt das sie "spielen mussten!" als etwas das "ihnen vom Umfeld aufgezwungen wurde" das aber nicht stimmig mit ihrem "Selbst" war.
Zu dem Oberbegriff "Transgender" werden ja "heute" auch Transvestiten und Drag-Queens gezählt, wo dann genau dieser Aspekt des "Rollenspiels" etwas ist das diese Menschen freiwillig, gern und zumindest Drag-Queens ja aus reinem Spaß teilweise richtiggehend "Zelebrieren".
Hier treffen also zwei völlig entgegengesetzte "Erlebniswelten" aufeinander : zum einen diejenigen für die es extrem schwer (vielleicht sogar purer Horror) war eine Rolle spielen zu müssen (die noch dazu ihrem Sein widersprochen hat) und zum anderen diejenigen die Spaß an solchen "Geschlechter - Rollenspielen" haben.

Wenn ich mir jetzt deine Darstellung und Sicht auf diesen Begriff anschaue, dann müßte ich eigentlich gute 40 Jahre "Transgender" gewesen sein,
denn ich habe etwa von meinem 4. bis zu meinem 44. Lebensjahr versucht so zu leben wie es mir entspricht (also Männlich) und wurde dabei immer von meinem Umfeld (in der Kindheit stärker, ab etwa 23 nach der Geburt meines Sohnes weniger massiv) dazu gedrängt in der falschen Rolle zu leben.
Ich habe diese "Transgender-Zeit" von der ich ja nicht mal wusste wie sie heißt, als Qual wahrgenommen - von daher wollte ich natürlich diese "Übergangszeit" gern so schnell wie möglich hinter mir lassen. *ist Nachvollziehbar oder?* Erlebe aber seit längerem das es diese "Gender-Aktivisten" gern zu einem "Dauerzustand machen wollen" das also die "Übergangszeit" nicht nur als "Zeit des Überganges" gesehen wird, sondern das es als "Dauerzustand" deklariert wird -> und da kann ich gar nicht anders als laut und deutlich STOP zu sagen! Das bin ich nicht, das will ich nicht sein, das wäre ja noch schlimmer (da es mir die Zukunft die ich für mich möchte nimmt!) wie das Leben vor der Transition.

Nun möchte ich noch auf das Thema "Gut meinen" eingehen.
Ich habe neben der Transsexualität noch zwei psychische Probleme, die ebenfalls "Krankheitswertig sind", da ist zum einen eine Post Traumatische Belastungs Störung (ja auch eine vermeintliche Persönlichkeits- Störung) und zum anderen Depressionen (sowohl durch die PTBS wie auch durch Transsexualität bedingt, also reaktionell).
Auch da gibt es dieses "gut gemeint" von Menschen die glauben was für den Umgang mit diesen Erkrankungen richtig wäre.
Bei der PTBS gibt es sehr viele die gut meinend sagen "Ach Vergiss es doch einfach, ist doch Vergangenheit!" oder "Na wenn du es nicht Vergessen kannst, dann verdränge es schiebe es nach hinten, irgendwann ist es weg." -> leider funktioniert es so aber nicht, im Gegenteil "Traumatische Erfahrungen" zu Verdrängen führt nur dazu das sie sich immer wieder in unpassenden Situationen aufdrängen, man wird diese Erfahrungen niemals los.
Und bei den Depressionen heißt es nur zu gern "Reiß dich mal zusammen, du musst nur wollen dann geht das schon!" -> ich glaube diesbezüglich ist mittlerweile bekannt genug das dies so nicht funktioniert, oder?

Doch wie sieht das im Zusammenhang mit Transsexualität und "Gender-Aktivisten"aus?
Nun Gender-Aktivisten wollen das binäre Geschlechtermodell abschaffen, sie wollen alles zu "dem Gleichen machen", es geht nicht um "gleichwertig" oder "gleichberechtigt" (da könnte ich voll hinter stehen) sondern es muss alles "gleich" werden.
Ich bin aber ein Mann, kein "gleich wie Frau = Mann" sondern "keine Frau! aber gleichwertig und gleichberechtigt wie Frau" Das ist ein sehr gravierender Unterschied.
Wenn es wirklich um "Gleichwertig & Gleichberechtigt" ginge - gar kein Thema da stehe ich hinter - aber das tut es nicht.
Wo es politisch und auch rechtlich zu einem Problem wird mit dieser "Gleichmacherei" ist sobald es um angleichende Maßnahmen geht.
Wenn Frau und Mann "das gleiche sind" -> wozu dann irgendwelche angleichenden Maßnahmen?
Und genau da besteht jetzt schon in politischen Bereichen das Problem, damit Transgender und Transsexuelle zu dem "gleichen" werden können, muss der Wunsch nach "angleichenden Maßnahmen" einer neuen "Psychophatologisierung" zugeordnet werden.
Da heißt es dann "Ja die sind so im binären Geschlechtermodell gefangen das sie diese Angleichungen wollen."
oder "Die sind so in dem gesellschaftlichen Bild von Frau und Mann verankert das sie sogar so weit gehen ihren Körper verstümmeln zu lassen."

Und dann ist da noch ein weiteres Problem, das ich da nun sehe, zumindest bei mir:
Ich habe meine Geburtsurkunde in der ich als "männlich" mit "Frank" als Vornamen geführt werde - ich lebe auch genau das Mann!
Wie kann ich also dann jetzt noch "Transgender" sein? Ich will nicht meine soziale Rolle wechseln! Ich bin doch Froh endlich in der richtigen sozialen Rolle zu sein und leben zu dürfen!

Und nochmal kurz zu der "Opferrolle" - sorry aber das ist schon der gleiche Mist den ich wegen der PTBS immer zu hören bekommen habe.
Nur weil ich Anprangere, wer mich tatsächlich schädigt, pflege ich nicht den "Opfermythos", sondern ich stelle klar wer mir wo und womit Schaden zufügt!
Täter müssen sehr wohl mit ihren Taten konfrontiert werden - das ist absolut richtig. Als Derjenige der geschädigt wird/wurde habe ich dieses Recht.
Allerdings ist es dann an mir zu versuchen die Bedingungen zu ändern, soweit es in meiner Macht steht und wenn ich dies (mit anderen Zusammen) tue bin ich zwar "Opfer" aber nicht in diesem "Opfermythos" gefangen.

Liebe Grüße,
Frank


Hallo Frank, danke für die ausführliche Antwort.
Weise nochmal darauf hin, dass ich jene 2 Perspektiven aufgezeigt habe: 1. Die rein auf Beobachtung gestützte Aussensicht, welche bestimmt 99,9% der Bevölkerung bzgl. uns haben.
2. Ein in unserem Falle allenfalls momentaner, also zeitlichbegrenzter Übergangszustand (trans-gender, einhegehend mit der Notwendigkeit, den Körper anzugleichen); welcher von anderen als ein Dauerzustand gelebt wird. Nicht meins, nicht deins, seh ich vollkommen so..TS wollen entweder Männer oder Frauen sein, für mich stand das nie außer Frage...Den Prozess hin zu dieser Erkenntnis kennen wir ja wohl alle...kann auch mal länger dauern ;)

Folgeerkrankungen von Transsexualität: Traumata oder auch Depression sind der bittere Beweis, dass sich Menschen mit transsexuellem Hintergrund unterscheiden von Menschen, die ohne Leidensdruck die geschlechtliche Verwandlung lieben, selbstverständlich! Ursache dieser Erkrankungen ist, das sehe ich auch so, unter anderem das chronische Unverständnis der Umwelt. Als TS hat man eine körperliche Behinderung, die nicht gesehen und akzeptiert wird. Für TS geht es, jawohl, nicht um lifestyle, sondern ums Überleben. Daher hege ich ja auch Verständnis und erlebe es zum Teil ja auch selbst so, dass man sich als TS zunächst mal vom Leben und der Umwelt beschissen fühlt (Opfer). Aber da darf man eben nicht stehen bleiben. Trotz aller Belastung wollen wir doch leben und nicht chronisch scheitern. Und ich finde, dazu muss man sich sehr bewußt von dem Gefühl, vom Leben beschissen worden zu sein, trennen. So gut es eben geht. Als Traumapatient hat man ja zunächst den dringenden Bedarf nach Sicherheit, Sicherheit und nochmals Sicherheit, bevor man das ¨Fass¨ des Traumas öffnen kann und die schlimmen Erlebnisse, welche in den bestimmten Hirnregionen als eine lebensbedrohliche ¨Information¨ gespeichert sind, zu verarbeiten. Dazu braucht es sehr viel Zeit. Ich habe Gott sei Dank kein Trauma abgekriegt, daher fällt mir womöglich der positive, nach vorn gerichtete Blick sehr, sehr viel leichter, das räume ich ein.

Eins noch: ich lese sehr oft, so auch bei dir: ¨Gender-Aktivisten wollen alles gleichmachen¨...Das verstehe ich nie so richtig. Was denn genau? Geht's da um Frann und Mau, um die Entwicklung eines ¨Unisex-Genitals¨ ;), um Überwindung / Einebnung von Geschlechterrollen? Oder?
Was ist / sind die Intention(en) dabei?
Nein, ich stell mich jetzt nicht doof, ich versteh's wirklich nicht..
Und sags mit Anette Humpe :D Da bleib ich kühl - kein Gefühl. Das betrifft mich irgendwie überhaupt nicht.. Als ich das erste mal beim Psychiater war, sagte ich, dass ich Frau bin - und das hatter auch so verstanden.
Wenn Gender-Aktivisten aber das Ziel verfolgen, Menschen, die sich nicht ins binäre Geschlechterverständnis einorden können, eine Nische / Freiraum zu schaffen, damit jene sich besser entfalten können, solls doch recht sein, oder?
Weiss nicht, kann sein, dass ich zu naiv bin und viele Probleme nicht sehe. Dann wäre das halt so...und für mich persönlich eher zuträglich ;)

Lieber Gruß
Hanne

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von Frank » 2. Aug 2015, 09:01

Hallo Hanne,

das große Problem bei diesem Begriff "Transgender" besteht darin das er sich eben "nur" und "Ausschließlich" auf die "Soziale Rolle" bezieht.
Das ist auch der Grund warum sich so viele transsexuelle Menschen und Menschen mit transsexueller Vergangenheit gegen diesen Begriff wehren,
denn letztendlich ist es doch so das diese "soziale Rolle" (bei den meisten Menschen mit transsexuellem Hintergrund) ohnehin schwierig war, sie haben die "soziale Rolle" der sie aufgrund des "Geburtsgeschlechts zugewiesen wurden" als etwas erlebt das sie "spielen mussten!" als etwas das "ihnen vom Umfeld aufgezwungen wurde" das aber nicht stimmig mit ihrem "Selbst" war.
Zu dem Oberbegriff "Transgender" werden ja "heute" auch Transvestiten und Drag-Queens gezählt, wo dann genau dieser Aspekt des "Rollenspiels" etwas ist das diese Menschen freiwillig, gern und zumindest Drag-Queens ja aus reinem Spaß teilweise richtiggehend "Zelebrieren".
Hier treffen also zwei völlig entgegengesetzte "Erlebniswelten" aufeinander : zum einen diejenigen für die es extrem schwer (vielleicht sogar purer Horror) war eine Rolle spielen zu müssen (die noch dazu ihrem Sein widersprochen hat) und zum anderen diejenigen die Spaß an solchen "Geschlechter - Rollenspielen" haben.

Wenn ich mir jetzt deine Darstellung und Sicht auf diesen Begriff anschaue, dann müßte ich eigentlich gute 40 Jahre "Transgender" gewesen sein,
denn ich habe etwa von meinem 4. bis zu meinem 44. Lebensjahr versucht so zu leben wie es mir entspricht (also Männlich) und wurde dabei immer von meinem Umfeld (in der Kindheit stärker, ab etwa 23 nach der Geburt meines Sohnes weniger massiv) dazu gedrängt in der falschen Rolle zu leben.
Ich habe diese "Transgender-Zeit" von der ich ja nicht mal wusste wie sie heißt, als Qual wahrgenommen - von daher wollte ich natürlich diese "Übergangszeit" gern so schnell wie möglich hinter mir lassen. *ist Nachvollziehbar oder?* Erlebe aber seit längerem das es diese "Gender-Aktivisten" gern zu einem "Dauerzustand machen wollen" das also die "Übergangszeit" nicht nur als "Zeit des Überganges" gesehen wird, sondern das es als "Dauerzustand" deklariert wird -> und da kann ich gar nicht anders als laut und deutlich STOP zu sagen! Das bin ich nicht, das will ich nicht sein, das wäre ja noch schlimmer (da es mir die Zukunft die ich für mich möchte nimmt!) wie das Leben vor der Transition.

Nun möchte ich noch auf das Thema "Gut meinen" eingehen.
Ich habe neben der Transsexualität noch zwei psychische Probleme, die ebenfalls "Krankheitswertig sind", da ist zum einen eine Post Traumatische Belastungs Störung (ja auch eine vermeintliche Persönlichkeits- Störung) und zum anderen Depressionen (sowohl durch die PTBS wie auch durch Transsexualität bedingt, also reaktionell).
Auch da gibt es dieses "gut gemeint" von Menschen die glauben was für den Umgang mit diesen Erkrankungen richtig wäre.
Bei der PTBS gibt es sehr viele die gut meinend sagen "Ach Vergiss es doch einfach, ist doch Vergangenheit!" oder "Na wenn du es nicht Vergessen kannst, dann verdränge es schiebe es nach hinten, irgendwann ist es weg." -> leider funktioniert es so aber nicht, im Gegenteil "Traumatische Erfahrungen" zu Verdrängen führt nur dazu das sie sich immer wieder in unpassenden Situationen aufdrängen, man wird diese Erfahrungen niemals los.
Und bei den Depressionen heißt es nur zu gern "Reiß dich mal zusammen, du musst nur wollen dann geht das schon!" -> ich glaube diesbezüglich ist mittlerweile bekannt genug das dies so nicht funktioniert, oder?

Doch wie sieht das im Zusammenhang mit Transsexualität und "Gender-Aktivisten"aus?
Nun Gender-Aktivisten wollen das binäre Geschlechtermodell abschaffen, sie wollen alles zu "dem Gleichen machen", es geht nicht um "gleichwertig" oder "gleichberechtigt" (da könnte ich voll hinter stehen) sondern es muss alles "gleich" werden.
Ich bin aber ein Mann, kein "gleich wie Frau = Mann" sondern "keine Frau! aber gleichwertig und gleichberechtigt wie Frau" Das ist ein sehr gravierender Unterschied.
Wenn es wirklich um "Gleichwertig & Gleichberechtigt" ginge - gar kein Thema da stehe ich hinter - aber das tut es nicht.
Wo es politisch und auch rechtlich zu einem Problem wird mit dieser "Gleichmacherei" ist sobald es um angleichende Maßnahmen geht.
Wenn Frau und Mann "das gleiche sind" -> wozu dann irgendwelche angleichenden Maßnahmen?
Und genau da besteht jetzt schon in politischen Bereichen das Problem, damit Transgender und Transsexuelle zu dem "gleichen" werden können, muss der Wunsch nach "angleichenden Maßnahmen" einer neuen "Psychophatologisierung" zugeordnet werden.
Da heißt es dann "Ja die sind so im binären Geschlechtermodell gefangen das sie diese Angleichungen wollen."
oder "Die sind so in dem gesellschaftlichen Bild von Frau und Mann verankert das sie sogar so weit gehen ihren Körper verstümmeln zu lassen."

Und dann ist da noch ein weiteres Problem, das ich da nun sehe, zumindest bei mir:
Ich habe meine Geburtsurkunde in der ich als "männlich" mit "Frank" als Vornamen geführt werde - ich lebe auch genau das Mann!
Wie kann ich also dann jetzt noch "Transgender" sein? Ich will nicht meine soziale Rolle wechseln! Ich bin doch Froh endlich in der richtigen sozialen Rolle zu sein und leben zu dürfen!

Und nochmal kurz zu der "Opferrolle" - sorry aber das ist schon der gleiche Mist den ich wegen der PTBS immer zu hören bekommen habe.
Nur weil ich Anprangere, wer mich tatsächlich schädigt, pflege ich nicht den "Opfermythos", sondern ich stelle klar wer mir wo und womit Schaden zufügt!
Täter müssen sehr wohl mit ihren Taten konfrontiert werden - das ist absolut richtig. Als Derjenige der geschädigt wird/wurde habe ich dieses Recht.
Allerdings ist es dann an mir zu versuchen die Bedingungen zu ändern, soweit es in meiner Macht steht und wenn ich dies (mit anderen Zusammen) tue bin ich zwar "Opfer" aber nicht in diesem "Opfermythos" gefangen.

Liebe Grüße,
Frank

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von p204807 » 2. Aug 2015, 08:07

Gegendarstellung:

Wir haben überlegt ob wir den Beitrag von Ätzi freigeben oder nicht. Letztlich haben wir uns jedoch entschieden ihn frei zu geben, stellt er doch ebenfalls eine Meinung dar, wenn auch nicht die der Forenleitung.

Zum einen erkennen wir in Hanne eher eine Frau mit transsexuellem Hintergrund als einen Transgender. Eine Frau die auf dem Weg ist wo der auch immer lang geht und wo er auch immer endet.

Zum anderen ist dies ein Forum auch für Menschen die sich selbst finden möchten. Da nehmen wir natürlich keinerlei Einfluss auf die Entwicklung und es ist sehr wohl möglich das diese Menschen im Einzelfall auch einmal feststellen dass ihnen der Wechsel der sozialen Rolle ausreicht, weitere medizinische Maßnahmen also falsch für sie währen.

Natürlich stehen hier Menschen mit transsexuellem Hintergrund im Vordergrund und genießen einen besonderen Schutz, anders als in diesen ganzen Transgender Foren. Das ist aber die Aufgabe der Forenleitung und diese nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Diskussionen über den Begriff Transgender sind aber sehr wohl möglich und auch erwünscht, genauso wie alle anderen Diskussionen auch. Was hier aber nicht gewünscht wird sind Fremdzuweisungen und genau dies hat Ätzi gemacht. Sie steckt Hanne in eine Schublade. Wir möchten hier aber keinen fremdbestimmen , weder als Transgender, noch als Trans* noch Transmensch oder was auch immer.

Solange es nicht heißt "du bist das und das", ist alles in Ordnung.
Diese Regel gilt es einzuhalten.


Das Ätzi hier ihre ganz persönliche Meinung zu Trangender kund tut ist soweit ok. Nur diese muss man nicht teilen. Transgender sind Menschen wie wir alle und nicht mehr oder weniger Wert wie wir alle. Transgender sein ist etwas anderes aber nichts schlechteres. Jeder Mensch soll für sich seinen Weg finden der ihn glücklich macht. Wir von der Forenleitung wüssten keinen Grund warum wir uns nicht mit Transgender, Transvestiten, Genderqueers oder wem auch immer unterhalten sollten. Es können durchaus sehr angenehme Gespräche sein.

Die Forenleitung

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von Ätztussi » 2. Aug 2015, 06:20

Ach Hanne,

du bist besser im TG Forum aufgehoben. TG Foren gibt es schon genug. Dies Forum soll bitte kein TG Forum werden. Mit einen TG ein Gespräch zu führen lohnt sich für ehemalige Transsexuelle nicht. Für mich sind TG Feinde, die Transsexuelle fremd vertreten und das TSG missbrauchen und zerstören. Sie sorgen dafür, dass der Ruf für wirkliche Transsexuelle immer schlechter wird. Also bleib bitte hier fern. #-o
Übrigens der Titel des Threads "Gespräch mit einem Transgender" weckt falsche Erwartungen. Mit Transgender diskutiert man lieber nicht, da es keine gemeinsame Grundlage gibt.

Ätzi

Re: Gespräch mit einem Transgender

Beitrag von tilly » 1. Aug 2015, 22:56

Ach Hanne

Ich würde mich echt freuen wenn du hier mehr als nur Gast wärst, denn du sprichst mir aus dem Herzen.
Denn eines ist mir schon lange klar, jede Ab oder Ausgrenzung, betrieben mit religiösem Eifer, mit Schwarz oder Weiß, ist Sch....!
Ich bin so eine Unverbesserliche die sich zur Humanität bekennt und an das Gute im Menschen glaubt.

Mit liebem Gruß Tilly

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